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Lady Helenes skandaloeser Plan

Lady Helenes skandaloeser Plan

Titel: Lady Helenes skandaloeser Plan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eloisa James
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Meine Ehefrau. Mit Esme Rawlings – jetzt Esme Bonnington. Herrgott!«
    »Was?«, fragte Lina, die kaum zuhörte. Vielleicht sollte sie das Kleid in Weiß mit schwarzem Besatz bestellen. Da würden die Männer automatisch auf die schwarzen Bänder starren, die ihre Brüste betonten. Sie lächelte und drehte sich wieder vor dem Spiegel.
    »Das da im Nebenzimmer ist meine Frau!«, zischte Rees ihr zu. »Nimm deine Pelisse. Wir gehen!«
    Jetzt erst begriff Lina. Es war ja zu schön! Sie starb fast vor Neugier, etwas über Rees’ Frau zu erfahren. In den Zeitungen stand nie etwas über die Gräfin, nicht einmal über ihre Toilette. Wäre sie, Lina, die Gräfin von Godwin gewesen, dann hätte sie dafür gesorgt, dass jedes ihrer Ensembles in allen Einzelheiten beschrieben wurde.
    So hob sie absichtlich ihre Stimme, die, wie sie wusste, so rein und laut wie eine Glocke tönte und im Theater mühelos die hinteren Ränge erreichte. »Aber, Rees, Darling, warum denn so eilig? Du willst doch wohl noch nicht nach Hause?«
    Rees machte die Augen schmal, und wenn Lina nicht die Tapferkeit eines Elefanten besessen hätte – und die besaß sie –, hätte sie es vielleicht mit der Angst bekommen. Aber sie wusste aus langer Erfahrung, dass Rees eher ein bellender als ein beißender Hund war.
    Im Nebenzimmer herrschte absolute Stille, nicht einmal ein Flüstern war zu vernehmen.
    »Ich mag jetzt aber noch nicht nach Hause fahren«, fuhr Lina im Schmollton fort. »Dieses Kleid ist ja vielleicht
ein wenig zu gelb
, aber einfach verführerisch, findest du nicht, Darling? Oder …« – sie ließ einen Anflug neckender Zärtlichkeit in ihre Stimme einfließen – »… liegt es an diesem bezaubernden Mieder, dass du unbedingt heimfahren willst, Rees? Und das am helllichten Nachmittag!« Sie kicherte unanständig.
    Rees’ Gesicht hatte einen hässlichen tiefroten Ton angenommen, und Lina dachte, dass er nun vermutlich den Siedepunkt erreicht hatte. Und immer noch kein Laut aus dem Nebenzimmer. »Ich bin ja
so
froh, dass du mich so heiß begehrst«, gurrte sie.
    »Halt den Mund!«, knurrte er unterdrückt.
    »Natürlich dürftest du Konkurrenz bekommen, sobald andere Männer mich in diesem Kleid sehen!«, fuhr Lina ungeniert fort.
    Er sprang auf und kam auf sie zu. Nun war es wahrscheinlich höchste Zeit zu gehen, aber oh, was war das für ein Spaß gewesen! Seit zwei Jahren hatte Lina kein Publikum mehr gehabt. Sie tänzelte zur Tür, wo sie sich noch einmal umwandte. »Ich glaube nicht, Rees, mein Liebl –« Doch eine große Hand legte sich über ihren Mund, und Rees schleifte sie durch das Vorzimmer und warf sie beinahe in die Kutsche.
    Alina McKenna hatte ein düsteres, zugiges Pfarrhaus, die kalten Moore Schottlands und die gewundenen Korridore des King’s Theatre in Haymarket überlebt und dies nicht zuletzt dank ihres Verstandes. Dieser Verstand riet ihr nun, sich mucksmäuschenstill in die Kutschenecke zu drücken und kein Wort mehr über ihr Straßenkostüm zu verlieren, das noch bei Madame Rocque lag. Stattdessen vergnügte sie sich auf der Heimfahrt mit der Betrachtung der hervorragenden Schneiderarbeit an dem neuen dunkelgelben Kleid. Die Stiche waren so fein, dass sie kaum zu erkennen waren. Sie würde der Modistin sogleich Nachricht schicken, dass sie noch ein Kleid dieser Machart in einer dunkleren Farbe haben wollte. Sie verwarf die frühere Überlegung eines Kleides in Weiß und Schwarz. Das war vielleicht ein bisschen zu grell. Vielleicht Bernstein.
    Denn Bernstein war dieser Tage schwer in Mode, wie sie kürzlich gehört hatte.
    Eigentlich sogar der letzte Schrei.

5
    Eine Haarpracht schwindet
    Esme hatte oft gedacht, dass Helene eine umwerfend schöne Frau sein könnte, wenn sie nur ein wenig lebhafter wäre. Aber Helene war stets beherrscht, stets höflich und stets … ausweichend.
    Doch davon war nun nichts mehr zu spüren.
    »Ich fasse es einfach nicht, dass ich im selben Salon Stammkundin bin wie dieses Flittchen!«, fauchte Helene, und ihre Augen blitzten vor Wut.
    Madame Rocque erging sich in weitschweifigen Entschuldigungen, doch Esme schnitt ihr das Wort ab. »Wenn Sie so freundlich sein wollen, Lady Godwin zur Beruhigung ihrer Nerven eine Tasse Tee zu bringen?«
    Als Madame dankbar die Tür hinter sich schloss, sagte Esme: »Ich fürchte, das ist kein ungewöhnliches Zusammentreffen. Rees’ Geliebte muss doch in Geld schwimmen, und es gibt in London keine elegantere Modistin als Madame Rocque.«
    Helene

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