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Lady Chesterfields Versuchung

Lady Chesterfields Versuchung

Titel: Lady Chesterfields Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Willingham
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flüchten, obwohl er dem Grafen hatte versprechen müssen, zu den Gesellschaftsspielen wieder anwesend zu sein.
    Allerdings war er nicht gewillt, sich von dem Botschafter Vorschriften machen zu lassen. Schließlich war er kein dressiertes Hündchen, das man an der Leine führen konnte.
    Mit jedem Augenblick, der verstrich, wuchs seine Verärgerung. Beim Dinner hatten ihn alle angestarrt, erst recht nach Lady Brentfords Bemerkung, dass er dem Fürsten von Lohenberg ähnlich sähe. Zweifellos hielten ihn nun alle für dessen außerehelichen Sohn. Michael hasste es, im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit zu stehen.
    Es war eine mondlose Nacht. Ein starker Wind blähte die Segel, die sich hell vom nahezu schwarzen Himmel abhoben. Das sich stetig drehende Schaufelrad wirbelte die Wasseroberfläche neben dem Dampfer auf. Der starke Seegang führte dazu, dass ein paar Passagiere, die sich in einiger Entfernung auf dem windgeschützten Promenadendeck aufhielten, ins Straucheln gerieten. Gelächter erklang, als eine Windböe einer der Damen die Röcke hochwehte.
    Michael hielt sich am Fockschot fest. Die See war rau und aufgewühlt, doch in seinem Inneren tobte ein noch stärkerer Aufruhr. Er konnte nicht glauben, dass seine Kindheit eine Lüge gewesen sein sollte und seine Eltern nicht die gewesen waren, für die er sie gehalten hatte. Sicher gab es die seltsamen Erinnerungsbilder, die ihn von Zeit zu Zeit verfolgten, aber das waren nur Träume, nicht mehr. Es musste so sein.
    Auf einmal sah er, dass Mrs Turner an Deck gekommen war, und beschloss, ihr Gesellschaft zu leisten, weil er nicht wollte, dass sie allein hier herumgeisterte. Doch auf halbem Weg traf er Lady Hannah und ihre Zofe. Lady Hannah trug weder ihre Pelisse noch einen Mantel oder sonst etwas Warmes, sondern lediglich ihr graugrünes, ärmelloses Abendkleid, in dem sie offensichtlich fror.
    „Lieutenant Thorpe“, sprach sie ihn leise an. „Ich wüsste gern, was vorgeht.“
    „Wovon reden Sie?“
    „Von Ihrer Ähnlichkeit mit dem Fürsten von Lohenberg. Mir ist nicht entgangen, wie von Reischor Sie angesehen hat.“
    „Machen Sie sich keine Gedanken. Die Ähnlichkeit ist reiner Zufall.“
    Sie trat ihm in den Weg. „Der Graf glaubt etwas anderes, habe ich recht? Von Reischor ist überzeugt, dass Sie mit dem Fürstenhaus von Lohenberg verwandt sind.“
    „Es spielt keine Rolle, was er glaubt. Ich bin nie in diesem Land gewesen.“ Er ging an ihr vorbei, doch Hannah folgte ihm.
    „Woher wussten Sie, wie kalt es dort ist im Winter?“
    Er hatte keine Ahnung, wovon sie sprach. „Wie ich schon sagte – ich war noch nie dort.“
    „Belügen Sie mich? Oder sich selbst?“ Sacht berührte sie ihn am Arm.
    „Ich bin ein einfacher Soldat.“
    „Sind Sie sicher?“
    Nein, er war sich in nichts mehr sicher – außer seiner Empfindungen für sie. Er atmete den frischen, verführerischen Duft ein, der sie umgab. Zitrone und Jasmin vermischten sich zu einem betörenden Parfüm.
    „Gehen Sie zurück in Ihre Kabine, Hannah“, befahl er ihr rau. Es war das Einzige, was er tun konnte, wenn er nicht wieder in Versuchung geraten wollte, sie zu küssen. Denn diesmal würde er sie verführen, wenn er sie erst einmal berührte, das wusste er.
    „Der Abend ist noch nicht vorbei“, erwiderte sie. „Gleich beginnt das Unterhaltungsprogramm. Und daran nehme ich auf jeden Fall teil, auch wenn Sie sich nicht trauen.“
    „In der Hoffnung, einen Ehemann zu finden, nicht wahr?“
    Verärgert sah sie ihn an. „Und wenn? Ich wüsste nicht, was es Sie angeht.“
    „Eine Menge.“ Er umfasste ihre Wangen und spürte die Wärme ihrer Haut durch seine Handschuhe hindurch. Bei seiner Berührung senkte sie die Lider und erschauerte verlangend. Sie wollte , dass er sie küsste. Es war völlig falsch, was er mit ihr tat. Oder völlig richtig?
    Es schien, als bereite es ihr Mühe, sich von ihm zu lösen. „Laufen Sie davon“, forderte sie ihn heraus, „oder leisten Sie uns Gesellschaft. Die Wahl liegt ganz allein bei Ihnen.“
    Auf dem Internat, das sie besucht hatte, waren Blinde Kuh und Charade die Favoriten unter den Gesellschaftsspielen gewesen, doch Hannah rechnete damit, dass man auf dem Schiff etwas anderes spielte.
    Eine Gruppe von etwa zwanzig Damen und Gentlemen hatte sich im Salon versammelt. Die Stühle waren im Kreis aufgestellt, vorn stand ein kleiner Tisch, auf dem Hannah eine Taschenuhr und einen Damenschuh entdeckte. Als sie sah, dass die anderen Gäste emsig in

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