Lady in Rot (German Edition)
feststellte. Schwarze Jeans und eine dunkle Lederjacke betonten seine athletische Figur und verstärkten die Wirkung seiner aggressiv männlichen Ausstrahlung. Als er jetzt in ihrem winzigen Wohnzimmer stand und ganz selbstverständlich die Jacke auszog, konnte Laura es kaum fassen. Wollte er wirklich bleiben? Nun, ganz bestimmt war er nicht den ganzen Weg aus Kharastan oder aus Paris gekommen, um gleich wieder zu verschwinden! Würde sie den Mut aufbringen, ihn nach dem Grund seines Besuchs zu fragen?
Xavier spürte ihre große Nervosität und war zum ersten Mal in seinem Leben verunsichert. Würde sein Plan wirklich aufgehen? „Du hast den Job also nicht angenommen?“, fragte er unvermittelt.
Laura begriff sofort, wovon er sprach. Sie war nicht einmal überrascht. „Nein, es schien mir dann doch keine so gute Idee.“
Zumindest in diesem Punkt waren sie sich also einig. Xavier atmete erleichtert auf, aber er wusste, dass er noch einen weiten Weg vor sich hatte. „Möchtest du stattdessen mit nach Paris kommen?“
Ihr Herz setzte für einen Schlag aus. „Nach Paris? Warum?“
Sie sahen sich an.
„Was glaubst du denn?“
„Ich weiß es nicht“, flüsterte sie. Frag ihn! „ Warum bist du gekommen, Xavier?“
„Weil etwas mit mir geschehen ist. Du hast etwas mit mir gemacht“, gestand er rau. „Es lässt sich nicht mehr umkehren, obwohl ich es, ehrlich gesagt, versucht habe. Mais oui, ich habe es versucht! Ich dachte, die Begegnung mit meinem Vater hätte diesen Aufruhr meiner Gefühle verursacht, aber ich habe bald begriffen, dass das nicht der Grund war.“
„Du redest ziemlich wirres Zeug.“
„Meinst du, das weiß ich nicht?“ Er schüttelte verwundert den Kopf. „Mir ist klar geworden, dass du recht hattest mit deinem Urteil über mich – dass mir materielle Werte mehr bedeuten als die Menschen. Ich will so nicht mehr leben. Du hast mich dazu gebracht, die Dinge anders zu sehen, Laura. Ich wünsche mir mehr von dem, was ich bei dir erlebt habe und wovor ich all die Jahre davongelaufen bin.“
„Und was wäre das?“
Er überlegte einen Moment. „Gefühl. Echtes Gefühl“, antwortete er schließlich. „ Oui .“ Und als er ihren erstaunten Blick sah, zuckte er hilflos mit den Schultern, was ihm bestimmt noch nie passiert war. „Ich sehe ständig dein Gesicht vor mir“, fuhr er sanft fort. „Wenn ich etwas Lustiges oder Ärgerliches erlebe, ertappe ich mich dabei, dass ich es dir erzählen möchte. Ich liege nachts im Bett und verzehre mich vor Sehnsucht nach dir.“ Der Blick seiner dunklen Augen hielt sie in Bann. „Es macht mich verrückt. Du machst mich verrückt. Ich … habe dich vermisst, Laura.“
Hoffnung keimte in ihr auf, brachte ihr Herz zum Rasen. „Du hast mich vermisst? Vergangenheit?“
Er lächelte amüsiert. „Dass ihr Anwälte stets jedes Wort auf die Goldwaage legen müsst! Also gut, ich vermisse dich. Wie klingt das?“
Sie zögerte immer noch. War sie vernünftig und reif genug, sich auf eine Affäre mit ihm einzulassen? Denn das bot er ihr doch an, oder?
„Ich will mit dir zusammen sein“, fügte Xavier beschwörend hinzu, als sie schwieg. „ Je t’aime . Ich liebe dich.“
Laura wusste, was die Worte bedeuteten. So viel Französisch hatte sie aus der Schulzeit behalten. Und hätte sie jemand nach ihrem größten Herzenswunsch gefragt, hätte sie geantwortet, diese Worte aus Xaviers Mund zu hören. Dennoch war sie gelähmt vor Angst. Sie kam sich so verletzlich vor. Konnte sie es wirklich wagen?
„Wie vielen anderen Frauen hast du das schon gesagt?“, fragte sie leise.
„Noch keiner. Nur dir.“
„Wir kennen uns doch erst so kurz.“
„Das ist mir bewusst.“
„Was, wenn es nicht funktioniert?“, flüsterte sie ängstlich.
Xavier streckte die Hand aus und strich ihr zart eine Locke aus dem blassen Gesicht. „Was, wenn … was, wenn“, meinte er sanft. „Warum kommst du nicht mit mir nach Paris, und wir geben uns alle Mühe, dass es funktioniert? Gemeinsam.“
„Und was ist mit deinem Vater, mit Kharastan?“
„Ich bin froh, dass ich die Reise gemacht habe. Ich habe mich mit meinem Vater ausgesöhnt und meine Wurzeln gefunden. Das bedeutet mir sehr viel, aber mein Leben, das, was ich mir selbst aufgebaut habe, ist hier im Westen. Scheich Zahir weiß und akzeptiert das. Glücklicherweise ist mein Halbbruder Giovanni sowieso der Ältere … und wie es aussieht, auch bereit, die Verantwortung der Thronfolge auf sich zu
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