Lacunars Fluch, Teil 3: Wüstensöhne
Tempel gegangen waren, suchte ich mir aus dem Korb mit der schmutzigen Wäsche ein Priestergewand Eurer Gemahlin heraus, zog den Schleier ganz über meinen Kopf und gelangte so in den Tempel und in den Garten, wo die beiden mit dieser Usa saßen. Ich verbarg mich hinter einem Gebüsch. Leider war das Gespräch schon fortgeschritten, und ich konnte nur den letzten Teil mit anhören. Es ging um eine Pyramide …«
»Die Pyramide!«, keuchte Radomas. »Es gibt sie also wirklich!«
»Ja Gebieter. Und in dieser Pyramide, so sagten sie, befänden sich fünf riesige Krüge, angefüllt mit Schätzen.«
Radomas geriet ins Schwitzen. »Was sagst du da? Aber nein! Das glaube ich nicht. Das wäre ja – woher wussten die beiden das?«
»Sie waren dort, in der Pyramide.«
»Sie haben die Pyramide gefunden und sind in sie eingedrungen?« Radomas fasste sich an den Kopf und lief im Zimmer auf und ab. »Unmöglich! Sie müssen Usa zum Narren gehalten haben. Es sind Märchenerzähler, nichts weiter.«
»Verzeiht Gebieter, aber ich hatte nicht diesen Eindruck.«
»Was hast du noch gehört?«
»Leider nichts. Ich musste von dort verschwinden, weil dieser Caelian misstrauisch geworden war.«
Radomas ließ sich auf einen Stuhl fallen. »Wenn das wahr ist, dann hat mich Thorgan die ganze Zeit über belogen.« Wütend ballte er die Faust. »Mir erzählt er, sie seien nur auf bedeutungslose Ruinen gestoßen und hätten außer alltäglichen Haushaltsgegenständen nichts erbeutet. Aber das werde ich schon herausfinden!« Er warf Hanim ein Goldstück zu. »Hier! Und halte den Mund, sonst kostet es dich den Hals.«
Hanim fing es geschickt auf. »Und Sudita?«
»Die kannst du auch haben, die kleine Hure. Und nun ab mit dir!«
Hanim entfernte sich nur allzu gern. Sein Gebieter war zornig, und dann war es besser, ihm nicht unter die Augen zu treten, auch wenn man selbst nicht der Anlass dieses Zorns war. Er war zufrieden. Ein Goldstück und die süße Sudita. Ein widerspenstiges kleines Biest, aber nun gehörte sie ihm, und er würde sie schon zähmen.
Wie ein Unwetter erschien Radomas bei Maeva. »Wo sind die beiden?«, fauchte er sie ohne eine Erklärung an.
Maeva hatte mit seinem Erscheinen gerechnet. »Meinst du meinen Bruder und seinen Freund?«
»Haben wir noch andere Gäste im Haus?«
»Ich weiß es nicht. Heute Vormittag war ich mit ihnen im Tempel. Danach habe ich sie nicht mehr gesehen. Sie werden sich wohl die Stadt ansehen. Heute Abend sind sie bestimmt wieder da. Was ist denn so dringend?«
»Das geht dich nichts an!« Ein furchtbarer Verdacht durchzuckte ihn. Ohne ein Wort machte er kehrt und stürmte hinauf zu ihrem Zimmer. Er schleuderte den Läufer zur Seite und riss die Dielen auf. Die Satteltaschen! Sie waren noch da. Erleichtert deckte er alles wieder zu. Dann waren sie nicht geflohen. Aber er musste bis zum Abend warten, und das würde ihm schwerfallen. So eine Wartezeit verbrachte er am liebsten in einem Wirtshaus.
Nachdem er das Haus verlassen hatte, wartete Maeva noch eine Weile. Dann ging sie zum Stall, achtete darauf, dass niemand sie beobachtete, und führte Laila hinaus. Auf der Straße warf sie sich einen alten, geflickten Umhang um, stieg auf und ritt die Straße hinunter. Eine Bäuerin, die zum Markt wollte.
Als sie das Haus Husithos erreicht hatte, erwarteten Caelian und Jaryn sie schon ungeduldig. Laila begrüßte Jaryn mit ihrem üblichen Geschrei, und er klopfte ihr den Hals. »Mit dir, meine Schöne, bestehen wir jedes Abenteuer. Du bringst uns Glück.«
Husitho trat vor die Tür und begrüßte Maeva ehrerbietig. Er wollte sie ins Haus bitten, doch sie wehrte ab. »Ich habe keine Zeit.« In dürren Worten berichtete sie, dass Radomas bereits Verdacht geschöpft habe. Sie seien keine Sekunde zu früh geflohen. »Jetzt sitzt er im Wirtshaus und säuft sich dort seine Wut aus dem Leib. Ich habe ihm gesagt, ihr kämet heute Abend. Er wird ein langes Gesicht machen. Aber fürchtet nichts für mich. Ich weiß ihn zu nehmen.«
Dann umarmte sie Caelian und Jaryn herzlich und wünschte ihnen den Segen Alathaias auf ihrer Reise. »Ich hoffe, wir sehen uns unter glücklicheren Umständen wieder.«
*
Als Jaryn und Caelian auch am Abend nicht erschienen, ahnte Radomas die Wahrheit. Sie waren gewarnt worden und hatten sich davongemacht, bevor er ihnen das Geheimnis von Zarador entreißen konnte.
Er zermarterte sich das Hirn, wie diese beiden Jüngelchen es geschafft hatten, die legendäre Pyramide zu
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