Lady in Rot (German Edition)
rücken. Was hatte es denn für einen Sinn, sich wegen eines reichen Playboys, des Sohns eines sagenhaft reichen Wüstenscheichs, eines Mannes, den Welten von ihr trennten, die Augen auszuweinen?
Hatte sie sich Xavier wirklich in ihrem kleinen Cottage vorstellen können? Wie er sich den Kopf an den niedrigen Deckenbalken im Wohnzimmer stieß? Oder beim abendlichen Bier mit ihr im Pub um die Ecke? Vielleicht beim Bummel durch die kleinen Läden, in denen man bereit sein musste, vor dem Inhaber seine ganze Lebensgeschichte auszubreiten, wenn man nur ein paar Bananen kaufen wollte?
Oder vielleicht umgekehrt? Laura in Paris? Laura mit ihrem Schulmädchenfranzösisch, völlig fehl am Platz auf der noblen Avenue Georges V oder in den exklusiven Restaurants, in denen Xavier zweifellos ein- und ausging.
Kurz entschlossen hatte sie die teure Pariser Garderobe in den Kleiderschrank in ihrem Gästezimmer geräumt, weil die noblen Modelle ebenso wenig in ihr wirkliches Leben passten wie Xavier. Sie konnte ja schlecht in einem knöchellangen, bestickten Seidenkleid in die örtliche Bankfiliale stolzieren, oder?
Froh war sie darüber, dass sie mit dem großzügigen Honorar aus Kharastan Josh tatsächlich ausbezahlen konnte. Es hatte ihr verständlicherweise große Genugtuung bereitet. Bei ihrer Rückkehr hatte er sich seiner jüngsten Affäre mit einem Barmädchen aus dem „Black Dog“ gebrüstet und dann die Stirn besessen, Laura schmierige Avancen zu machen, nachdem er den Vertrag unterzeichnet hatte, mit dem ihr das Haus allein gehörte, und ihm aufgegangen war, dass sie anscheinend zu Geld gekommen sein musste. Laura hatte ihm mit deutlichen Worten zu verstehen gegeben, was sie von ihm hielt, und war erleichtert, dieses Kapitel ihres Lebens endgültig abschließen zu können.
Sie fasste den Entschluss, von nun an nur noch positiv nach vorn zu blicken. Die Begegnung mit dem alten Scheich hatte ihr vor Augen geführt, wie kostbar Zeit war, deshalb wollte sie jeden Augenblick genießen. Xavier konnte sie nicht bekommen, was jedoch nicht bedeutete, dass sie ihr Leben damit vergeuden wollte, ihm nachzutrauern. Aber die Erinnerungen an ihn wollte sie wie einen kostbaren Schatz in ihrem Herzen bewahren.
Natürlich gab es immer wieder Zeiten, in denen sie vor Sehnsucht fast verging. Vor allem in den einsamen Nächten. Dann ließ sie gelegentlich ihren Tränen freien Lauf.
Ein Monat war nach ihrer Rückkehr vergangen. Laura fing an, sich damit abzufinden, dass sie endgültig nichts mehr aus Kharastan hören würde. Maliks Angebot, im Auftrag des Scheichs nach Neapel zu reisen, hatte sie mit dem Hinweis abgelehnt, ihre Arbeit in der Kanzlei erlaube es ihr nicht.
Es war ein sonniger Samstagmorgen, und sie saß gerade beim Frühstück, als es energisch an der Haustür klopfte.
Der Postbote? überlegte sie und ging zur Tür, um zu öffnen. Wie vom Donner gerührt, erstarrte sie, als sie erkannte, wer ihr gegenüberstand – groß und dunkel und viel zu attraktiv, um wahr zu sein, schien er die Dimensionen ihres winzigen Vorgartens zu sprengen.
„Xavier!“ Fast war sie versucht, die Hand auszustrecken und ihn zu berühren, um sich zu vergewissern, dass er keine Fata Morgana sei. „Bist du es wirklich?“
„Meinst du, ich hätte einen Doppelgänger?“
Du liebe Güte, nein. Einen Mann wie ihn gab es nur einmal. „Was …?“ Sie räusperte sich und riss sich zusammen. „Was machst du denn hier?“
Ein rätselhaftes Lächeln huschte über sein Gesicht. „Die englische Gastfreundschaft lässt wirklich zu wünschen übrig“, bemerkte er. „Möchtest du mich nicht hereinbitten?“
„Natürlich. Ja. Komm herein. Pass auf deinen … Oh Xavier! Hast du dir den Kopf gestoßen?“
„ Non , schon gut“, wehrte er ab, wobei er sich die schmerzende Stelle rieb und sich fragte, ob England früher von Zwergen besiedelt gewesen war.
Befangen strich sich Laura über die rotbraunen Locken, die ihr offen weit über den Rücken fielen, und wünschte sich einen Zauberstab herbei. Denn sie trug ausgeblichene Jeans, ein T-Shirt mit dem zweifelhaften Aufdruck „Anwälte machen es kurz“ und war gänzlich ungeschminkt.
„Warum hast du nicht vorher angerufen? Dann hätte ich mich zurechtmachen können.“
„Ich wollte nicht, dass du dich zurechtmachst. Du gefällst mir so, wie du bist“, antwortete er, wobei er sie ausgiebig von Kopf bis Fuß betrachtete. „Du siehst … anders aus.“
Das galt auch für ihn, wie Laura
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