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Lady in Rot

Lady in Rot

Titel: Lady in Rot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tessa Radley
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Ihr langes Haar peitschte ihr tränennasses Gesicht. „Es gibt Dinge … die ich dir nicht gesagt habe. Dinge, die du hättest wissen müssen, bevor wir … bevor wir miteinander geschlafen haben.“
    „Pst. Mach dir darüber jetzt keine Gedanken.“
    „Aber ich muss.“ Ihre Zähne schlugen gegeneinander. „Es hat keinen Sinn mehr, es zu leugnen und zu hoffen, dass es sich von selbst erledigt. Aber ich fürchte mich so.“
    Er zog sie wieder an sich und hielt sie so fest, dass er ihren warmen Atem an seinem Hals spüren konnte. Was in aller Welt ist mit ihr los, dachte er besorgt. „Hör auf, Rebecca. Du willst doch nicht krank werden, oder? Komm schon, nimm dich zurecht.“
    Rebecca lächelte unter Tränen. „Zusammen“, korrigierte sie sanft.
    „Egal“, antwortete er.
    Sie setzte sich auf und brachte ein wenig Abstand zwischen sich und Damon. „Egal?“, fragte sie. „Du achtest doch immer so sehr auf sprachliche Genauigkeit, dass ich oft vergesse, dass du erst mit … wie viel Jahren … nach Neuseeland gekommen bist. Wie alt warst du? Acht? Neun?“
    „Zehn“, antwortete er und war überrascht über ihren Themawechsel. „Mein Vater hoffte, in Neuseeland sein Glück zu machen. Als wir ankamen, sprachen weder Savvas noch ich Englisch. Wo warst du mit zehn Jahren, Rebecca?“
    „Ich lebte bei den Austins. Sie waren eine der besseren Pflegefamilien, die ich hatte.“ Doch damals wurde sie von James getrennt. Die Austins hatten zwei eigene Töchter und wollten keinen Jungen im Haus. Stattdessen nahmen sie zwei Mädchen auf. Rebecca und Fliss. Fliss hatte zuvor ihre Eltern bei einem Speedbootunfall verloren. Beide Mädchen trauerten tief und verbanden sich in ihrer Not.
    „In wie vielen Pflegefamilien hast du gelebt?“
    „Insgesamt? In vier“, erwiderte sie.
    Er nahm sie erneut in die Arme. „Ich finde, T.J. hat großes Glück, dich als Mutter zu haben.“
    „Nein, ich habe Glück. Es ist einfach, ihn zu lieben.“ Sie sah zu Damon, in ihren Augen tiefes Gefühl. Sekundenlang spürte er so etwas wie Eifersucht auf das Kind, doch er verdrängte es wieder.
    „Du bist eine wunderbare Mutter. Ich habe dich beobachtet. Du darfst niemals glauben, du hättest versagt.“
    „Danke, Damon. Deine Worte bedeuten mir sehr viel. Mehr, als du jemals wissen kannst. Meine Mutter hat mich im Stich gelassen.“
    „Du bist nicht wie deine Mutter. Du hast Wunder vollbracht. T.J. ist ein Sohn, auf den du stolz sein kannst.“ Er küsste sie auf die Stirn. Es war ihm egal, wer ihre Eltern waren. Aber es erklärte, warum sie stets darauf bestand, unabhängig zu bleiben. Alles, was er gesagt hatte, entsprach der Wahrheit. Sie hatte ihn überrascht. Zuerst glaubte er, ihre Mütterlichkeit und Fürsorge sei nur gespielt. Doch er erkannte bald, wie tief ihre Zuneigung zu dem Jungen war. Seltsamerweise spürte er dadurch zum ersten Mal, wie leer sein eigenes Leben war. Der Trip nach Goat Island und der Besuch im Zoo hatten ihm Spaß gemacht. Damon sehnte sich plötzlich nach der Wärme und Geborgenheit, die Mutter und Sohn einte. Er wollte teilhaben an der unsichtbaren Kraft, die sie verband.
    Rebecca blieb den ganzen Tag mit T.J. zusammen.
    Damon trug ihn hinauf in sein Zimmer. Dort schlief er bis in den Nachmittag. Als T.J. endlich erwachte, weinte er und jammerte, er wolle nie, nie wieder schwimmen.
    Rebecca hielt ihn fest, tröstete ihn und hoffte, dass dieser Vorsatz bald wieder vergehen würde. Sie würde ihn so bald wie möglich zum Schwimmunterricht schicken. Zur Ablenkung spielte sie mit ihm Eisenbahn.
    Einige Stunden später klopfte es leise. Damon öffnete die Tür und stand zögernd im Türrahmen. „Dr. Campbell hat gerade angerufen. Meine Mutter wird morgen aus dem Krankenhaus entlassen.“
    „Das ist ja wunderbar.“ Rebecca gab es auf, die Lok Gordon über eine Weiche zu schieben, und richtete sich auf. „Geht es ihr wirklich gut genug?“
    Er zuckte die Achseln. „Dr. Campbell ist dieser Meinung. Außerdem wollte er wissen, wie es T.J. geht. Ich habe ihm gesagt, dass er gegessen hat und jetzt mit dir spielt. Du kannst ihn später anrufen, falls dir noch irgendetwas Sorgen macht.“ Damon beobachtete T.J. und fragte dann: „Darf ich reinkommen?“
    „Spielst du mit uns Eisenbahn?“, lud T.J. ihn ein.
    „Soll ich?“
    T.J. nickte. „Die grüne Lok ist Henry. Die schwarze heißt Diesel. Sie war heute unartig.“
    Damon hockte sich neben das Kind. „Unartig? Warum? Was hat sie denn

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