Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Lady Helenes skandaloeser Plan

Lady Helenes skandaloeser Plan

Titel: Lady Helenes skandaloeser Plan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eloisa James
Vom Netzwerk:
nötig, ihr Haar mit einer Unzahl Löckchen aufzudonnern wie seine Schwester. Helenes Haar fühlte sich so glatt und flüssig an wie Wasser. Er wollte es wieder durch seine Finger gleiten lassen.
    Vor Griseldas Stadthaus blieb der Earl kurz stehen und rückte die Schulterpolster seines Mantels zurecht, dann schwang er sich auf den Sitz seines hochrädrigen Phaetons. Falls Helene wirklich beschlossen hatte, sich zu verstecken, bis ihr Haar nachgewachsen war, gab es doch keinen Grund, warum er ihr währenddessen nicht Gesellschaft leisten sollte. Er grinste breit, während er sich die Möglichkeiten ausmalte. An die Geschichte, dass Helene zur Kur gefahren sei, hatte er von Anfang an nicht geglaubt, auch wenn ihre Diener und alle ihre Freunde darauf beharrt hatten. Sie war keine Frau, die in der Trinkhalle saß und fügsam und gläserweise eine Flüssigkeit trank, die nach faulen Eiern roch. Nein, seine Schwester hatte vermutlich recht. Helene bedauerte den Verlust ihrer Haare und hatte sich in die Ackerfurche geschmiegt wie ein Rebhuhn, das von Jägern verfolgt wird.
    Mayne klatschte mit den Zügeln und fuhr rasant die Chandois Street hinunter. Er wusste schon, wer ihm Helenes Aufenthaltsort verraten konnte.
    Und er war ein meisterhafter Jäger.

24
    Kommt, kommt, kommt zum Ball!
    Helene hatte mit Rees an der Partitur gesessen, bis graues Morgenlicht ins Musikzimmer sickerte, doch dann ließen sich die Kopfschmerzen nicht länger verdrängen. Irgendwann war Saunders leise in ihr Schlafzimmer gekommen und hatte sich erkundigt, ob sie nicht aufstehen wolle, aber Helene hatte nur stöhnend abgewinkt. »Nicht vor heute Abend«, hatte sie gesagt und sich gefragt, ob sie überhaupt je wieder aufstehen konnte, ohne dass der Boden unter ihren Füßen schwankte.
    Als die Tür zu ihrem Schlafzimmer um zwei Uhr erneut aufging und forsche Schritte sich dem Bett näherten, öffnete Helene müde die Augen. Doch es war nicht Saunders, sondern Rees, der neben dem Bett stand und geradezu unverschämt gesund aussah.
    »Geh weg«, stöhnte sie und legte die Hand auf die Stirn wie die überempfindliche Heldin eines Melodramas.
    »Du musst aufstehen«, verkündete er fröhlich. »Ich habe von Leke gehört, dass es dir nicht gut geht und dir deswegen die Medizin meiner Köchin gegen Kopfschmerzen mitgebracht.«
    Helene beäugte misstrauisch das Glas, das er in der Hand hielt. »Danke schön, aber ich möchte lieber nicht. Ich trinke nichts, was schäumt«, setzte sie schaudernd hinzu.
    »Heute schon«, sagte Rees, legte ihr ohne Umschweife einen Arm um die Schultern, brachte sie in eine aufrechte Haltung und hielt ihr das Glas an die Lippen.
    »Wie kannst du es wagen!«, protestierte Helene, allerdings recht schwach, denn ihr schwindelte wegen der plötzlichen Bewegung. Sie probierte das Getränk. Es schmeckte genau so abscheulich, wie es aussah.
    »Trink aus«, befahl Rees.
    »Warum quälst du mich so?«, stöhnte sie.
    »Ich habe eine neue Idee für den zweiten Akt.«
    Manche Frauen mochten seine Erregung ja anbetungswürdig finden, seine Augen, die vor Freude blitzten.
    »Sie ist mir gekommen, weil du gestern Abend etwas gesagt hast über die Tenorarie im
Weißen Elefanten

    Helene hatte ihren Widerstand aufgegeben und bemühte sich, den Inhalt des Glases hinunterzuzwingen. Endlich schob sie Rees von sich und ließ sich wieder aufs Bett fallen. Ihr war noch übler, wenn dies überhaupt möglich war. »Geh jetzt«, flüsterte sie. »Bitte.«
    In diesem Augenblick stolperte ein Diener ins Zimmer, der eimerweise kochendes Wasser brachte, gefolgt von einem zweiten Diener mit einem Sitzbad aus Zinn. »Schon dumm, dass die armen Teufel es hochschleppen mussten«, bemerkte Rees. »Neben meinem Schlafzimmer befindet sich ein Waschraum, zu dem das Wasser hochgepumpt wird. Du solltest dir das bei Gelegenheit mal ansehen, Helene.«
    Sie legte die Hand vor die Augen und überlegte, ob sie vielleicht, in einen nicht enden wollenden Albtraum geraten war. Wie konnte ihr Mann glauben, dass sie dessen Geliebte in ihrem
eigenen
Schlafzimmer übersah, aber Rohrleitungen in
seinem
Bad besichtigen würde? Vielleicht war alles ja nur ein Traum, und sie würde in ihrem eigenen Bett erwachen. Aber wenn es ein Traum war, wieso tat ihr Kopf dann so weh?
    Obgleich … sie zugeben musste … dass der Schmerz ein wenig nachließ.
    »Brauchst du Hilfe beim Einsteigen in die Wanne?«, erkundigte sich Rees und machte den Eindruck, als denke er sich nichts dabei,

Weitere Kostenlose Bücher