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Lady Chatterley (German Edition)

Lady Chatterley (German Edition)

Titel: Lady Chatterley (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D. H. Lawrence
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gewöhnlicher denn je und so stark wie ein Bulle. Und sie geht hausieren mit den scheußlichsten Redensarten über ihn: daß er Frauen im Forsthaus gehabt hätte, und wie er sich benommen hätte, als sie noch zusammen lebten, und was für gemeine, viehische Sachen er mit ihr gemacht hätte, und ich weiß nicht, was noch. Es ist wahrhaftig grauenhaft, das Unheil, was eine Frau anrichten kann, wenn sie einmal anfängt, zu reden. Und ganz gleich, wie gemein sie ist, es wird solche geben, die ihr glauben, und ein bißchen von dem Schmutz wird immer hängenbleiben. Wirklich, die Art, wie sie herumträgt, daß Mr.   Mellors wie einer von diesen gemeinen, bestialischen Kerlen mit Frauen umgeht, ist einfach entsetzlich. Und die Menschen sind nur zu bereit, Sachen zu glauben, die gegen jemand sprechen – besonders solche Sachen. Sie verkündet, sie würde nie von ihm ablassen, solange er lebt. Aber ich frage mich, wenn er so gemein mit ihr gewesen ist, warum ist sie dann so drauf aus, zu ihm zurückzukommen? Aber, natürlich – sie nähert sich ihren Wechseljahren – ist sie um Jahre älter als er. Und diese gemeinen, zügellosen Frauen geraten teilweise von Sinnen, wenn sie in die Wechseljahre kommen.» –
    Das war ein furchtbarer Schlag für Connie. Hier war sie nun und bekam mit tödlicher Sicherheit ihr Teil von der Gemeinheit und dem Schmutz ab. Sie empfand Zorn gegen ihn, daß er sich nicht losgemacht hatte von Bertha Coutts – ja, daß er sie überhaupt je geheiratet hatte. Vielleicht hatte er einen gewissen Hang zur Niedrigkeit. Connie dachte an die letzte Nacht, die sie mit ihm verbracht hatte, und schauderte. All diese Sinnlichkeit hatte er schon gekannt – noch dazu mit einer Bertha Coutts! Es war wirklich sehr abstoßend. Es wäre gut, wenn man ihn loswürde, wenn man nichts, gar nichts mit ihm zu tun hätte. Vielleicht war er wirklich gewöhnlich und gemein.
    Sie hegte einen Widerwillen gegen die ganze Affäre und beneidete fast die Guthrie-Mädchen um ihre schlaksige Unerfahrenheit und unreife Mädchenhaftigkeit. Und sie hatte jetzt Angst vor dem Gedanken, daß irgend jemand von ihr und dem Heger etwas wüßte. Wie unaussprechlich erniedrigend! Sie war voll Überdruß und Angst und hatte ein Verlangen nach Wohlanständigkeit, sogar nach der gewöhnlichen, entnervenden Wohlanständigkeit der Guthrie-Mädchen. Wenn Clifford von ihrem Verhältnis wüßte – wie unsagbar erniedrigend! Sie war von Angst und Schrecken vor der Gesellschaft erfüllt und ihrem schmutzigen Zubiß. Fast wünschte sie, sie könnte das Kind wieder loswerden und ganz frei sein. Kurzum: sie fiel in einen Zustand feiger Angst.
    Und das mit der Parfumflasche – das war ihre eigene Dummheit. Sie hatte es nicht unterlassen können, seine paar Taschentücher und seine Hemden in der Schublade zu parfümieren – aus reiner Kinderei –, und sie hatte die kleine, halbleere Flasche mit Cotys Waldveilchenparfum zwischen seinen Sachen zurückgelassen. Sie wollte, daß der Duft ihn an sie erinnerte. Und die Zigarettenreste, die waren von Hilda.
    Sie konnte nicht anders, sie mußte sich Duncan Forbes ein wenig anvertrauen. Sie sagte nicht, daß sie des Hegers Geliebte gewesen sei, sie sagte nur, daß sie ihn gern hätte, und erzählte Forbes die Geschichte des Mannes.
    «Oh», sagte Forbes, «Sie werden sehen: die geben nicht eher Ruhe, als bis sie den Mann zu Boden gezerrt und niedergetrampelt haben. Wenn er es abgelehnt hat, sich in die Mittelklasse einzuschleichen, als er Gelegenheit dazu hatte, und wenn er ein Mann ist, der für sein eigenes Geschlecht einsteht, dann machen sie ihn fertig. Das ist das einzige, was sie einen nicht sein lassen wollen: geradeheraus und offen in allem, was den eigenen Sexus betrifft. Man kann so dreckig sein, wie man will. Ja, mehr noch: je mehr Dreck man auf den Sexus häuft, desto mehr Vergnügen haben sie daran. Aber wenn man an seinen eigenen Sexus glaubt und ihn nicht mit Schmutz bewerfen lassen will, dann zertreten sie einen. Das ist das einzige unsinnige Tabu, das es noch gibt: der Sexus als etwas Natürliches und Lebensnotwendiges. Sie wollen das nicht, und sie bringen einen eher um, als daß sie es einem ließen. Sie werden sehen, die hetzen diesen Mann zu Tode. Und was hat er letzten Endes getan? Wenn er mit seiner Frau nach allen Regeln der Kunst geschlafen hat – ist das nicht sein Recht? Sie sollte stolz darauf sein. Aber Sie sehen ja, sogar ein so ordinäres Weib wie die kehrt sich gegen ihn und

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