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Lady Helenes skandaloeser Plan

Lady Helenes skandaloeser Plan

Titel: Lady Helenes skandaloeser Plan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eloisa James
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erledigte.
    Und so war es auch. Ein Lakai in der schmucken Livree der Girtons trat aus dem Nebeneingang. Mayne grinste zufrieden. Der Lakai übergab den Brief einem Stallknecht. Mayne grinste wieder. Der Knecht ritt gemächlich auf einem ruhigen alten Gaul die Straße hinunter, ohne zu merken, dass ihm in einiger Entfernung eine Kutsche mit Wappen folgte. Mayne grinste nun übers ganze Gesicht. Erst als er sah, an welchem Haus der Brief abgegeben wurde, verging ihm das Grinsen.
    Was zum Teufel tat Helene Godwin im Haus des Earls? Warum wohnte sie bei ihrem Ehemann, mit dem sie doch angeblich furchtbar zerstritten war?

26
    Geliebtes Mädchen
    Helene drehte sich leicht der Magen um, als sie vor dem Dinner die Bibliothek betrat und Lina neben Rees auf einer schmalen Polsterbank sitzen sah. Ihr Schock rührte wohl daher, dass die jugendliche Verliebtheit in ihren Ehemann wieder aufgelebt war. Umso mehr Grund zu vergessen, dass sie sich überhaupt in ihn verliebt hatte. Nach der Rückkehr von ihrem Picknick hatte Helene gerade mal eine Stunde gebraucht, um sich daran zu erinnern, dass ihr Mann eine schöne junge Frau im Zimmer neben seinem untergebracht hatte.
    »Champagner, Mylady?«, fragte Leke mit einer Verbeugung. Helene nickte zum Zeichen, dass er ihr Glas füllen sollte.
    »Ich möchte morgen Abend in die Vauxhall Gardens«, verkündete sie mit einer hohen Stimme wie splitterndes Glas. »Ich wüsste sonst keinen Ort, wo ich mich unerkannt unter Menschen bewegen kann. Ich kann einfach nicht ständig im Haus hocken.«
    Lina blickte erschrocken auf, und Helene stellte befriedigt fest, dass sie von Rees abrückte. Im Grunde war es jedoch betrüblich, wenn man für die guten Manieren der Geliebten seines Mannes dankbar sein musste.
    »Ich habe keine Zeit«, knurrte Rees.
    »Dann nimm sie dir«, sagte Helene mit stählernem Unterton.
    Rees schaute von seiner Partitur auf. »Was soll ich deiner Meinung nach ans Ende des zweiten Aktes setzen, als Hauptmann Charteris die Prinzessin im Quäkerdorf entdeckt? Fen hat hier nur ›Musiknummer‹ geschrieben.«
    »Er meinte vielleicht einen Tanz«, vermutete Helene und trank einen Schluck Champagner. Der war eiskalt und köstlich und prickelte dermaßen in der Nase, dass sie fast geniest hätte.
    »Ich könnte eine Polonaise einbauen«, brummte Rees.
    »Ich würde einen Walzer nehmen«, sagte Helene. Sie wäre gern zu ihm gegangen und hätte selbst in das Libretto geschaut, doch sie wollte auf keinen Fall in die Nähe der Polsterbank kommen, auch wenn Miss McKenna inzwischen ein ganzes Stück von Rees’ Hüfte abgerückt war.
    »Ein Walzer? Ich habe im Leben noch keinen Walzer komponiert. Warst du nicht letztes Frühjahr mit einem Walzer beschäftigt?«
    Das war das Eigentümliche an Rees. Er erinnerte sich an jede noch so kleine Bemerkung, die sie über Musik machte, vergaß aber stets ihren Geburtstag, und das sogar im ersten Jahr ihrer Ehe.
    »Ja«, erwiderte Helene und leerte ihr Glas.
    »Wie, denkst du, wird das Publikum auf einen Walzer reagieren?« Er runzelte besorgt die Stirn. »Das Theatre Royal hat ein ziemlich prüdes Publikum.«
    »Hast du dir je Sorgen gemacht, dass du die Leute schockieren könntest?«, fragte Helene dagegen. Rees’ Bruder hatte sich Lina genähert und sie aufgefordert, mit ihm zusammen dort hinten aus den Fenstern zu schauen. Ein vollendeter Diplomat.
    »Du weißt doch, wie konventionell ich bin. In Bezug auf Musik, meine ich«, ergänzte er mit einem schiefen Grinsen. Helenes Herz tat einen Satz, dann beruhigte es sich wieder. »Spielst du mir deinen Walzer vor?«
    »Hier ist doch kein Klavier«, schützte sie vor. Was, wenn Rees ihr Walzer nicht gefiel?
    Doch er hatte sich bereits erhoben. »Wir gehen ins Musikzimmer. Tom und Lina können ja das Tanzpaar machen. Tom!«, rief er. »Du kannst doch Walzer tanzen?«
    Sein Bruder drehte sich um. »Nein, ich habe nicht die leiseste Ahnung davon. Wenn ein Vikar das Tanzbein schwänge, würde seine Pfarrkinder der Schlag treffen.«
    »Mein Vater hat früher manchmal mit meiner Mutter getanzt«, sagte Lina kichernd zu ihm. »Allerdings nicht den
Walzer
, den ganz gewiss nicht!«
    »Ist zu schnell für einen Pfaffen, wie?«, meinte Rees befriedigt. »Ich weiß gar nicht, warum ich noch nie einen Walzer komponiert habe. Komm schon, Helene, und du, Lina, zeigst Tom die Schritte. Es ist ganz leicht, und schließlich ist ja kein Schäfchen deiner Herde anwesend, Tom.«
    Einen Augenblick später betraten

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