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Lady Helenes skandaloeser Plan

Lady Helenes skandaloeser Plan

Titel: Lady Helenes skandaloeser Plan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eloisa James
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würde ich gerne unverzüglich heiraten.«
    Rees zog eine Augenbraue hoch, und Tom hatte das verrückte Gefühl, seinem Vater ins Gesicht zu schauen. Nie zuvor hatte er die Ähnlichkeit seines Bruders mit dem alten Earl bemerkt.
    »Ich hatte schon angenommen«, sagte Rees langsam, »dass du, obgleich es dir gefällt, in das Leben außerhalb deiner Pfarrgemeinde hineinzuschnuppern, am Ende doch wieder zurückkehren würdest.«
    »Mir fehlen meine Pfarrkinder und auch meine Kanzel«, sagte Tom zerknirscht. Ihm war fast zumute, als ob er eine Schwäche eingestünde. »Denn nach all den Jahren bin ich wirklich zum Geistlichen geworden. Aber Lina will nun mal keinen Priester heiraten.« Er wollte es nicht so klingen lassen, als verteidige er eine Schwäche. Rees war
nicht
ihr Vater, sondern nur sein älterer Bruder.
    »Was wirst du tun, wenn der Bischof deiner Bitte nachkommt und dich von der Pfarre entbindet?«
    »Wahrscheinlich werde ich mich um Waisenkinder kümmern«, lautete Toms prompte Erwiderung.
    »Du bist ein besserer Mensch als ich«, lobte Rees. »Und weißt du was? Vater war stolz auf dich, auch wenn er es nie zugegeben hat.«
    »Es fällt ja auch leichter, seinen Söhnen ständig mit Verachtung zu begegnen.«
    Rees schwieg einen Moment. Dann sagte er: »Ich bin stolz auf dich, Tom. Du bist ein guter Mensch.«
    Tom sah, wie er finster auf die Klaviatur starrte, und plötzlich übermannte ihn die Liebe zu seinem Bruder, die er niemals offen hatte zeigen dürfen. »Vergibst du mir, dass ich dir die Geliebte geraubt habe?«, fragte er.
    »Ich war immer nur an Linas Stimme interessiert, wie du wahrscheinlich längst erraten hast«, erwiderte Rees nüchtern. »Nachdem ich sie einmal singen hörte, konnte ich an nichts anderes mehr denken, als diese Stimme in mein Haus zu holen, damit sie nur noch für mich singen sollte.« Er lächelte ein wenig verkniffen. »Ich war wirklich ein Mistkerl. Es hat ungefähr zwei Monate gedauert, bis ich meinen Fehler begriff. Aber da war es bereits zu spät.«
    »Wenn du Lina nicht in dein Haus geholt hättest, hätte ich sie niemals kennengelernt«, sagte Tom, den die bloße Vorstellung schaudern machte. Im Grunde würde er gern Vikar bleiben, aber nur, wenn er Lina bei sich hatte, die ihn zum Lachen brachte und ihm das Bett wärmte und ihn davon abhielt, sich in einen frommen Esel zu verwandeln.
    Rees spielte eine Note. Der Ton hing melancholisch in der Luft. »Wahrscheinlich kann ich Madame Fodor von der Italienischen Oper für Linas Rolle gewinnen. Sie würde gut zu ihrer Stimmlage passen.« Er hielt den Blick auf die Tasten gesenkt. »Ich werde Helene bitten zu bleiben.«
    »Im Haus zu bleiben – oder bei dir?«, fragte Tom.
    Rees lächelte grimmig. »Sie wird mir eine ganze Menge verzeihen müssen.«
    »Du hast Glück, dass du so geliebt wirst.«
    Rees blickte zu Tom auf, ohne etwas zu sagen, dann erhob er sich. »Ich muss Helene finden und ihr diese Phrase vorspielen.«
    Tom stand ebenfalls auf und fühlte sich zu seiner Überraschung auf brüderlich raue Weise umarmt. Rees sagte nichts – er machte nie viele Worte, wenn es nicht nötig war. Tom folgte seinem Bruder schweigend aus dem Zimmer.
    Er war frei. Frei, um Lina zu sagen, dass sie ihn heiraten müsse. Frei, sie mit sich zu nehmen.
    Als Rees in die Halle kam, eilte Leke aus der Bibliothek auf ihn zu. »Die Gräfin hat soeben nach Ihnen gefragt«, sagte er und hielt die Tür auf.
    Tom hielt an. »Wo finde ich Miss McKenna, Leke?«
    »In der Bibliothek, Sir«, lautete die Antwort.
    Gäbe es in der Bibliothek einen Spiegel, so hätten die beiden darin ihrem Vater ungeheuer ähnlich gesehen. Auf den zweiten Blick jedoch sah man, dass sie einander viel ähnlicher waren als ihrem Vater.

38
    Gesprächsfetzen, im Laufe der Woche in London belauscht
    »Das ist deine Buße«, teilte Lady Griselda Willoughby ihrem Bruder befriedigt mit. »Wenn du einen Monat lang erbärmlichen Klatsch ertragen musst, dann wird dir das eine Lehre sein, deine Aufmerksamkeiten in Zukunft weiser zu verteilen. Der Himmel weiß, dass ich Helene Godwin recht ermüdend finde, aber wenn ich das Pech habe, in den Mahlstrom von Felicia Savilles Stimme zu geraten, sterbe ich vor
ennui
. Und sie besitzt ja eine Stimme, die mit Leichtigkeit durch einen halben Ballsaal trägt!«
    Die Antwort ihres Bruders blieb unverständlich, und Griselda grinste insgeheim. Der kindische Hang des männlichen Geschlechts zu Flüchen war ihr wohlbekannt, immerhin war sie

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