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Lady Almina und das wahre Downton Abbey: Das Vermächtnis von Highclere Castle (German Edition)

Lady Almina und das wahre Downton Abbey: Das Vermächtnis von Highclere Castle (German Edition)

Titel: Lady Almina und das wahre Downton Abbey: Das Vermächtnis von Highclere Castle (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gräfin von Carnarvon
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war, dass von den Türken keine nennenswerte Bedrohung ausging. Das Leben in Kairo hatte sich wenig verändert, noch immer wurden den Winterurlaubern die üblichen Vergnügungen angeboten, und die von Exzentrikern und Abenteurern geprägte Besucherschar war gleich geblieben. Aubrey lernte T. E. Lawrence kennen, der ein enger Freund werden sollte. Lawrence’ erster Eindruck von Aubrey löste allerdings die übliche Belustigung aus: »Dann ist da noch dieser Aubrey Herbert, eine Witzfigur, doch sehr nett. Er ist viel zu kurzsichtig, um ein Buch zu lesen oder irgendjemanden zu erkennen, aber er spricht gut Türkisch, Albanisch, Italienisch, Französisch und Deutsch.« Aubrey beschrieb den Mann, der als Lawrence von Arabien bekannt wurde, als »seltsamen Gnom, halbwegs ein Schuft – mit einem Anflug von Genialität«.
    Aubreys Mutter Elsie, die verwitwete Countess of Carnarvon, war über das Mittelmeer nach Alexandria gereist, um bei Aubrey zu sein, doch sie erreichte Kairo nur wenige Stunden bevor ihr Sohn an die Dardanellen geschickt wurde. Ihre Schwiegertochter Mary befand sich bereits vor Ort und hatte beschlossen, sich nützlich zu machen. Die beiden Frauen übernahmen die Logistik für den Einsatz der Lazarettschiffe, denn sobald der Feldzug beginnen würde, würden diese im Hafen von Alexandria ein- und auslaufen. Nur vier Monate sollten täglich Dutzende dieser Schiffe die Überlebenden der Schlacht von Gallipoli nach Großbritannien zurückbringen.
    Almina und Lord Carnarvon stiegen wie in den vergangenen zehn Jahren im Shepheard’s Hotel ab, und Almina konzentrierte sich darauf, sich für die Wiederaufnahme der Arbeit im Krankenhaus ausreichend zu erholen. Ägypten verwandelte sich jedoch leider vom Reiseziel betuchter Urlauber in den nächsten Kriegsschauplatz. Die militärische Offensive verfolgte das Ziel, durch die Verbindung von See- und Landstreitkräften die türkische Hauptstadt Konstantinopel einzunehmen und sich damit den Seeweg nach Russland über das Schwarze Meer zu sichern. Auf diese Weise könnten die an der Ostfront kämpfenden Russen mit Nachschub versorgt und die Westfront, an der eine ausweglose Pattsituation herrschte, entlastet werden. Der junge Winston Churchill, zu jenem Zeitpunkt First Lord of the Admiralty, gehörte zu den führenden Köpfen hinter dieser Strategie.
    In Kairo trafen Truppen mit Tausenden Freiwilligen aus Neuseeland und Australien ein. Diese Männer bildeten das Australian and New Zealand Army Corps (ANZAC), das im darauffolgenden Jahr an den Dardanellen schreckliche Verluste erleiden sollte. Almina spazierte durch die Straßen voller junger Männer, die den gleichen Optimismus und die gleiche Entschlossenheit ausstrahlten, die bei Aubrey und seinen Freunden vor ihrem Einsatz in Nordfrankreich zu erkennen gewesen waren. Sie wusste, in welcher Verfassung diese Burschen zurückkehren würden – mit Beinen, die amputiert werden mussten, und einer nicht minder verwundeten Seele. Es war herzzerreißend, mitansehen zu müssen, wie sich das Szenario in Ägypten wiederholte, und Almina brannte darauf, nach Highclere zurückzukehren, um alles in ihrer Macht Stehende für den Hilfsdienst zu tun.
    Anfang März nahm Highclere den Krankenhausbetrieb wieder auf. Während Alminas Abwesenheit waren im Schloss nur die Männer, die zu krank waren, um verlegt zu werden, in der Obhut einiger Krankenschwestern verblieben. Als auch diese in Genesungsheime gebracht worden waren, genoss die gesamte Belegschaft eine Pause, die allerdings nicht lange andauerte. Im April erlitten die Alliierten in Frankreich und am Mittelmeer hohe Verluste, und im Krankenhaus herrschte größerer Andrang als zuvor.
    An der Westfront begann die Zweite Flandernschlacht. Die Deutschen unternahmen einen groß angelegten Angriff, um die Linien der Alliierten zu durchbrechen. Am 22. April setzten sie eine neue und besonders schreckliche Waffe ein: Gas. Sie ließen dem Artilleriefeuer eine Angriffswelle folgen, bei der 150 Tonnen Chlorgas auf die Stellungen der Alliierten einströmten. Diese Offensive kam völlig unerwartet und zeigte grauenhafte Folgen. 5000 französische Soldaten starben innerhalb von zehn Minuten, nachdem das Gas in den Schützengräben niedergegangen war. Weitere 10 000 erblindeten oder wurden verstümmelt, als sie zu fliehen versuchten. Es herrschte Chaos, als die mit primitiven Gasmasken ausgestatteten Deutschen vorrückten und die verzweifelten Franzosen mühelos abschossen. Die Alliierten

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