Lady Almina und das wahre Downton Abbey: Das Vermächtnis von Highclere Castle (German Edition)

Carnarvons] großem Abenteuer mit wachsendem, aufrichtigem Interesse verfolgt.« Die Frage war nun, wie es weitergehen würde.
    Howard Carter blieb so lange bei Almina in Kairo, bis diese am Samstag, den 14. April, auf dem P&O-Dampfschiff Malova mit Carnarvons Leichnam nach England abreiste. Carter kehrte am nächsten Tag in gedrückter Stimmung nach Luxor zurück. Für die darauffolgende Woche sind keine Einträge in seinem Tagebuch verzeichnet. Carter lebte sehr zurückgezogen mit einigen wenigen engen Freunden und fühlte sich verloren ohne den Mann, mit dem er 15 Jahre lang zusammengearbeitet und mit dem er den größten Fund in der Geschichte der Archäologie getätigt hatte. Sie hatten die Öffnung des Sarkophags von Tutanchamun zusammen planen wollen, und nun würde Carnarvon niemals die innersten Geheimnisse des Grabs erblicken. Howard Carter würde die außergewöhnliche Totenmaske des Pharaos ohne den Freund an seiner Seite, der diesen Fund erst ermöglicht hatte, in Augenschein nehmen.
    Almina und Dr. Johnnie legten eine lange Heimreise zurück. Lord Carnarvon hatte in seinem Testament festgelegt, dass er in einem schlichten Grab auf dem Gipfel des Beacon Hill, nahe der Festung aus der Eisenzeit und mit Blick auf Highclere Castle, bestattet werden wollte. Sie würden in Plymouth an Land gehen und dort von Lady Evelyn empfangen werden, um Lord Carnarvon in einem eigens bereitgestellten Zug nach Highclere bringen. Almina hatte aller Kampfgeist verlassen. Diese Heimkehr war, verglichen mit ihrem von Hoffnung erfüllten Aufbruch vor wenigen Wochen, von quälender Langsamkeit geprägt.
    Es war ein schöner, frischer Morgen, als sich am 30. April, zwei Tage nach ihrer Ankunft, die Trauergesellschaft in der Familienkapelle versammelte. Die hohen Türen des aus Flint- und Backstein erbauten, überwölbten Bauwerks standen weit offen. Der grün und cremefarben gekachelte Boden und die wundervoll geschnitzten Kirchenbänke waren von draußen zu erspähen, als die in Schwarz gekleideten Bestatter den Sarg vorsichtig heraustrugen und in einen Krankenwagen der Armee luden. Ein junger Soldat stand als stiller Beobachter daneben und stieg dann in den Wagen ein, um den Sarg zu begleiten. Zwei der Bestatter folgten ihm, um den Sarg für das letzte Stück seiner Reise zu befestigen.
    Die Familie hatte darum gebeten, in aller Stille von Lord Carnarvon Abschied nehmen zu können, doch angesichts der umfangreichen Berichterstattung, die ihnen seit der Entdeckung des Grabs von Tutanchamun zuteilgeworden war, erschien es unwahrscheinlich, dass dieser Wunsch erfüllt werden würde.
    Der Krankenwagen fuhr den Hügel hinauf, an der Meierei, den Gewächshäusern und den Cottages der Pächter vorbei. Als er das Herrenhaus passierte, schlossen sich ihm drei große schwarze Autos an, in denen Evelyn, Catherine, die drei geliebten Schwestern von Lord Carnarvon, Winifred, Margaret und Vera, sowie sein Bruder Mervyn saßen. Lord Burghclere war zugegen, während Aubrey in seiner Villa in Portofino geblieben war, da er aufgrund der Probleme, die sein sich verschlechterndes Sehvermögen mit sich brachte, zu krank war, um die Reise anzutreten. Dr. Johnnie nahm ebenso wie der Verwalter von Highclere Castle, Major Rutherford, an der Beerdigung teil. Almina war 15 Minuten vorher allein in einem Auto aufgebrochen. Der Trauerzug legte den Weg entlang der Lime Avenue zurück, einer prächtigen Allee aus zarten, hellen Bäumen, zu deren beiden Seiten sich die hügelige Parklandschaft erstreckte. Sie fuhr durch den Torbogen der Windsor Lodge hindurch und hielt auf dem Golfplatz, den Lord Carnarvon 20 Jahre zuvor am Fuß des Beacon Hill hatte anlegen lassen.
    Der neue Earl of Carnarvon stieg aus dem Krankenwagen aus, Major Rutherford und Dr. Johnnie verließen die Autos. Ihnen schloss sich eine Gruppe treuer Bediensteter an, die am Fuß des Hügels gewartet hatten, darunter Mr Streatfield, Mr Fearnside, Mr Blake, Mr Storie und Mr Maber. Zusammen mit den beiden Pfarrern von Highclere und Burghclere stiegen die Männer zum Grab hinauf, das am Vortag ausgehoben und geweiht worden war. Es war ein steiler Pfad, der durch uralte Wacholderbüsche und Dornengestrüpp führte.
    Der Krankenwagen und die Autos fuhren bis zum Rand des Golfplatzes, wo die Steigung am geringsten war und sie die Auffahrt über den Hügelrücken gerade eben bewältigen konnten. Die Wagen setzten sich deutlich vor dem Horizont ab, als sie die knapp 300 Meter über dem