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Lady Helenes skandaloeser Plan

Lady Helenes skandaloeser Plan

Titel: Lady Helenes skandaloeser Plan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eloisa James
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sie das ehemalige Wohnzimmer. Helene legte Rees die Hand auf den Arm. »Hast du nicht etwas vergessen?«, fragte sie mit einem mahnenden Blick auf den Boden.
    Rees blieb jäh stehen und starrte auf die Papierflut, als sähe er sie zum ersten Mal. »Wir können nicht …« Er brach ab.
    Helene hob ein Blatt auf. Drei Worte standen darauf:
Nacht, Tänze, Vergangenheit
. Sie reichte es Rees und hob ein weiteres auf. Darauf fanden sich drei Notenzeilen mit fallenden Arpeggien.
    »Leider können wir nicht auf Papier tanzen«, sagte Tom sichtlich erleichtert. »Es wäre nicht sicher. Miss McKenna könnte ausgleiten und stürzen.«
    Lina ging auf Rees los. »Warum hortest du nur diesen Müll hier?«, herrschte sie ihn an. »Glaubst du wirklich, dass sich unter diesem Durcheinander auch nur
ein
gutes Stück befindet?«
    Rees schaute sie mit unbewegter Miene an. Doch Helene sah das unsichere Flackern seiner Augen und verfluchte Lina im Stillen. Musste sie ihn noch in seinen Unzulänglichkeitsgefühlen bestärken?
    »Es könnte durchaus etwas Wunderbares dabei sein«, sprang sie hastig in die Bresche. »Dieses Stück zum Beispiel ist atemberaubend frisch.« Sie sang die kurze Phrase von dem Blatt, das sie vom Boden aufgeklaubt hatte, und fügte noch ein paar äolische Triolen ein, um einen Akzent zu setzen.
    Rees riss ihr das Blatt aus der Hand und sah sie finster an. »Sicherlich atemberaubend, sobald du daran gefeilt hast«, brummte er. Es klang aber nicht wirklich böse.
    »Das Dinner ist aufgetragen, Mylord«, meldete Leke, der plötzlich in der Tür stand.
    Rees ließ die Blätter wieder zu Boden fallen. »Na gut«, sagte er entschlossen, trat einen Schritt zurück und ließ Helene, Lina und Tom den Vortritt. »So bleibt dir vorerst die Unwürdigkeit des Walzertanzens erspart, Tom.«
    »Sagen Sie einem Diener, er soll diesen Schweinestall aufräumen«, wies er sodann Leke an.
    Dem Butler fiel buchstäblich der Unterkiefer herunter, dann schloss er den Mund hastig. »Ja, Sir«, beeilte er sich zu versichern.
    »Wenn wir mit dem Mahl fertig sind, soll dieses Zimmer aufgeräumt sein. Und lassen Sie das Spinett zur Seite schieben, damit wir Platz zum Tanzen haben«, setzte sein Herr hinzu, bevor er seiner Frau folgte.
    Eigentlich folgte er Lina und Tom, aber in seiner Vorstellung sah es anders aus.
    »Ich wusste nicht, dass ein Walzer auch Text haben kann«, sagte Rees ziemlich erstaunt. »Woher stammt der Text?« Er hatte Helenes Partitur zur Hand genommen und studierte sie. Am liebsten hätte sie sie ihm aus den Händen gerissen. Mitten im Zimmer zeigte Lina Tom die Walzerschritte.
    Helene biss sich auf die Lippen. Sie fürchtete sich davor, als unverschämter Amateur entlarvt zu werden, und hätte das Zimmer am liebsten so schnell wie möglich verlassen. »Der Text stammt von mir«, gestand sie und folgte seinem Blick, der über das Blatt glitt.
    Einmal schaute er kurz zu ihr auf, schwieg jedoch. Dann stellte er die Partitur vor ihr auf den Notenständer. »Ich habe das Gefühl, als hätte ich nie verstanden, wer du eigentlich bist.«
    Helene senkte den Blick auf ihre Hände, die abwartend über den Tasten schwebten. »So viel gibt es da doch nicht zu verstehen«, sagte sie verlegen.
    »Rutsch rüber.« Rees setzte sich neben sie.
    »
Ich
spiele den Walzer«, protestierte Helene. Doch ihr Körper, dieser Verräter, fühlte sich wohl mit Rees’ breiter Schulter an ihrer Seite, mit seiner Wärme.
    »Ich soll doch den Text mit dir singen, oder nicht?«, entgegnete er.
    »Ich kann ganz gut allein singen«, hielt sie dagegen und errötete noch mehr.
    »Es sind doch zwei Stimmen!« Er riss die Partitur wieder vom Notenständer.
    »O nein«, erwiderte Helene. »Es ist nur
eine
Stimme. Ich habe nirgendwo einen Stimmwechsel angegeben.«
    »Nun, du hättest es tun sollen«, meinte Rees. »Sieh mal, hier ist die erste Strophe, die mit
Lass mich dich, reizendes Mädchen, umschlingen/So wie ein Geliebter die liebende Braut
endet. Und diese Zeile wird wiederholt, nicht wahr?
So wie ein Geliebter die liebende Braut

    Rees sang niemals mit schwülstiger Betonung. Seine warme Baritonstimme verlieh Helenes eher schlichtem Text ein maskulines Flair und ließ ihn geradezu beschwörend klingen. »Für mich ist es offensichtlich, dass die nächste Strophe von der Braut und nicht vom Bräutigam gesungen werden sollte:
So uns der seligsten Täuschung ergeben/Glücklich es wähnen, was nie kann geschehen.
Die Männerstimme würde nicht betonen

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