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Lady Chesterfields Versuchung

Lady Chesterfields Versuchung

Titel: Lady Chesterfields Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Willingham
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Lieutenant Thorpe auf dem Gang. Die Fürstin und ihre Leibwache standen bei ihm. Thorpe hielt eine Frau fest, deren Gesicht Karl nur zu gut kannte. Seit er denken konnte, verfolgte es ihn in seinen Albträumen.
    Wie erstarrt lauschte er, als Michael der Fürstin eröffnete, dass es sich bei der Frau um die Mutter des Erbprinzen Karl und die ehemalige Geliebte des Fürsten handelte. Obwohl Karl sie seit vielen Jahren zum ersten Mal sah, erinnerte er sich lebhaft an ihre Grausamkeit.
    Lange Zeit hatte er gehofft, dass seine Erinnerungsbilder Träumen entstammten und nicht der Realität, doch nun stellte sich heraus, dass er sich getäuscht hatte.
    Dann war diese Frau also tatsächlich zu ihm gekommen, hatte ihn streng gemustert und ihm befohlen, sein Hosenbein hochzukrempeln.
    Und dann dieses Messer! Überwältigt von den entsetzlichen Bildern schlug Karl die Tür zu. Selbst nach so vielen Jahren hatte der Schrecken nichts von seiner Intensität verloren. Ungerührt von seinen verzweifelten Tränen hatte sie ihm das Messer gnadenlos ins Bein gerammt.
    Er nahm einen langen Schluck aus der Brandyflasche, bevor er die Augen schloss und an jene furchtbare Nacht zurückdachte, in der er aufs Schloss gebracht worden war. Man hatte ihn von seiner Amme fortgerissen, und die Viscountess hatte ihm befohlen, den Mund zu halten. Er war so verängstigt gewesen, dass er ein ganzes Jahr nicht mehr gesprochen hatte.
    Unschlüssig ließ er die Flasche sinken.
    Lady Hannah hatte behauptet zu wissen, wie es sich in einem goldenen Käfig anfühlte, in dem man den hohen Ansprüchen niemals gerecht werden konnte.
    Verdammt. Sie hatte ihn völlig durchschaut und auf ihre Weise versucht, ihn zu beruhigen. Doch Karl wusste, dass es für ihn vorbei war. Er war nicht der rechtmäßige Erbprinz, sondern lediglich ein Bastard. All die Jahre, die er dem Fürstentum Lohenberg treu gedient hatte, waren mit einem Mal völlig belanglos.
    Er schloss die Finger um den Hals der leeren Flasche und gab sich seinem Elend hin. Doch dann plötzlich schleuderte er die Flasche in den Kamin, sodass sie in tausend Scherben zerbrach und ihn unwillkürlich an sein eigenes Leben denken ließ.
    Kurz entschlossen verließ er sein Arbeitszimmer und trat auf den Gang hinaus. Er winkte einen Diener herbei und beauftragte ihn, sein Pferd satteln zu lassen und ihm seinen Mantel zu bringen.
    Er hatte gehört, dass Lieutenant Thorpe sich mit einigen Männern auf die Suche nach Lady Hannah begeben wollte, um sie zurückzuholen. Sie brauchten seine Hilfe nicht, und so betrunken, dass er seinem Halbbruder bei der Suche half, konnte er im Übrigen gar nicht werden.
    Möglicherweise hatte er sein Geburtsrecht verwirkt, doch seinen Wert konnte er auch auf andere Weise unter Beweis stellen. Vielleicht waren es nicht Herkunft und Abstammung, die einen Mann adelten.
    Sondern allein seine Taten.
    Hannah hatte völlig das Zeitgefühl verloren. Wie gehetzt rannte sie durch den Wald, um sich vor den Männern zu verstecken, die nach ihr suchten. Jeder Muskel in ihrem Körper schmerzte, die Prellungen und Abschürfungen an ihren Armen und Beinen, die sie sich bei dem Sprung aus der fahrenden Kutsche zugezogen hatte, brannten wie Feuer. Sie hätte weinen können vor Angst und Verzweiflung, doch sie wusste, dass Tränen sie nicht in die Residenzstadt zurückbringen würden.
    Sie hielt sich vom Hauptweg fern, da sie befürchtete, dass ihre Verfolger sie dort am ehesten aufspüren würden. Ein paar Mal blieb sie in der Dunkelheit stehen, um sich zu orientieren, und sehnte einen Strahl Mondlicht herbei, der ihre Sicht verbessert hätte.
    Irgendwann wurde der Wald lichter, und schließlich lag offenes Gelände vor ihr. Ihr blieb keine andere Wahl, als ihren Weg im Freien fortzusetzen. Einen Augenblick blieb sie stehen und betete, dass man sie nicht entdeckte, dann wagte sie sich aus der Deckung. Nach einem kurzen Fußmarsch stieß sie auf eine Straße und beschloss, ihr zu folgen, hielt sich jedoch so gut es ging am Rand.
    Ihre Gedanken kreisten unentwegt um Michael.
    Als er diesen Nachmittag zu ihr gekommen war, hatte sie mehr als eine Regel missachtet. Doch in seinen Armen zu liegen und seine Liebkosungen zu genießen war das Wundervollste, das sie jemals erlebt hatte. Und auch wenn ihr Mut ins Wanken geraten war, wusste sie inzwischen eines mit Gewissheit: Sie liebte ihn, gleichgültig, ob er Soldat oder Prinz war.
    Es würde ihr das Herz brechen, wenn sie ihn nie wiedersah, denn sie begehrte

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