Lacunars Fluch, Teil 3: Wüstensöhne
entdecken, nach der so viele schon gesucht hatten. Die Lage Zaradors hatte er selbst nur durch Zufall erfahren, als ihm einige alte Schriften seines Großvaters in die Hände gefallen waren, die er anfangs nicht beachtet hatte. Sofort hatte er Thorgan hingeschickt, und dieser hatte Zarador tatsächlich am besagten Platz gefunden. Allerdings, so hatte er gemeint, dauere es mindestens ein Jahr, wenn nicht länger, bis sie die Stadt gänzlich ausgegraben hätten. Und nein, von einer Pyramide sei nichts zu sehen.
Wer die beiden gewarnt hatte, war ihm klar, doch an Maeva durfte er sich nicht vergreifen. Das steigerte noch seine Erbitterung. Wahrscheinlich hatten sie sich nach Araboor unter die Fittiche von Caelians Vater begeben, der jetzt ebenfalls von der Lage der Pyramide und ihren Reichtümern erfahren würde. Radomas schäumte vor Wut. Das war ein furchtbarer Rückschlag im Kampf um die Vorherrschaft. Deshalb durfte er keine Zeit verlieren.
Am nächsten Tag rief er dreißig seiner besten Männer zusammen. Er musste persönlich an Ort und Stelle nach dem Rechten sehen und bereit sein, wenn Lacunar mit seinen Schwarzen Reitern eintraf. Wenn Thorgan ihn hintergangen hatte, dann wehe ihm und seinen Leuten. Er würde sie mitten in der Wüste an einen Pfahl nageln und verdursten lassen.
Inzwischen waren Jaryn und Caelian auf dem Weg nach Phedras. Sie gingen mit zwiespältigen Gefühlen. »Nun sind wir ganz und gar heimatlos geworden«, sagte Jaryn. »Aus Achlad müssen wir fliehen, zu deinem Vater können wir nicht, und in Jawendor darf ich mich auch nicht blicken lassen.«
»Ich habe darüber schon nachgedacht«, sagte Caelian. »In Narmora stehen noch unsere Pferde. Dort werden wir uns trennen. Du reitest zur Kurdurquelle, dort bist du sicher. Ich werde allein mit den Schriftrollen zum Tempel der Alathaia gehen. Danach komme ich zu dir, und wir erörtern das weitere Vorgehen gemeinsam mit Anamarna.«
Das hielt Jaryn für eine gute Idee, und so wollten sie es machen.
32
Die nächsten Tage war Rastafan überwiegend damit beschäftigt, den Oberhäuptern der Aristokratie Honig um den Bart zu schmieren und ihnen Doronbüsten zu verkaufen. Dazu hatte er sich in die besten Gewänder geworfen und sich eines gehobenen Gesprächsstils befleißigt, den er zuvor mit Saric eingeübt hatte. Die Sache lief gut an und gefiel Rastafan von Tag zu Tag besser. Dabei lernte er seine Untertanen gleich kennen und stellte fest, dass es selbst unter diesen Familien Leute gab, die einigermaßen vernünftig dachten, und die merkte er sich. Allerdings waren sie in der Minderzahl.
Das Geschäft lief gut, aber Orchan hatte in einer Sache nicht recht behalten: Auch diejenigen, die noch nicht auf der Liste standen, baten um eine Audienz und eröffneten dann, sie seien ebenfalls an einer Doronbüste interessiert. Allmählich kam sich Rastafan wie ein Marktschreier vor, doch er konnte diese Angelegenheit keinem anderen anvertrauen, denn sie wollten bei dem Handel natürlich dem König selbst gegenüberstehen.
Diese Audienzen, die Rastafan schon längst hätte einführen müssen, und die jetzt durch den Büstenverkauf vorangetrieben wurden, hatten auch zur Folge, dass die meisten ihre Vorurteile gegenüber Rastafan ablegten und die Gerüchte verstummten. Die Besucher konnten seine liebenswürdige Art, sein vorzügliches Benehmen und seine Zuvorkommenheit nicht genug loben.
Doch dann wurde Rastafan durch ein anderes Ereignis abgelenkt: Taymar, der Statthalter von Caschu, war eingetroffen.
Er war ein großer, schlanker Mann mit dunklem, kurz geschnittenem Haar, hageren Zügen und einem wie eingefroren wirkenden Lächeln. Was ihm vorgeworfen wurde, wusste er. Doch er zeigte nicht die geringste Furcht, ganz im Gegenteil. Bei seinem Eintreffen wurde er von Gleichgesinnten begrüßt, und es wallte hier und da Gelächter auf. Die Anklagepunkte fand Taymar lächerlich. Dass seine Freunde es für nötig gehalten hatten, Zeugen zu kaufen, fand er überflüssig. Wer stand schon gegen ihn? Kleinbauern, herumziehende Händler, Knechte und Mägde. Von einigen kannte er die Namen und würde sie bei seiner Rückkehr lehren, sich bei Hof zu beschweren.
In Margan kannte er viele Leute, und alle waren auf seiner Seite. Selbst der Richter. Die Gerichtsverhandlung würde einer Komödie gleichen, und der König, der sie angeordnet hatte, würde sich blamieren. Trotzdem war Taymar neugierig auf den Mann, von dem er nun schon so viel Seltsames und Widersprüchliches
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