Lady in Rot (German Edition)
dann.
„Das ist vermutlich eine sehr gesunde Einstellung.“
Wahrscheinlich erwartete sie, dass er diese schlagfertige Bemerkung mit einem Lachen quittierte. Doch er lachte nur selten, weil Lachen verletzlich machte. „Warum haben Sie sich nicht an meine Anwälte gewandt, wenn es sich um eine juristische Angelegenheit handelt?“, erkundigte er sich ungerührt.
„Weil …“, Laura zögerte, „… weil es sich um eine sehr delikate Sache handelt, die ausschließlich für Ihre Ohren bestimmt ist.“
„Faszinierend.“ Offensichtlich spannte sie ihn absichtlich auf die Folter. „Verraten Sie mir doch, spielen Sie gern solche Spielchen? Auch im Bett vielleicht? Oder hören Sie jetzt endlich auf, um den heißen Brei herumzureden und sagen mir, worum es geht?“
Laura errötete bei der sexuellen Anspielung, hielt es jedoch für das Klügste, sie einfach zu übergehen. „Natürlich, Monsieur de Maistre“, erwiderte sie betont sachlich. „Genau genommen bin ich hier im Auftrag einer anderen Person. Als Repräsentantin des Scheichs Zahir von Kharastan.“
Xavier erstarrte. Diese Frau hatte es tatsächlich geschafft, ihn zu überraschen. Aus unerfindlichen Gründen setzte sein Herz für einen Schlag aus. Ein Scheich? Ihn verbanden überhaupt keine geschäftlichen Interessen mit jenem Teil der Welt. „Ich verstehe nicht“, sagte er vorsichtig.
„Das erwarte ich auch nicht. Aber ich werde versuchen, es Ihnen zu erklären.“ Laura atmete tief ein. Sie hatte sich ihr Vorgehen sorgfältig zurechtgelegt. „Sie haben vielleicht schon von Kharastan gehört?“
„Wie von vielen anderen Ländern auch.“
„Ihnen ist bekannt, dass es sich um einen überaus reichen Bergstaat handelt, der an das alte Land Maraban grenzt?“
„Ich brauche keine Geografiestunde von Ihnen“, bemerkte Xavier hörbar ungehalten. „Und ich kann auch auf Ihre Versuche verzichten, die Wirkung dessen, was Sie mir eigentlich mitteilen wollen, abzumildern. Meine Zeit ist kostbar. Also erzählen Sie mir entweder, warum Sie hier sind, oder verschwinden Sie!“
Es war ihre Absicht gewesen, behutsam auf die Sache hinzuführen, doch Xaviers Ungeduld und Gereiztheit ließen es ihr angeraten erscheinen, auf alle Umwege zu verzichten. „Ich bin hier, um mit Ihnen über Ihren Vater zu sprechen“, erklärte sie deshalb ruhig.
Xavier stand wie vom Donner gerührt da – Laura hatte gänzlich verbotenes Terrain betreten. Langsam machte er einen Schritt auf sie zu und fragte mit bedrohlichem Unterton: „Wie können Sie etwas derart Persönliches ansprechen? Sie sind eine Fremde. Wie können Sie es wagen?“
Sie hielt seinem anklagenden Blick entschlossen stand, während sie sich klarmachte, dass Xavier alles Recht der Welt hatte, so wütend zu sein. „Ich führe nur meinen Auftrag aus“, antwortete sie fest und schickte ein Stoßgebet zum Himmel, dass ihr die entscheidenden, wichtigen Worte ohne Stocken über die Lippen kommen würden. Sie war sich der Verantwortung bewusst, die so schwer auf ihren Schultern lastete, und begriff plötzlich, dass ihr Boss nicht ganz die Wahrheit gesprochen hatte. Es gab kein „leicht verdientes Geld“.
Xavier war noch näher an sie herangetreten. „Wessen Auftrag? Dites-moi “, befahl er schroff. „Sagen Sie es mir!“
Laura nahm all ihren Mut zusammen. Im Grunde gab es sowieso keine Möglichkeit, ihn behutsam und schonend darauf vorzubereiten, was sie ihm zu sagen hatte. Er musste schlicht und einfach über alle Fakten informiert werden. „Mein Auftrag lautet, Sie darüber aufzuklären, wer Sie sind … oder, wer wir glauben, dass Sie sind. Wenn Sie verstehen – es besteht Grund zu der Annahme, dass Sie der Sohn des Scheichs von Kharastan sind“, sagte sie schlicht.
2. KAPITEL
Xavier hatte das seltsame Gefühl, im falschen Film gelandet zu sein. Lauras Stimme drang wie durch Watte in sein Bewusstsein vor, und er hatte Mühe zu begreifen, was da vor ihm ablief.
Sein ganzes Leben lang hatte er seine Emotionen unnachgiebig unterdrückt. Hatte er nicht gelernt, nur so überleben zu können? Nun aber wurde er von übermächtigen Gefühlen bestürmt, die sein seelisches Gleichgewicht ernsthaft bedrohten. Gnadenlos hallten Lauras Worte in seinen Ohren wider. „ Es besteht Grund zu der Annahme, dass Sie der Sohn des Scheichs von Kharastan sind …“
Fassungslos blickte er in ihr blasses, angespanntes Gesicht.
„Sie lügen!“, flüsterte er.
„Nein. Warum sollte ich in einer solchen Sache
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