Lady Almina und das wahre Downton Abbey: Das Vermächtnis von Highclere Castle (German Edition)
hätte, in drei Tagen. Almina eilte an das Bett ihres Mannes und hielt nur lang genug inne, um Eve zu umarmen und die ruhige Ausstrahlung einer Krankenschwester anzunehmen, bevor sie sich daranmachte, Carnarvon gesund zu pflegen. Dies hatte sie schon viele Male getan und würde sich mit nichts anderem als einer vollständigen Genesung zufriedengeben. Ihr geliebter Mann stand auf dem Zenit seines Lebenswerks. Er musste einfach gesund werden.
Am 27. März meldete die Times , dass Lord Carnarvon sich erholt habe. Der König sandte eine Nachricht zur Ermunterung. Am 28. informierte die Zeitung ihre Leser, dass der Earl of Carnarvon einen Rückfall erlitten hatte. Am 30. gab man in Seamore Place eine Pressemitteilung heraus: »Dem Patienten geht es etwas besser; Temperatur 38,8; Zustand nach wie vor sehr ernst.« Vom 3. April an berichtete die Presse alle paar Stunden über den Gesundheitszustand Lord Carnarvons. Seine Krankheit stand nun im Zentrum der Geschichte: Von seinem Gesundheitszustand hing es ab, wann das nächste Kapitel der Tutanchamun-Sage, die die ganze Welt in den Bann gezogen hatte, aufgeschlagen werden würde.
Am 1. April stattete Allen Gardiner Carnarvon einen Besuch ab: »Er hatte kurz vor sechs Uhr morgens eine schreckliche Krise … das hat mir sehr zugesetzt … warum bin ich ihm so zugetan … und dieses arme kleine Mädchen bricht mir das Herz mit ihrer Hingabe, sie sitzt dort Tag und Nacht völlig ermüdet und wacht an seiner Seite. Gestern hatten die Ärzte ihn schon aufgegeben, doch Evelyn und Lady Carnarvon beharrten darauf, dass er durchkommen würde. Heute Morgen wollte er unbedingt rasiert werden und fühlte sich offenbar schon viel besser.«
Als Lord Porchester eintraf, hatte Lord Carnarvon sich eine Lungenentzündung zugezogen und war nicht mehr ansprechbar. Almina verlor die Hoffnung. Henry blickte auf den fiebernden Mann hinab – den Vater, den er kaum kannte und den er doch, wie ihm erst vor Kurzem bewusst geworden war, von Herzen liebte. In der Zeit, in der sie hätten Freunde werden können, hatte der Krieg sie getrennt, und jetzt schien es zu spät, das Versäumte nachzuholen.
Am Donnerstag, den 5. April, kam Lord Carnarvon in den frühen Morgenstunden zu sich: »Ich habe den Ruf vernommen, ich bereite mich vor.« Wenig später verschied er.
Almina kniete an seiner Seite und weinte leise. Sanft schloss sie ihm die Augen. Eine der Krankenschwestern machte sich eilig auf, um Porchester und Lady Evelyn zu holen. Als diese sich auf den Weg zur Suite ihres Vaters machten, war der Flur in Dunkelheit getaucht. In ganz Kairo waren die Lichter ausgegangen. In Highclere jaulte Susie, Lord Carnarvons geliebter Terrier, einmal auf und weckte damit den Verwalter, in dessen Raum sie schlief. Dann starb der Hund.
Eve war untröstlich. Nachdem sie ihrem Vater die Hände geküsst hatte, verließ sie am Arm ihres Bruders den Raum. Howard Carter, Alan Gardiner, Dr. Johnnie, die Bethells und die Maxwells waren im Wohnzimmer versammelt, und während Porchy seine Schwester tröstete, ging Dr. Johnnie zu Almina hinein, um ihr Beistand zu leisten.
In dieser Nacht bekam niemand viel Schlaf. Am nächsten Morgen fand der neue Earl of Carnarvon Carter mit vor Übermüdung geröteten Augen die Nachrufe auf seinen engen Freund und Förderer lesend vor. Alle ägyptischen Zeitungen waren als Zeichen des Respekts mit einem Trauerrand versehen. Erneut traf eine Flut von Telegrammen aus aller Welt ein, diesmal waren es jedoch Beileidsbekundungen und keine Glückwünsche.
Almina war verzweifelt. Ihre Kinder waren um sie besorgt, doch sie versicherte ihnen, dass es ihr Wunsch sei, dass sie beide Ägypten verließen. Almina würde die Vorbereitungen treffen, um Lord Carnarvons sterbliche Überreste nach Hause bringen zu lassen. Also brachen Evelyn und Porchester nach Port Said auf, wo Catherine auf ihrem Weg aus Indien eintraf, und reisten zurück nach England. Porchy, der Ägypten nie gemocht hatte, brannte darauf, das Land zu verlassen. Eve hatte Ägypten geliebt. Sie kehrte nie wieder dorthin zurück.
Während Almina sich um die Einbalsamierung des Leichnams ihres Mannes kümmerte, verbreitete die Presse wilde Spekulationen über den Fluch des Pharaos. Die größte Sensationsgeschichte der Welt wurde einfach fortgesetzt. Die Times veröffentlichte eine nüchternere Nachricht: »Millionen Menschen, die antiken Artefakten für gewöhnlich wenig Aufmerksamkeit schenken … haben den Fortschritt von [Lord
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