Lady Daphnes Verehrer
funktionierte wie geplant, würde der Schuft nie wieder eine solche Macht haben.
Geräusche von unten. Schritte auf der Treppe. Margaret kam gesenkten Hauptes herein und brachte ihr eine Karte. Daphne nickte, und Margaret ging, um den Gast hereinzubitten.
Latham kam lächelnd in den Raum gerauscht. Hinter ihm schüttelte Margaret den Kopf. Nein, er hatte sie nicht erkannt. Natürlich nicht.
Er blieb in der Mitte des Salons stehen und sah Daphne an. Er machte eine große Schau daraus, sie zu bewundern und sich beeindruckt zu zeigen. »Sie sehen wunderschön aus, Daphne. Der Blauton dieses Kleides steht Ihnen außerordentlich gut.«
Dann legte er seinen Hut ab und kam auf sie zu. Zu ihrem Entsetzen setzte er sich jedoch nicht an den Tisch, wie es sich für einen Gast geziemte, sondern begann sie zu umkreisen. »Fehlt nur noch der passende Schmuck, meine Teure.«
Und schon hielt er ihr eine kleine Schatulle unter die Nase, in der eine Goldkette mit einem Saphir lag. Doch genauso schnell, wie die Schatulle aufgetaucht war, verschwand sie auch wieder.
»Für hinterher, nicht wahr?«, sagte er.
Nun setzte er sich endlich und sah sich um. »Sehr hübsch hier. Gute Lage. Noch dazu in einer ruhigen Straße. Sie haben gut gewählt.«
»Ich hätte lieber an einem Park gewohnt, doch als Witwe stehen mir nur begrenzte Mittel zur Verfügung. Aber wenigstens habe ich eine Bleibe in London gefunden.«
»Wo ist ansonsten Ihr Zuhause? Sie haben es mir nie gesagt.«
»Auf dem Lande. In Surrey. Zu weit weg, um tageweise in die Stadt zu kommen.«
»Und Sie sind hier ganz allein mit der Haushälterin?«
»Und einer Köchin.«
»Was für ein herrlich verschwiegenes Plätzchen!« Er schien sehr zufrieden zu sein. »Ich habe mich sehr über Ihre Einladung gefreut, Daphne, wie ich bereits sagte. Unsere letzte Begegnung war nicht gut verlaufen. Ich dachte … Ach, lassen Sie uns das vergessen, ja? Ich glaube, Sie wissen, dass mein Interesse an Ihnen niemals abgeflaut ist. Die Umstände haben es in der Vergangenheit nicht erlaubt, dass … nun ja, dass mehr daraus wird. Aber nun ist alles anders, und Sie sind inzwischen eine unabhängige Witwe. Ich hoffe, ich werde zukünftig öfter hier zu Besuch sein.«
Er sprach nicht wie ein Bittsteller, sondern wie ein Mann, der davon ausging, dass sie von ihm umworben werden wollte, zumal er inzwischen Herzog war.
Sie gab keine Antwort. Er lächelte freundlich wie immer, runzelte aber dabei die Stirn.
»Sie sind ungewöhnlich kühl, Daphne. So reserviert. Die Reife ist zwar Ihrer Schönheit zuträglich, jedoch nicht Ihrem Betragen. Ich muss zusehen, dass ich etwas gegen Ihre Frostigkeit unternehme.«
Er stand auf und kam zu ihr herüber. Ihr schlug das Herz bis zum Halse, aber sie zeigte keine Regung. Sie ließ sich ihre Furcht nicht anmerken.
Bitte, bitte, verspätet euch nicht! Kommt schnell!, dachte sie, doch dann rief sie sich in Erinnerung, dass sie ihm nicht hilflos ausgeliefert war. Sie musste nur schreien, und schon wäre sie in Sicherheit. Doch als er ihre Hand ergriff und seine Lippen darauf presste, schauderte sie unwillkürlich.
Dann sah er sie an und sie wusste, dass er ihr noch einen Kuss geben wollte – und keinen Handkuss. Er ist einfach zu unverschämt, zu sehr von sich eingenommen, dachte sie, und deshalb wird dein Plan scheitern.
»Wenn Sie unhöflich werden, Latham, gibt es keine weiteren Einladungen. Ich möchte Sie daran erinnern, dass ich die Tochter eines Edelmannes bin.«
Er stutzte. Dann richtete er sich auf und fing an zu lachen.
Kurz darauf erstarb sein Gelächter abrupt und seine Miene verfinsterte sich. Er umschloss ihr Kinn fest mit der Hand und beugte sich vor, sodass sein Gesicht nur noch Zentimeter von ihrem entfernt war. »Und ich möchte Sie daran erinnern, dass ich Sie mir bereits einmal zu Willen gemacht habe wie die Hure, die Sie in Wahrheit sind. Wenigstens wird es diesmal keine Vortäuschung falscher Tatsachen geben.«
Sie war vor Angst wie gelähmt. Als sie gerade um Hilfe rufen wollte, ließ sie ein Geräusch innehalten. Der Türklopfer. Dann ertönten Stimmen von unten.
Latham hörte sie auch. Er lauschte mit wutverzerrtem Gesicht, während er ihr Kinn weiter umklammert hielt. Die Geräusche wurden lauter, auf der Treppe wie vor dem Haus.
Er ließ sie los, ging zum Fenster und schaute hinaus. In seinem Gesicht las sie Überraschung.
»Meine Güte, das müssen die anderen Gäste sein!«, rief Daphne. »Habe ich etwa versäumt, es Ihnen
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