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Lady Lavinias Liebestraum

Lady Lavinias Liebestraum

Titel: Lady Lavinias Liebestraum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Nichols
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Gelegenheit, ein wenig ungestört miteinander zu plaudern.” Seine dunklen Augen suchten ihre, und sein Blick wanderte hungrig zu ihren vollen Lippen und wieder zurück zu ihren Augen. Lavinia sah sich außerstande, wegzuschauen.
    “Worüber möchten Sie ungestört mit mir plaudern, Mylord?”, brachte sie atemlos hervor und entzog ihm schließlich ihre Hand.
    “Zum Beispiel über meinen Vorschlag von gestern, dass Sie mit mir in der neuen Kutsche eine kleine Ausfahrt wagen. Die Parks werden nicht mehr so besucht sein, da Ihre Majestät nicht mehr in London weilt.”
    “Und woher wissen Sie das? Hat vielleicht Lady Jersey Ihnen diese Neuigkeit verraten?”, fragte sie mit ironischem Unterton.
    “Oh, Sie haben uns in der Loge gesehen.”
    “Wie jeder andere Theaterbesucher auch. Möchten Sie uns damit bedeuten, dass Sie mit Königin Caroline sympathisieren?”
    “Keineswegs. Die Vorlieben und Ressentiments des Londoner
ton
sind mir ob meiner langen Abwesenheit zu fremd, als dass ich mich der einen oder anderen Partei zugehörig fühlen könnte, Lady Lavinia. Mein Großvater war einst mit Lady Jersey bekannt und sprach oft von ihr. Ich fühlte mich einfach verpflichtet, sie zu besuchen. Da sie viele Freunde verloren hat, bat sie mich, sie ins Theater zu begleiten. Diesen Wunsch konnte ich ihr nicht abschlagen.”
    “Oh, ich verstehe.”
    Er machte ein bestürztes Gesicht. “Habe ich Sie etwa verletzt, Lady Lavinia? Ich würde mir lieber einen Arm abhacken, als Sie zu enttäuschen, dessen seien Sie unbedingt versichert.”
    “Lord Wincote, so etwas sollten Sie nicht sagen”, erwiderte Lavinia schockiert.
    “Warum nicht, wenn ich es doch wirklich so meine”, beteuerte er und ergriff wieder ihre Hand. “Ich kenne Sie zwar erst eine kurze Zeit, doch die Achtung, die ich für Sie empfinde, kann ich Ihnen nicht in Worten begreiflich machen …”
    “Oh.” Lavinia war außerordentlich verwirrt. Hätte er nicht mit einer solchen Leidenschaft und Inbrünstigkeit zu ihr gesprochen, hätte sie seine Worte als einen gekonnten Flirt verstanden, wie er im
ton
gang und gäbe war – nicht ernst gemeint und nur als willkommene Zerstreuung gedacht.
    Sie versuchte, ihre große Verlegenheit, die ihr das Blut in die Wangen getrieben hatte, mit einem amüsierten Auflachen zu überdecken, doch brachte sie stattdessen nur ein heiseres Hüsteln hervor. “Mylord, ich denke, Ihre Worte sind nach der kurzen Zeit, die wir uns kennen, unangemessen …”
    “Allerdings”, hallte es von hinten zu ihnen herüber. “Wincote, Sie sollten sich keine Freiheiten erlauben, nur weil Lady Lavinia so vertrauensvoll ist und Sie ohne Chaperone empfängt.”
    Lavinia war gleichermaßen erleichtert wie entnervt ob der schroffen Unterbrechung durch James, doch schenkte sie ihm, nachdem sie sich zu ihm umgedreht hatte, ein herzliches Lächeln zur Begrüßung. “James, schön, dass du dein Wort gehalten hast und gekommen bist.”
    “Natürlich halte ich mein Wort, meine Liebe”, erwiderte er aufgesetzt heiter und schritt in aller Ruhe durch den Saal auf sie zu. Er brauchte die Zeit, damit ihn nicht die Wut übermannte und er Wincote eine Ohrfeige gab. “Du weißt doch, dass du dich immer auf mich verlassen kannst.”
    Lord Wincote machte ein Gesicht, als hätte er ihm am liebsten mit einer bissigen Bemerkung geantwortet. Stattdessen straffte er die Schultern. “Guten Tag, Corringham.”
    “Guten Tag, Wincote. Ist das Ihr Phaeton vor der Tür?”
    “Ja, ich habe ihn erst gestern von ‘Robinson und Cook’ gemietet. Lady Lavinia war so überaus reizend, einer Jungfernfahrt mit mir zuzustimmen.” Er hielt inne, um James’ Reaktion abzuwarten, doch dieser zeigte keine Gefühlsregung. “Diesmal werden wir Ihre Dienste als Chaperone nicht benötigen.”
    “Dafür bin ich Ihnen sehr dankbar, Wincote. Ich kann mir nichts Unbequemeres vorstellen, als zu dritt auf einem Kutschbock zu sitzen, der nur für zwei bestimmt ist.”
    “James!”, protestierte Lavinia.
    “Ich möchte niemanden beleidigen, meine Liebe, aber mein Argument ist doch sicher nachvollziehbar”, bemerkte der Stiefbruder trocken.
    Zum Glück kündigte der Butler nun einen Gast nach dem anderen an, sodass die unerfreuliche Konversation ein Ende hatte. Im Handumdrehen hatte jeder von ihnen seinen Platz in dem Halbkreis eingenommen und wartete gespannt auf Lavinias Ausführungen.
    “Ich fürchte, ich habe das Stück noch nicht gelesen, Mylady”, erklärte Edmund Wincote und

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