Lady Helenes skandaloeser Plan
mich nun zurückziehen.«
Seine Hände verharrten. »Wollten wir nicht noch an der Etüde arbeiten, bevor wir ins Bett gehen?«
»Rees!« – einigermaßen gereizt – »ich bin völlig erschöpft. Wir können uns doch morgen damit befassen.« Und dann: »Was
tust
du denn da?«
»Ich bringe dich nach oben«, antwortete er. »Ich werde dich über die Schwelle tragen.«
»Was?«
»Ich habe dich vor zehn Jahren nicht über die Schwelle des Hauses getragen, Helene, deshalb muss es jetzt die Schlafzimmerschwelle tun. Eigentlich hätte ich große Lust, uns in das Zimmer des Gasthofes zurückzuversetzen, wo du mich erwartest.«
Helene hielt ihre Arme um seinen Hals geschlungen, während er mit ihr die Treppe emporstieg. »Wirst du dann auch wieder über meinen Busen lachen?«
Er blieb stehen. »Was?«
Wie es die Art von Ehefrauen ist, erinnerte Helene ihren Earl daran, dass er beim ersten Anblick ihrer Brüste geäußert hatte, sie könnten im Regen geschrumpft sein.
Reue ist ein Gefühl, das sich auf vielerlei Arten ausdrücken kann. Rees war kein wortgewandter Mann. Er pflegte nicht zu schmeicheln oder Frauen mit Rosen und Edelsteinen zu vergleichen.
Deshalb tat er das Erste, was ihm in den Kopf kam. Er trug seine Frau in sein Schlafzimmer, streifte ihr das Kleid über den Kopf und enthüllte ein Paar Brüste, deren Vollkommenheit sogleich ein Feuer in seinen Lenden entzündete. Dann ließ er sich rücklings zu Boden fallen.
»Was hast du?«, fragte die Gräfin neugierig und ging auf ihn zu.
»Die Schönheit deiner Brüste hat mich niedergestreckt.« Und er grinste lüstern zu ihr hoch.
Als Helene beifällig kicherte, schlossen sich große Hände um ihre Knöchel und glitten langsam an ihren Beinen empor. »Ich werde meine Dummheit wieder gutmachen, Helene.« Er küsste sich an ihrem schlanken Schenkel empor. »Ich werde die Schönheit deiner Brüste täglich preisen. Noch bevor ich mich ans Klavier setze.«
Als Musikerin wusste Helene, dass sie das schönste Kompliment ihres Lebens erhalten hatte, auch wenn darin weder Rosen noch Edelsteine enthalten waren.
39
Die Intrige wird enthüllt
Lady Felicia Saville pflegte pro Jahr genau einen Ball zu geben – ein aufregendes Ereignis, vor dem sie meistens keinen Schlaf fand. Es gab so vieles zu bedenken: Würde Gunter’s die halb gefrorene Eiscreme liefern, würde der Champagner-Punsch reichen, und würde sich ihr Ehemann einigermaßen vernünftig oder vollkommen verrückt gebärden? Letzteres machte ihr am meisten zu schaffen. Als sie ein Jahr verheiratet waren, hatte er vor einer großen und belustigten Zuhörerschaft verkündet, dass er von einem schwarzköpfigen Fleischschaf abstamme. Und später hatte es jenen Vorfall gegeben, als er steif und fest behauptete, mit seinem Pferd verwandt zu sein. Mit den Jahren hatte Felicia begriffen, dass seine spezielle Form des Wahns nicht wirklich schlimm war, doch sie musste stets Vorsorge treffen, dass er nicht einen ganzen Ballsaal mit Fabeln unterhielt, die eines Aesop würdig waren.
In diesem Jahr aber war alles anders. In der Nacht hatte Felicia so selig geschlummert wie ein Baby. Dieser Ball würde ein Klacks sein, denn sie würde Mayne an ihrer Seite haben.
Entgegen seinen sonstigen Gewohnheiten zeichnete er sie immer noch mit seiner Aufmerksamkeit aus. Nie zuvor in ihrem Leben hatte sich Felicia so geliebt und begehrt gefühlt. Seit einer Woche waren sie nun
näher bekannt
, wenn man es so nennen konnte, und Maynes Glut zeigte keinerlei Anzeichen von Ermattung. Felicia musste an sich halten, um nicht vor Freude zu jubeln. Alle ihre Bekannten wollten ihr Geheimnis erfahren. Wie hatte ausgerechnet sie, Felicia Saville, einen Mann an sich binden können, der wie der sprichwörtliche Schmetterling von Frau zu Frau flatterte?
Beim heißen Morgenkakao sann Felicia über dieses Mysterium nach. Ehrlich gestanden hatte sie nicht die leiseste Ahnung, wie sie es anstellte, Maynes Aufmerksamkeit zu fesseln. Sie führten nicht gerade brillante Gespräche oder kamen sich privatim besonders nahe. Er konnte äußerst raffiniert küssen, doch dann murmelte er stets, dass er sie viel zu sehr respektiere, um sich weitere Freiheiten zu nehmen und – nahm sie sich nicht.
Was im Grunde eher enttäuschend war. Denn in ihren Ehemann setzte Felicia in dieser Hinsicht keinerlei Hoffnung mehr. Nachdem er eines Nachts in einem höchst intimen Moment ein
Halali!
ausgestoßen hatte, hatte sie ihn aus ihrem Schlafzimmer
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