Lady in Rot (German Edition)
auch noch Tony Bescheid sagen, dass sie nicht mit ihm abfahren würde. Seine Reaktion konnte sie sich schon vorstellen, und er enttäuschte sie nicht.
„Also hat er es geschafft, dich einzuwickeln?“
Tony war auch bei ihrem Team im Kosovo dabei gewesen. Damals hatte er ihr Bleiben genauso wenig gebilligt, wie er es jetzt tat.
Er strich ihr mit den Fingern leicht über die Wange. „Sankt Ariane, die Schutzpatronin der Kinder. Pass auf dich auf.“
„Das tue ich immer.“
Sein Lächeln war warm. „Gut, dann fahre ich jetzt ab. Wir sehen uns bald?“
„Darauf kannst du dich verlassen.“
4. KAPITEL
Das Mittagessen nahm sie allein auf der Terrasse zu sich. Von dort aus war der Blick über den Hafen einfach großartig.
Wohin Ariane auch reiste, war und blieb Sydney ihre Heimat. Sie hatte eine Wohnung im schicken Double Bay, einen neuen BMW und eine interessante Arbeit. Und sie freute sich ihres Lebens. Mit einer Ausnahme. Roger.
Da sie jetzt offiziell freihatte, konnte sie ihr Handy abschalten. Ihre Nummer ändern zu lassen, hatte sich als fruchtloses Unterfangen herausgestellt. Das verschaffte ihr allerhöchstens vierundzwanzig Stunden Verschnaufpause, bis ihr Exmann es geschafft hatte, den Code der Telefongesellschaft zu knacken.
Stattdessen beherzigte sie lieber den Rat ihres Anwalts und nahm jeden Abend Rogers sämtliche Nachrichten auf. Seine Briefe sammelte sie ungeöffnet als Beweisstücke.
Aus dem Babyfon, das an ihrer Jeans befestigt war, ertönte ein leiser Schrei, der allmählich in ein dauerhaftes Weinen überging. Für Christinas nächste Mahlzeit war es noch zu früh, aber ein warmes Bad mit etwas Planschen und danach ein bisschen Kuscheln würde helfen, die Zeit zu überbrücken und eine Beziehung zu der Kleinen aufzubauen. Ariane ermahnte sich selbst, dass ihre Zeit als Kindermädchen sehr kurz sein würde und sie sich nicht zu sehr an das Baby binden durfte.
So fand Manolo die beiden später vor, die sich köstlich zusammen amüsierten. Schweigend beobachtete er die Szene ein paar Sekunden lang, bevor er sich bemerkbar machte.
„Gibt es irgendwelche Probleme?“
Ariane drehte sich langsam zu ihm um. „Nein. Es ist bald Zeit für Christinas Abendessen.“
„Brauchen Sie etwas aus Ihrer Wohnung? Santos kann Sie hinfahren, wenn dem so ist. Vielleicht möchten Sie auch Ihren Wagen holen.“
Kleidung zum Wechseln brauchte sie in der Tat unbedingt. „Danke, aber ich werde mir ein Taxi nehmen. Zuerst will ich außerdem Christina noch füttern und ins Bett bringen.“
„Ganz wie Sie wünschen.“
Es war schon beinahe sechs Uhr, als sie im Fahrstuhl zu ihrer Wohnung hinauffuhr und die nötigsten Kleidungsstücke zusammenpackte.
Danach sah sie die Post durch und überprüfte ihren Anrufbeantworter. Zehn Nachrichten, die meisten vermutlich von Roger. Wie üblich wiederholten sie sich und machten sie krank, und sosehr sie auch versuchte, Rogers Stimme aus ihrem Kopf zu verbannen, begleitete sie der Klang bei der Fahrt hinunter zur Tiefgarage.
Als sie zu ihrem Parkplatz kam, bemerkte sie, dass sie einen platten Vorderreifen hatte. Na prima, genau, was sie jetzt brauchte.
Aber es wäre ja nicht das erste Mal, dass sie einen Reifen wechseln musste. Als sie fertig damit war, setzte sie sich hinter das Lenkrad und startete den Motor. Sie wollte zurücksetzen, hörte aber nur das Geräusch von Metall auf Beton.
Zwei platte Reifen? Das war doch nicht möglich! Sollte das Schicksal es so schlecht mit ihr meinen?
Eine genauere Untersuchung zeigte ihr, dass beide Vorderreifen aufgeschlitzt worden waren.
Roger? Wer sonst würde so etwas tun!
Ariane verschloss den Wagen, fuhr zum Empfang hoch, wo sie den Hausverwalter und die Polizei informierte, und rief dann ein Taxi, das sie wieder zu Manolo del Guardos Villa bringen sollte.
Am Haupteingang meldete sie sich durch die Gegensprechanlage an. Nachdem sie die Auffahrt hinaufgelaufen war, öffnete Santos ihr die Haustür. „Sie sind nicht mit Ihrem Auto gekommen?“
Mit einem ironischen Lächeln betrat Ariane die Halle. „Leider nicht. Irgendjemand hat zwei meiner Reifen aufgeschlitzt.“
„Ich nehme doch an, Sie haben die entsprechenden Stellen verständigt?“
„Schon geschehen. Geht es Christina gut?“
„Manolo hat ihr ein Fläschchen gegeben und sie hingelegt. Sie schläft jetzt.“ Er zeigte auf ihre Tasche. „Die bringe ich in Ihr Zimmer. In einer halben Stunde ist das Abendessen fertig.“
Ariane sah kurz nach Christina,
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