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Lady in Rot (German Edition)

Lady in Rot (German Edition)

Titel: Lady in Rot (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tessa Radley
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Schauspiel hatte etwas Primitives, Elementares, und plötzlich begriff Xavier den Sinn dieses Sports. Doch es war mehr als das. Zum ersten Mal spürte er die Verbindung zwischen sich und seinen Vorfahren, gestand sich seine Wurzeln ein. Genau wie er hatten seine Ahnen schon auf diesem heißen, kargen Land gestanden, als das Überleben in der Wüste noch ein täglicher Kampf war und die Falkenjagd kein eleganter Sport, sondern ein Mittel zur Nahrungsbeschaffung. In diesem Augenblick schienen Xavier Welten von seinen luxuriösen Pariser Apartments zu trennen.
    Wie es aussah, war er nicht, was er glaubte zu sein. Stattdessen entdeckte er in sich einen Mann, der ihm fast fremd war. Xavier begriff, dass er sich verändert hatte und nie wieder der sein konnte, der er einmal gewesen war. Wie auch? Er war ja zur Hälfte Kharastani!
    Die Erkenntnis traf ihn bis ins Mark. Und wie es seine Vorfahren wahrscheinlich auch getan hatten, suchte er Zuflucht vor dem Chaos seiner Gedanken und Gefühle in der tröstlichen Gegenwart einer Frau. Er sah Laura an, die etwas abseits stand und die Vorführung der Falkner fasziniert und furchtsam zugleich beobachtete, und plötzlich wurde ihm klar, dass ihre Entschlossenheit, ihn auf Distanz zu halten, ihn erst dazu befähigt hatte, sich auf den eigentlichen Sinn und Zweck seines Aufenthaltes in diesem Land zu konzentrieren. Er hatte zu einer völlig neuen Zielstrebigkeit … und Identität gefunden. Der Haken war nur, dass er sich nach Laura sehnte, wie er sich noch nie nach einer Frau gesehnt hatte.
    Xavier wandte sich dem Horizont zu und hielt angestrengt nach der Rückkehr des starken, anmutigen Vogels, den sie den Sakerfalken nannten, Ausschau. Der einheimische Name für ihn war „Hurr“, was edel oder frei bedeutete. Malik hatte ihm das erzählt, als sie vergangene Nacht nach ihrem abendlichen Treffen mit Scheich Zahir gemeinsam durch die Flure des weitläufigen Palasts gegangen waren.
    „Wie geht es dem Scheich?“
    Von Lauras Frage aus seinen Gedanken gerissen, sah Xavier zu ihr herüber. Sie bot einen hinreißenden Anblick mit ihrem breitkrempigen Hut, der ihren hellen Teint vor der gnadenlosen kharastanischen Sonne schützte. Am liebsten hätte Xavier sie in die Arme geschlossen und eng an sich geschmiegt. Er wollte sich in seinen Gefühlen verlieren, um nicht mehr über sich nachdenken zu müssen, doch sie schien entschlossen, ihn so oder so zu quälen.
    „Sein Zustand ist unverändert.“
    „Und worüber redet ihr Abend für Abend?“
    „ Sacre bleu , du stellst meine Geduld wirklich auf eine harte Probe, Chérie!“ Xavier lachte. In diesem Moment tauchte am strahlend blauen Himmel der Sakerfalke auf, und die Männer brachen in freudigen Jubel aus. Xavier beobachtete das alte Ritual voller Enthusiasmus, ehe er sich wieder Laura zuwandte. „Erst hältst du mich auf Distanz … und dann schnüffelst du in meiner Seele herum!“
    „Ich wollte nicht herumschnüffeln“, wehrte Laura reumütig ab. „Aber ich frage mich, ob es gut für dich ist, wenn du alles in dir verschließt und überhaupt nicht über diese einschneidende Veränderung sprichst, die augenblicklich in deinem Leben passiert. Oder redest du mit Malik darüber?“
    Xavier schüttelte den Kopf. Der Berater des Scheichs schien ihm gegenüber eine seltsam zwiespältige Einstellung zu hegen. Gelegentlich saßen sie völlig entspannt beieinander und tauschten sich aus, dann wieder war eine starke Barriere zwischen ihnen zu spüren. Und einmal glaubte Xavier so etwas wie Eifersucht in den dunklen Augen von Malik aufleuchten zu sehen, sodass er sich fragte, ob der Kharastani ihm vielleicht die Nähe zu Scheich Zahir verübelte, nachdem er all die Jahre dessen wichtigster Vertrauter gewesen war.
    „Nein, ich spreche nicht mit Malik darüber.“
    „Warum redest du dann nicht mit mir?“, erkundigte sich Laura, als sie sich wieder in den Geländewagen setzten und in einer Wolke von Wüstenstaub davonfuhren.
    „Warum sollte ich?“
    „Weil ich eine gute Zuhörerin bin. Unparteiisch und ehrlich genug, um dir zu sagen, was ich denke … und nicht, was du hören willst.“
    „Könnte es möglich sein, dass du in jeder Hinsicht perfekt bist?“, bemerkte er spöttisch.
    Laura hatte in diesen Tagen gelernt, sich von seinem gelegentlichen Sarkasmus nicht beirren zu lassen. „Vermutlich rundum perfekt“, pflichtete sie ihm locker bei und sah ihn an. „Sprich mit mir, wenn du willst … oder lass es sein.“
    Er

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