Lady in Rot
Mannes, der er früher ihr gegenüber gewesen war.
Manchmal war sie bereit, zu glauben, dass irgendwann der Zeitpunkt kommen würde, an dem sie ihm die Wahrheit sagen konnte. Und manchmal hoffte sie sogar, er würde ihr glauben, dass sie damals nur das Beste gewollt hatte. Auch für ihn. Der Mann, der ihr gegenübersaß, strahlte ein solches Selbstbewusstsein aus und war so sexy, dass sie seinen Blick kaum aushielt. Sie würde ihr Geheimnis noch ein paar Tage für sich behalten. Um nicht zu riskieren, dass das neue Band zwischen ihnen sofort wieder zerriss.
Denn sie wusste, dass die Wahrheit alles zerstören würde.
Freitagabend waren ihre Nerven zum Zerreißen gespannt. Sie war mit den Hochzeitsvorbereitungen schon ziemlich weit, aber die Arbeit war nicht der Grund für ihre Anspannung. Es war Damon. Abgesehen von kleinen, freundlichen Gesten hatte er sie weder berührt noch geküsst. Es machte sie halb verrückt.
Sie war verwirrt. Zutiefst aus dem Gleichgewicht gebracht.
Und sie nahm an, dass er das genau wusste.
Sie waren um sieben Uhr auf der Terrasse zu einem Drink verabredet. Rebecca hatte vergessen zu fragen, was er später vorhatte, und deshalb nicht für einen Babysitter gesorgt. Zweifellos hatte Damon alles unter Kontrolle. Wie alles in seinem Leben – sie inklusive.
Sie war nicht sicher, ob sie noch einen Restaurant- oder Kinobesuch an der Seite des perfekten Gentlemans überlebte. Immer unsicher, was er nun eigentlich von ihr wollte. Und immer voll ungestillten Verlangens.
Punkt sieben Uhr erschien Rebecca. Die großen Türen standen weit offen. Die untergehende Sonne spiegelte sich in der glatten Wasseroberfläche des Pools.
Damon spürte eine plötzliche Enge in der Brust, als er Rebecca sah, die kurz innehielt, ehe sie auf die Terrasse trat. Sie trug eine weich fallende schwarze Hose, dazu hochhackige Riemchensandaletten, die ihre langen schlanken Beine betonten. Das pfauenblaue enge T-Shirt gab die Rundungen ihrer Brüste preis. Ihr tief ausgeschnittenes Dekolletee schmückte ein goldgefasster Opal.
Bald gehört sie mir, dachte Damon besitzergreifend. Dann trägt sie die Juwelen, die ich ihr schenke.
„Eine pünktliche Frau“, lobte er. „Das ist selten.“
Sekundenlang wirkte sie nervös. Doch dann lächelte sie ihr hinreißendes Lächeln, und Damon vergaß den Opal und den Mann, der ihn ihr geschenkt hatte.
„Die Macht der Gewohnheit“, erwiderte sie, setzte sich auf den Stuhl, den er ihr anbot, und nahm das Glas Weißwein, das er ihr reichte.
„Ja, ich erinnere mich. Du warst immer schon berüchtigt für deine Professionalität.“ Er runzelte kurz die Stirn, als ihm einfiel, dass sie auch wegen anderer Dinge berüchtigt war.
Ein Schatten flog über ihr Gesicht.
„Was ist?“, fragte er besorgt.
„Nichts.“ Sie berührte den Opal.
„Sag schon.“
„Es … es war Aaron, der mir Pünktlichkeit eingehämmert hat. Deine Bemerkung hat mich daran erinnert, wie viel ich ihm verdanke.“
Damon bemühte sich, nicht dauernd auf den Opal zu starren. Er hatte keine Lust, an ihren toten Ehemann zu denken, genauso wenig, wie er an seine tote Ehefrau denken wollte. Die Vergangenheit hatte hier nichts zu suchen. Diese Nacht gehörte nur ihm und Rebecca.
Und die folgenden Nächte. Bis er ihrer überdrüssig wurde. Denn er wusste, dass dies irgendwann geschehen würde. Es konnte gar nicht anders sein.
Er rückte näher und wechselte das Thema. „Was hältst du von dem Wein?“
Rebecca trank einen Schluck und schmeckte. „Hm, weich und gehaltvoll, wie ein guter Chardonnay sein sollte.“ Sie hielt das Glas gegen die letzten Sonnenstrahlen. Der Wein leuchtete goldfarben. „Gute Farbe“, fügte sie hinzu und trank erneut. „Richtige Temperatur. Ich schmecke einen Hauch von … etwas Süßem.“
„Melone? Ananas?“ Damon hatte Spaß daran, sie ein wenig zu necken.
Sie blickte ihn gespielt strafend an. „Honig“, sagte sie.
„Honig?“ Es erinnerte ihn an den Kuss von neulich. Jene kurze, leidenschaftliche Berührung ihrer Lippen. Honiglippen, süß, verführerisch … Verlangen stieg in ihm auf.
Rebecca spürte es genau. Ein Schauer überlief sie, und sie rieb ihre Arme.
„Frierst du?“, fragte Damon weich. Doch er wusste, dass es nicht Kälte war, die sie erschauern ließ.
Sie schüttelte den Kopf.
„Rebecca …“
„Wo sind Demetra und Savvas?“, fragte sie abrupt.
Er lehnte sich zurück und mahnte sich zur Langsamkeit. „Demetra wollte die Glühwürmchen
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