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L'Adultera

L'Adultera

Titel: L'Adultera Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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traten sie ein. Einige Kartons wurden ihnen gezeigt, und ehe noch viele Worte gewechselt waren, war auch schon die Wahl getroffen. In der Tat, Rubehn hatte sich für eine Granatblütengarnitur ent-
    schieden, und eine Direktrice, die mit zugegen war, versprach alles zu schicken. Melanie selbst aber gab der Französin ihre Karte. Diese versuchte den langen Titel und Namen zu bewältigen, und ein Lächeln flog erst über ihr Gesicht, als sie das »née de Caparoux«

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    las. Ihre nicht hübschen Züge verklärten sich plötzlich, und es war mit einem unbeschreiblichen Aus-
    druck von Glück und Wehmut, daß sie sagte: »Ma-
    dame est Française!... Ah, notre belle France.«
    Dieser kleine Zwischenfall war an Melanie nicht
    gleichgiltig vorübergegangen, und als sie draußen
    ihres Freundes Arm nahm, sagte sie: »Hörten Sie's
    wohl? Ah, notre belle France! Wie das so sehnsüchtig klang. Ja, sie hat ein Heimweh. Und alle haben wir's.
    Aber wohin? wonach?... Nach unsrem Glück... Nach
    unsrem Glück! Das niemand kennt und niemand
    sieht. Wie heißt es doch in dem Schubertschen Lie-
    de?«
    »Da, wo du nicht bist, ist das Glück.«
    »Da, wo du nicht bist«, wiederholte Melanie.
    Rubehn war bewegt und sah ihr unwillkürlich nach
    den Augen. Aber er wandte sich wieder, weil er die
    Träne nicht sehen wollte, die darin glänzte.
    Vor dem großen Platz, in den die Straße mündet,
    trennten sie sich. Er, für sein Teil, hätte sie gern weiter begleitet, aber sie wollt' es nicht und sagte leise:
    »Nein, Rubehn, es war der Begleitung schon zuviel.
    Wir wollen die bösen Zungen nicht vor der Zeit her-
    ausfordern. Die bösen Zungen, von denen ich eigent-
    lich kein Recht habe zu sprechen. Adieu.« Und sie
    wandte sich noch einmal und grüßte mit leichter Be-
    wegung ihrer Hand.

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    Er sah ihr nach, und ein Gefühl von Schreck und un-
    geheurer Verantwortlichkeit über ein durch ihn ge-
    störtes Glück überkam ihn und erfüllte plötzlich sein ganzes Herz. Was soll werden? fragte er sich. Aber
    dann wurde der Ausdruck seiner Züge wieder milder
    und heitrer, und er sagte vor sich hin: »Ich bin nicht der Narr, der von Engeln spricht. Sie war keiner und ist keiner. Gewiß nicht. Aber ein freundlich Men-schenbild ist sie, so freundlich, wie nur je eines über diese arme Erde gegangen ist... Und ich liebe sie,
    viel, viel mehr, als ich geglaubt habe, viel, viel mehr, als ich je geglaubt hätte, daß ich lieben könnte. Mut, Melanie, nur Mut. Es werden schwere Tage kommen,
    und ich sehe sie schon zu deinen Häupten stehen.
    Aber mir ist auch, als klär' es sich dahinter. Oh, nur Mut, Mut!«

    Eine halbe Woche danach war Silvester, und auf dem
    kleinen Balle, den Gryczinskis gaben, war Melanie die Schönste. Jacobine trat zurück und gönnte der älte-ren Schwester ihre Triumphe. »Superbes Weib. Ä-
    gyptische Königstochter«, schnarrte Rittmeister von Schnabel, der wegen seiner eminenten Ulanenfigur
    aus der Provinz in die Residenz versetzt worden war und von dem Gryczinski zu sagen pflegte: »Der geborene Prinzessinnentänzer. Nur schade, daß es kei-
    ne Prinzessinnen mehr gibt.«
    Aber Schnabel war nicht der einzige Melaniebewun-
    derer. In der letzten Fensternische stand eine ganze Gruppe von jungen Offizieren. Wensky von den Oh-129
    lauer kaffeebraunen Husaren, enragierter Sportsman
    und Steeplechasereiter (Oberschenkel dreimal an
    derselben Stelle gebrochen), neben ihm Ingenieur-
    hauptmann Stiffelius, berühmter Rechner, mager
    und trocken wie seine Gleichungen, und zwischen
    beiden Lieutenant Tigris, kleiner, kräpscher Füsilier-offizier vom Regiment Zauche-Belzig, der aus Grün-
    den, die niemand kannte, mehrere Jahre lang der
    Pariser Gesandtschaft attachiert gewesen war und
    sich seitdem für einen Halbfranzosen, Libertin und
    Frauenmarder hielt. Junge Mädchen waren ihm »ridi-
    kül«. Er schob eben, trotzdem er wahre Luchsaugen
    hatte, sein an einem kurzen Seidenbande hängendes
    Pincenez zurecht und sagte: »Wensky, Sie sind ja so gut wie zu Haus hier und eigentlich Hahn im Korbe.
    Wer ist denn dieser Prachtkopf mit den Granatblü-
    ten? Ich könnte schwören, sie schon gesehen zu ha-
    ben. Aber wo? Halb die Herzogin von Mouchy und
    halb die Beauffremont. Un teint de lis et de rose, et tout à fait distinguée.«
    »Sie treffen es gut genug, mon cher Tigris«, lachte Wensky, »'s ist die Schwester unsrer Gryczinska,
    eine geborne de Caparoux.«
    »Drum, drum auch. Jeder Zoll eine Französin. Ich
    konnte

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