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Lacunars Fluch, Teil 3: Wüstensöhne

Lacunars Fluch, Teil 3: Wüstensöhne

Titel: Lacunars Fluch, Teil 3: Wüstensöhne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jutta Ahrens
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Sie wollen von ihrem König geliebt werden, nicht missachtet.«
    »Das Einschleimen beherrsche ich ausgesprochen schlecht.«
    »Das habe ich befürchtet.« Orchan furchte die Stirn und hielt den Finger an die Nase. »Lass mich nachdenken.« Nach einer Weile fragte er: »Wo befinden sich die Büsten jetzt?«
    »In einer Lagerhalle.«
    »Dort willst du sie verstauben lassen?«
    »Was soll ich mit ihnen anfangen?«
    »Verkaufe sie.«
    »Darauf bin ich selbst schon gekommen. Ich wollte sie meistbietend auf dem Königsplatz versteigern lassen, doch Saric, mein Sekretär, wurde beinahe ohnmächtig bei dieser Vorstellung.«
    Orchan lachte. »So darfst du es auch nicht anstellen. Hör zu. Du empfängst die Häupter der erlauchtesten Familien. Saric kann dir eine Liste erstellen. Aber du empfängst sie einzeln, sie dürfen nichts voneinander ahnen. Jeder muss den Eindruck haben, er sei vor allen anderen gemeint und besäße deine Gunst in besonderem Maße. Zuerst träufelst du Honig auf seine Wunden. Dann bietest du ihm unter der Maßgabe strengen Stillschweigens an, privat eine Büste Dorons zu erwerben. Dieses Angebot würdest du nur ihm allein machen. Jeder in Margan wäre zutiefst beglückt, Dorons Standbild bei sich daheim aufstellen zu können. Das Schelmenstück auf der Hauptstraße schiebst du auf das Versagen irgendeines übereifrigen Dieners.«
    Rastafan lachte, ihm gefiel der Vorschlag, aber er hatte Bedenken. »Wenn ich aber jedem eine Büste aufschwatze, dann wird es sich herumsprechen, dass jeder eine hat, und ich stände als Lügner da.«
    »Da kennst du die Marganer Aristokratie nicht. Eine Büste Dorons zu besitzen, ist für jeden eine unvorstellbare Ehre. Erfährt er nun, dass sein Nachbar auch eine besitzt, wird er zwar enttäuscht sein, aber sich nichts anmerken lassen. Keiner von denen würde zugeben, getäuscht worden zu sein.«
    »Getäuscht von mir.«
    »Ja, doch das geriete in Vergessenheit. Der Neid auf den Nachbarn wäre größer. Niemand könnte mehr das Wort gegen dich richten, es wäre zu peinlich. Die Wahrheit könnte ans Licht kommen.«
    »Du bist ein durchtriebener Hund. Kein Wunder, dass du der reichste Kaufmann von Margan bist.«
    »Oh nein, da hat man dir etwas Falsches erzählt«, erwiderte Orchan bescheiden.

31
    Heute war Radomas ganz gegen seine Gewohnheit zum gemeinsamen Mittagsmahl erschienen. Er aß hastig und sprach nicht viel. Maeva merkte, dass etwas nicht stimmte, aber sie war es gewohnt, eine freundliche, aber unbeteiligte Miene zu zeigen. Sie hoffte, er werde bald wieder gehen, denn wenn sie mithilfe Usas auch alles Nötige zur Flucht der beiden in die Wege geleitet hatte, so stand doch noch der Esel im Stall. Um den musste sie sich persönlich kümmern, sie konnte keinem Bediensteten im Hause ihres Gemahls trauen.
    »Wo ist Hanim?«, fragte Radomas, nachdem er die halb volle Schüssel von sich geschoben hatte.
    »Er macht eine Besorgung.«
    »Wann kommt er wieder?«
    »Er ist nur auf den Markt gegangen. Es dürfte nicht mehr lange dauern.«
    »Schicke ihn zu mir, wenn er wieder da ist. Sofort! Hörst du?«
    »Ja, ich habe schließlich Ohren.«
    Maeva verhielt sich stets ruhig, aber gefallen ließ sie sich nichts. Sie war eine Fürstentochter, und außerdem hatte sie Usa auf ihrer Seite, und mit den Priestern legte sich kein Herrscher gern an.
    Radomas verließ wortlos das Esszimmer und begab sich auf seine Gemächer. Ruhelos ging er auf und ab. Hatte Hanim etwas herausgefunden? Und wenn – wie sollte er sich dann den beiden gegenüber verhalten? Sinnlos, sich jetzt schon den Kopf zu zerbrechen, das konnte er erst entscheiden, wenn er mehr wusste.
    Nach einer Weile, die Radomas endlos erschien, klopfte Hanim an seine Tür.
    Radomas riss sie auf. »Endlich. Wo treibst du dich herum?«
    »Die Herrin hat mich auf den Markt geschickt«, erwiderte Hanim ein wenig trotzig. Er fand, bei den Neuigkeiten, die er zu vermelden hatte, durfte er eine bessere Behandlung erwarten.
    »Du hättest den dummen Fethros damit beauftragen können. Also sprich!«
    Hanim bemerkte die Ungeduld seines Gebieters. Sein Lächeln war etwas zu selbstgefällig, aber diesmal übersah es Radomas. »Sie hatten die Satteltaschen unter den Dielen versteckt. Merkwürdig, nicht wahr? Aber dennoch befand sich außer alten Kleidern gar nichts in ihnen, was des Versteckens wert gewesen wäre.«
    Radomas packte ihn am Kragen. »Komm zur Sache, Bursche!«
    »Ja Gebieter. Ich musste sie also belauschen. Da sie in den

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