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Lady Lavinias Liebestraum

Lady Lavinias Liebestraum

Titel: Lady Lavinias Liebestraum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Nichols
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zu erheben.”
    Die Gattin blieb ernst. “Normalerweise nicht, doch der besagte junge Mann zeigt ein außerordentlich starkes Interesse an unserer Lavinia.”
    Lavinia wurde rot. “Nicht mehr als jeder andere junge Mann auch, Papa. Außerdem kannst du beruhigt sein, denn James hat es sich in den Kopf gesetzt, mich zu beschützen. Er gebärdet sich wie eine Glucke.”
    “Und wer beschützt dich vor dem Earl of Corringham?”, erwiderte der Vater unverblümt und warf Frances einen amüsierten Blick zu.
    “Oh, es braucht mich niemand vor James zu beschützen, mit ihm komme ich schon zurecht.”
    “Sei dir da ja nicht zu sicher, junge Dame. Ich brauche dir hoffentlich nicht zu sagen, dass du vorsichtig sein solltest”, mahnte der Vater.
    Lavinia schüttelte den Kopf. “Natürlich nicht, Papa. Aber für James bin ich die kleine Schwester, und er ist mir der ältere Bruder, den ich nie gehabt habe.”
    Seine Gnaden hob ungläubig eine Braue ob Lavinias Beteuerung, doch sie bemerkte es nicht. Sie hatte den Blick auf ihren Teller gerichtet und widmete sich mit großem Appetit dem vorzüglichen Essen, das die Lakaien soeben serviert hatten.
    Der Theaterbesuch erwies sich als ausgesprochen unerfreulich. Dank des Gerüchts, die Königin werde zugegen sein, hatte das Publikum sich weit vor Beginn der Vorstellung so in Erregung versetzt, dass man vor lauter Protestrufen gegen König George und Lachsalven über ihn sein eigenes Wort kaum verstehen konnte. Noch immer tief von dem Vorfall in der Oxfordstreet beeindruckt, stieg in Lavinia die Angst auf, der Vater könne als Königstreuer in Bedrängnis geraten.
    Gerade begann das Orchester zu spielen, als sie mit ihrem Opernglas Lord Wincote genau gegenüber in einer Loge entdeckte. Zu ihrem größten Erstaunen saß er neben der ältlichen Lady Jersey, einer ehemaligen Mätresse König Georges und bekennenden Parteigängerin der Königin.
    Lavinia stupste mit ihrem Fächer die neben ihr sitzende Stiefmutter an und nickte in Richtung des besagten Gentlemans. “Glaubst du, Lord Wincote weiß, was er tut?”
    “Wohl kaum. Ich kann nur hoffen, er bringt sie während der Pause nicht in unsere Loge.”
    Zum Glück wurde der junge Mann nicht bei ihnen vorstellig, dafür aber ein Bote, der die Nachricht überbrachte, dass der Premierminister unverzüglich den Duke of Loscoe zu sehen wünsche.
    “Es tut mir aufrichtig leid, Frances, aber ich muss fort. Werdet ihr bleiben?”
    Die Duchess wandte sich zu Lavinia. “Wollen wir nach Hause fahren?”
    “Ja, Mama. Ich finde die Inszenierung nicht besonders gelungen und würde tatsächlich lieber gehen, wenn du nichts dagegen hast.”
    Frances seufzte. “Dann lass uns dieses unerfreuliche Spektakel verlassen.”
    Der Duke of Loscoe ließ die Familienkutsche vorfahren und half den beiden Damen beim Einsteigen, bevor er selbst mit dem Boten in Richtung Westminster aufbrach.
    Am nächsten Nachmittag wusste die ganze Stadt, dass die Verhandlungen, die König George mit seiner Gemahlin geführt hatte, abgebrochen und die Krönungsfeierlichkeiten um ein Jahr verschoben worden waren und dass Ihre Majestät außerhalb der Stadt in Brandenburg House an der Themse residieren würde, zwischen Fulham und Hammersmith. Sämtliche Vorbereitungen in Westminster Abbey wurden auf der Stelle abgebrochen.
    “Gott sei Dank”, seufzte Lavinia, als sie die Nachricht vernommen hatte. “Nun können wir hoffentlich in aller Ruhe das Theaterstück zur Aufführung bringen.”
    Mit den gekauften Büchern unter dem Arm ging sie in den Ballsaal hinunter, legte die Werke vorerst auf einem eigens für die Zusammenkunft in den Saal gebrachten kleinen Tisch ab und begann, mehrere Stühle im Halbkreis vor der von ihr gemalten Kulisse aufzustellen.
    Lord Wincote war der erste Gast, der vom Butler angekündigt wurde. “Guten Tag, Lady Lavinia”, sagte er und schritt lächelnd auf sie zu, um ihre ausgestreckte Hand zu ergreifen. Er trug einen beigefarbenen Gehrock, dazu etwas hellere Pantalons, eine gelb-braun gestreifte Weste und ein weißes Krawattentuch, das akkurat und modisch gebunden war. “Ich stehe Ihnen nun ganz zur Verfügung, wie Sie es gewünscht haben”, fügte er gut gelaunt hinzu.
    “Guten Tag, Mylord”, gab sie freundlich zurück, während der junge Mann noch immer ihre Finger festhielt – viel zu lang, wie sie insgeheim befand. “Sie sind überpünktlich, Sir. Die anderen Gäste lassen noch auf sich warten.”
    “Umso besser, dann haben wir die

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