Lady Helenes skandaloeser Plan
Ball.«
»Wozu gehst du hin? Da werden doch lediglich die Debütantinnen vorgestellt, nicht wahr? Wir haben abgesagt.«
»Ich gehe hin, weil diese elende Freundin Helenes, die mit Sebastian Bonnington verheiratet ist, mir eine Nachricht geschickt hat, dass meine Frau nur deswegen zu dem Ball geht, um zu einem Kind zu kommen, und dass ich mich, wenn ich um sie in Wettstreit treten will, besser auch dort einfinden sollte.«
Einen Augenblick herrschte betroffenes Schweigen. Eine Kastanie ließ gelbliche Blütenblätter auf ihre Köpfe regnen, doch Darby bemerkte es nicht einmal. »
Was?
«
»Du hast mich schon richtig verstanden. Helene hat mir ja erzählt, dass sie sich ein Kind wünscht, aber ich hätte nie gedacht, dass sie zu solchen Mitteln greifen würde.«
»Sie hat dir gesagt, dass sie ein Kind will? Und was hast du dazu gesagt?«
»Ich habe gesagt, sie solle der Wirklichkeit ins Auge sehen, nämlich der, dass unsere Ehe keine Nachkommen hervorbringen wird«, antwortete Rees gereizt. »Aber mir wäre nie in den Sinn gekommen, dass Helene daraus schließen würde, ich hätte ihr einen Freibrief gegeben, mir einen Kuckuck ins Nest zu setzen! Immerhin reden wir hier über
Helene
! So, wie sie mich seit Jahren beharkt, könnte man annehmen, dass ein guter Ruf für sie das Wichtigste auf der Welt ist.«
»Mein Gott«, sagte Darby nachdenklich. »Sie hat wohl einen Knacks im Oberstübchen!«
»Den hatte sie schon vor Jahren.«
»Aber ihr Ruf wird für alle Zeiten vernichtet sein!«
»Ich denke, dass sie keinen Deut mehr auf ihren Ruf gibt.« Rees trat einen Stein über den Weg. »Vielleicht hätte ich ihr mehr Beachtung schenken sollen. Ich hätte mich scheiden lassen, wenn sie mich überzeugt hätte.«
»Du gehst also zu Lady Hamiltons Ball …«, sagte Darby, immer noch sichtlich betroffen.
»Das muss ich doch wohl? Ich überlege schon seit zwei Tagen, seit ich diesen verfluchten Brief von Esme Bonnington bekommen habe.«
»Und das ist wirklich merkwürdig«, hakte Darby nach. »Warum in aller Welt hat Esme dich über Helenes Pläne unterrichtet?«
Rees zuckte die Achseln. »Das hat sie nicht begründet. Aber ich kann nicht zulassen, dass Helene mit irgendwem ins Bett steigt und dann sein Kind als meinen Nachkommen ausgibt. Tom ist mein Erbe, das ist klar. Zwar tut er sich ein wenig schwer damit, die geeignete Frau zu finden, aber früher oder später wird er doch ein Kind zeugen.«
»Ja, aber …«
»Ich kann es nicht dulden, dass sie mir einen Kuckuck ins Nest setzt. Wenn sie aber so wild entschlossen ist, dann kann ich« – er unterbrach sich und überlegte, wie er es am besten ausdrücken sollte – »ihr vielleicht behilflich sein.«
»Du willst also … Was hast du vor?«
»Ich werde ihr klarmachen, dass sie, wenn sie sich so verzweifelt ein Kind wünscht, schon mit mir vorliebnehmen muss. Bedauerlich ist nur, dass der für diesen Zweck erforderliche Vorgang ungefähr so viel Vergnügen bereiten wird wie ein Besuch beim Zahnzieher.«
Darby blinzelte verblüfft. »Ich wusste nicht, dass es so schlimm um euch stand.«
»Im Schlafzimmer auf jeden Fall.«
Nun war die Reihe an Darby zu schweigen. Er konnte sich einfach nicht vorstellen, wie eine solche Ehe aussähe. Darby beschloss, Henrietta nach seiner Heimkehr ins Schlafzimmer zu locken. Sie liefen allmählich Gefahr zu vergessen, wie glücklich sie miteinander waren.
»Ich habe wohl selbst einen Knacks«, brach Rees plötzlich das Schweigen. »Ich denke tatsächlich darüber nach, ob ich Helene nicht wieder zurücknehme.«
Darby staunte mit offenem Mund. »Wirst wohl sittsam auf deine alten Tage?«
»Himmel, nein! Ich brauche jemanden, der mir bei meiner Oper hilft«, sagte Rees grimmig. »Sie ist Müll. Ich gedenke, meine Mitarbeit zwecks Zeugung von Nachkommen für Helenes Mithilfe an der Partitur einzutauschen.«
»Steht es so schlecht um deine Oper?«
»Noch schlechter. Ich hätte schon vor Monaten abliefern müssen und habe nichts Hörenswertes produziert. Gar nichts.«
»Helene wird dich umbringen, wenn du es ihr so unverblümt sagst«, meinte Darby nach kurzem Nachdenken. »Du musst betonen, dass du deine eigenen Kinder willst, unter deinem eigenen Dach. Aber was willst du mit Lina machen?«
»Sie langweilt sich ohnehin mit mir zu Tode. Ich werde ihr eine Unterstützung zahlen, damit sie sich keinen neuen Liebhaber nehmen muss. Sie ist eigentlich eine kleine Prüde, und die Vorstellung, dass sie noch so einen Brummbär wie
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