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Lady Helenes skandaloeser Plan

Lady Helenes skandaloeser Plan

Titel: Lady Helenes skandaloeser Plan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eloisa James
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wollen, dass sie einander nie umarmen werden. Die weibliche Stimme vielleicht schon.«
    »Ich hatte nie vor, ein Duett daraus zu machen«, sagte Helene verwirrt und starrte auf den Text. »Dazu müsste ich die vierte Strophe komplett umschreiben.«
    »Wenn es ein Duett wäre, könnten sie die letzte Strophe gemeinsam singen«, meinte Rees. »
Nimmer erblüht, was einmal verblüht/Nie wird die rosige Jugend uns neu
… Das ist zwar trostlos, ergibt jedoch einen Sinn, wenn sich beide Stimmen darin vereinen.«
    »Versuchen wir es«, meinte Helene. Tom und Lina schienen bereit zu sein. Sie hielten sich an den Händen, als wollten sie einen Ländler tanzen und nicht einen Walzer. »Tom!«, rief Helene. »Wagen Sie sich jetzt an den Walzer?«
    »Natürlich«, erwiderte er und wandte sich so hastig zu Lina um, dass er beinahe gestolpert wäre.
    »Nun denn!« Helene nickte Rees zu. »Zuerst kommt ein Instrumentalteil. Ich spiele ihn zweimal, dann beginnt das Lied. Ich zähle auf drei«, sagte sie zu Tom und Lina.
    Lina knickste vor dem Vikar, und er legte ihr die Hand auf die Taille.
    »Das wird gefährlich«, warnte er raunend.
    »Achtung!«, rief Helene und senkte ihre Hände auf die Tasten. Und sogleich erhoben sich die süßen Walzerklänge und lockten freudig zum Tanz.
    Lina wusste ganz genau, was Tom mit »gefährlich« gemeint hatte, aber sie wollte es nicht zugeben. »Meine Füße sind doch kaum in Gefahr«, sagte sie zu ihm. »Sie tanzen nämlich sehr gut für einen Mann, der sich zum ersten Mal an diesen Schritten versucht.«
    »Das Vertrauen in mich könnten Sie noch bereuen … jetzt möchte ich eine Drehung versuchen.«
    »Tun Sie das!«, ermunterte sie ihn. »Wir müssen den Platz ein bisschen besser ausnutzen.«
    Doch Tom tat einen falschen Schritt und schaffte es um Haaresbreite, ihr nicht auf die Füße zu treten. »Na sehen Sie, Lina!«, sagte er lachend. »Ihre Füße leben
doch
gefährlich!«
    Sie kicherte lediglich.
    »Wenn ich Sie ein wenig fester hielte«, fuhr er fort, »ginge es vielleicht besser. Wäre Ihnen das unangenehm?«
    »Natürlich nicht«, erwiderte sie – und wurde von einer ungewohnten Schüchternheit befallen.
    »Ich vermute, es ist unschicklich, wenn unsere Körper einander so nahe sind«, murmelte er in ihr Haar.
    Lina antwortete nicht. Denn nun erkannte sie, dass es tatsächlich eine Gefahr bedeutete, ihm zu antworten.
    Rees blätterte die Seite für Helene um und gab ihr mit einem Nicken zu verstehen, dass er zuerst singen würde. Sie nickte zum Zeichen, dass sie einverstanden war, und er sang die erste Strophe: »
Lass mich dich, reizendes Mädchen, umschlingen/Wie ein Geliebter die liebende Braut

    Helene spürte Hitze in ihre Wangen steigen. War das wirklich sie gewesen, die ein Lied über
Umarmungen
verfasst hatte? Was hatte sie sich bloß dabei gedacht? Nun war sie an der Reihe. Ihre Stimme stieg jubilierend in die Höhe. Helene hatte nie über einen großen Stimmumfang verfügt, doch sie gab sich zufrieden mit dem, was sie besaß.
    Nun übernahm wieder Rees’ tiefere Lage: »
Auge in Auge mit glühenden Wangen
.« Sie spürte, dass er sie beobachtete, und hielt ihren Blick züchtig auf ihre Hände geheftet.
    Nun kam der gemeinsame Part. »
Nimmer erblüht, was einmal verblüht
«, sang sie mit hoher, klarer Stimme, während sich Rees’ Stimme, abgestuft zum Bariton, mit der ihren vermischte: »
Nie wird die rosige Jugend uns neu
.« Wie wahr, dachte Helene traurig.
    Rees übernahm den Anfang der letzten Strophe, die den Text der ersten Strophe wiederholte: »
Lass mich dich, geliebtes Mädchen, umschlingen/Wie ein Geliebter die liebende Braut, wie ein Geliebter die liebende Braut

    »Es heißt nicht
geliebtes Mädchen
«, protestierte Helene, während sie die letzte Coda spielte. »Ich habe
reizendes Mädchen
geschrieben.«
    »Du willst an dieser Stelle aber eine Bekundung seiner Liebe hören und nicht, wie sie aussieht«, betonte Rees. Dann senkte er die Stimme. »Ist dir übrigens schon aufgefallen, wie sehr meinem Bruder deine Musik gefällt?«
    Helene zog eine Braue hoch, während sie den letzten Akkord spielte. »Der Vikar legt seinen römischen Kragen ab«, bemerkte sie zerstreut. Sie wollte nicht über Tom nachdenken.
    »Singen wir’s noch mal«, schlug Rees vor. »Dieses Mal jede zweite Zeile mit der Männer- und danach mit der Frauenstimme.«
    »Das geht nicht«, wandte sie ein.
    »Das Lied könnte ein Widerhall des Walzertanzes sein, der die Körper von Mann

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