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Lady Chesterfields Versuchung

Lady Chesterfields Versuchung

Titel: Lady Chesterfields Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Willingham
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„Unsere Ophelia wurde kürzlich der Königin vorgestellt, und wenn wir nach London zurückkehren, wird sie in die Gesellschaft eingeführt.“
    Michael erwiderte nichts darauf, und Hannah trat ihm unter dem Tisch gegen das Schienbein. Daraufhin nickte er Lady Ophelia knapp zu, doch einen Augenblick später spürte Hannah, wie er mit seinem Schuh an ihrer bestrumpften Wade hinaufstrich.
    Mit angehaltenem Atem griff sie nach ihrem Wasserglas und trank einen großen Schluck – um im selben Moment festzustellen, dass sie versehentlich das Weinglas erwischt hatte. Sie presste die Lippen zusammen, als der Alkohol ihr brennend die Kehle hinunterlief.
    Ohne sie anzusehen, strich der Lieutenant abermals mit dem Fuß an ihrem Bein hinauf, und obwohl es kaum mehr als eine beiläufige Berührung war, lenkte sie Hannah nachhaltig vom Tischgespräch ab. Es war wie eine stille Erinnerung, als er sie auf eine Weise berührte, wie es ein heimlicher Liebhaber getan hätte.
    Hannah presste die Knie zusammen und versuchte, ihre Knöchel so weit wie möglich unter den Stuhl zu schieben. Michael schien nicht zu entgehen, welche Wirkung seine Berührung auf sie hatte. Er lächelte.
    Der Viscount nickte seiner Tochter kurz zu und bedachte den Lieutenant mit einem komplizenhaften Blick. „Unsere Ophelia ist sehr musikalisch und hat eine Stimme wie ein Engel.“ Anscheinend hoffte der stolze Vater, dass jemand seine Tochter bitten würde, für die musikalische Unterhaltung des Abends zu sorgen.
    Als weder der Graf noch der Lieutenant etwas erwiderten, fuhr Lord Brentford fort: „Und wer weiß, vielleicht tritt sie sogar vor dem Fürsten von Lohenberg auf, wenn sich auf unserer Reise Gelegenheit dazu ergibt. Das heißt, wenn jemand Seiner Durchlaucht einen entsprechenden … Vorschlag unterbreiten würde.“ Der Viscount warf von Reischor einen bedeutungsvollen Blick zu.
    Ophelia schenkte dem Grafen ein scheues Lächeln.
    „Ich bin ganz sicher, dass Ophelia Gelegenheit dazu erhalten wird“, mischte Lady Brentford sich ein. Sie tätschelte ihrer Tochter die Hand und schob unauffällig das Weinglas vom Gedeck des jungen Mädchens fort. „Schließlich ist es mein Heimatland.“ Ungebeten erging sie sich in einer weitschweifigen Beschreibung des Fürstentums, die schließlich mit der Bemerkung endete: „Und im Winter ist es dort einfach bezaubernd.“
    „Nein, im Winter ist es dort sehr kalt“, widersprach der Lieutenant, der auf einmal ungewöhnlich gedankenverloren wirkte.
    Die Viscountess stutzte und schien zu erwarten, dass er seine Meinung näher ausführte, doch als er nicht fortfuhr, tat sie, als habe sie seinen Einwand nicht gehört.
    Hannah war der scharfe Blick, den von Reischor dem Lieutenant auf die Bemerkung hin zugeworfen hatte, ebenso wenig entgangen wie sein fast unmerkliches Kopfschütteln. Ihre Neugierde war geweckt, und sie vermutete, dass militärische Befehle keinesfalls der alleinige Grund für Thorpes Reise nach Lohenberg waren.
    „Graf von Reischor“, wandte der Viscount sich an den Botschafter, „stimmen die Gerüchte, dass Fürst Georg angeblich sehr krank ist und sein Erbe schon in Kürze den Thron besteigen soll?“
    Der Graf legte sein Besteck ab. „Fürst Georg ist in der Tat krank“, antwortete er langsam, „aber ob Prinz Karl seine Nachfolge antritt, steht noch nicht fest.“
    „Wie aufregend!“, stieß Miss Nelson hervor. „Dass selbst ein so kleines Land mehrere Anwärter auf ein Fürstentum vorweisen kann!“
    „Es gibt nur einen rechtmäßigen Anwärter“, korrigierte von Reischor prompt und sah Michael auf eine Weise an, die Hannah frösteln machte. „Und nur einen wahren Erbprinzen.“

10. KAPITEL
    N ur mit Mühe ertrug Michael die eine Stunde, die das Dinner noch währte. Er beobachtete seine Tischnachbarn, um zu sehen, welches Besteck er wofür benutzen, wie viel von den einzelnen Speisen er nehmen durfte und ob der Inhalt eines Gefäßes zum Trinken gedacht war oder dazu, sich die Hände darin zu waschen.
    Am meisten störte er sich an der unsinnigen Verschwendung. Die Damen stocherten in den Gerichten herum und probierten höchstens ein Stück Fisch oder einen Löffel Suppe, bevor die Teller wieder abgeräumt wurden. Es schien beinahe so, als wäre es aus der Mode gekommen, etwas zu essen.
    Während die Herren sich die Zeit nach dem Dinner mit Brandy und Zigarren vertrieben, zogen die Damen sich in ihren eigenen Salon zurück. Michael nutzte die Gelegenheit, um an Deck zu

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