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Lady Lavinias Liebestraum

Lady Lavinias Liebestraum

Titel: Lady Lavinias Liebestraum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Nichols
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nach außen hin diese Geste wie selbstverständlich wirkte, waren beide sich insgeheim ihrer Bedeutsamkeit sehr bewusst, und vor allem Lavinia empfand eine Spannung, die ihr fremd war.
    James beugte sich leicht zu ihr vor, wobei seine Lippen fast ihr Ohr berührten. “Lass uns hierbleiben, bis die Zuschauer sich zerstreut haben, Lavinia.”
    Sie wandte sich nur ungern zu ihm um, denn sie fühlte sich in seiner Nähe so ungemein geborgen. “Dort sind Mama, Papa und Jack, sie warten auf uns”, sagte sie in fast wehmütigem Ton.
    Ohne viele Worte und noch immer eingenommen von dem prächtigen Schauspiel, spazierten die fünf den Weg zurück in Richtung Festsäle. Plötzlich ertönte ein gellender Schrei, der vermuten ließ, jemand sei in Lebensgefahr. James löste sich von Lavinia und eilte zu der Menschentraube, die sich in einiger Entfernung vor ihnen zu bilden begann und in deren Mitte er die bleiche Lady Willoughby vorfand. Die Dame stand da mit aufgelösten Haaren und war einer Ohnmacht nahe.
    Sie fasste sich mit zitternden Händen ans Dekolleté. “Meine Diamantbroschen! Jemand hat mir die eine von der Pelisse gerissen und sich gleichzeitig meines Turbans bemächtigt, an dem eine weitere unbezahlbare Anstecknadel befestigt war.”
    James stützte sie am Arm. “Haben Sie den Dieb gesehen, Mylady?”
    “Nein, er überfiel mich von hinten, griff mir gewissermaßen über die Schulter. Als ich mich umdrehte, sah ich nur eine ganz in Schwarz gehüllte Gestalt, die in Richtung des kleinen Wäldchens dort entschwand. Oh, was soll ich nur tun?”, jammerte sie.
    James wollte gerade forteilen, als Lord Wincote ihm aus dem Wäldchen entgegenkam. Er trug den Turban Lady Willoughbys bei sich. “Er ist fort. Ich habe seine Spur verloren. Allein dies hier hat er zurückgelassen. Es tut mir leid, Mylady.”
    Die Tatsache, dass sein Frack leicht beschmutzt war und er entgegen seiner üblichen Erscheinung eher angeschlagen wirkte, tat seiner Darbietung als aufrichtig mitfühlender Freund keinen Abbruch; vielmehr zeigte Lady Willoughby sich geradezu dankbar, obgleich sein mutiger Einsatz keinen Erfolg gebracht hatte.
    James schaute ihm prüfend in die Augen. “Haben Sie den Mann gesehen, Wincote?”
    Betrübt ließ der Gentleman die Schultern hängen. “Es war zu dunkel, um etwas erkennen zu können, zumal er eine Maske trug und ganz in Schwarz gekleidet war. Es ist allerdings ein sehr schlanker und großer Mann; er stieß mich zu Boden, als ich versuchte, ihn am Arm zu packen.”
    Die Aufregung hatte sich bald gelegt, und die meisten Gäste lauschten wieder dem Orchester, während im Umkreis Lady Willoughbys immer mehr respektvolle Kommentare über Lord Wincotes Einsatz zu vernehmen waren. Man pries seine Tapferkeit und sein selbstloses Bemühen, den Dieb zu fangen. Am Ende wurde er wie ein Held gefeiert.
    “Es tut mir ja so leid, dass ich den Bösewicht nicht fangen konnte”, seufzte Lord Wincote.
    “Sie haben Ihr Bestes gegeben, Mylord”, tröstete Lavinia den Gentleman mit einem herzlichen Lächeln. “Oh, Sie haben eine Verletzung davongetragen.”
    Er blickte auf seine Hand, die einige Schrammen aufwies, und lächelte zurück. “Ach, das ist nicht der Rede wert, Lady Lavinia.”
    “Schauen Sie sich den Burschen an”, flüsterte James Sir Percy zu. “Wie er sich gleichsam in Lavinias Aufmerksamkeit sonnt. Ich wette, er ist in ihrem Ansehen gestiegen. Es wird schwer für uns werden, sie von seiner Schlechtigkeit zu überzeugen.”
    “Oh, das werden wir ja sehen”, erwiderte Sir Percy zuversichtlich. “Sein Ruhm hält sich in Grenzen, denn schließlich ist es ihm nicht geglückt, den Dieb zu fangen und die Diamanten zu retten.”
    In diesem Augenblick trat Lavinia zu ihnen. “Von wem sprechen Sie?”, fragte sie neugierig.
    James winkte ab. “Ach, wir unterhalten uns über den Diebstahl.”
    “Du hast einen Verdacht?”
    “Lavinia, ich kann dir nichts Näheres darüber sagen”, erklärte James und machte ein ernstes Gesicht.
    Ihr Blick wurde vorwurfsvoll. “Du wirst doch nicht etwa Lord Wincote in Betracht ziehen, nur weil du ihm grundsätzlich nicht über den Weg traust!”
    “Versteh doch, dass ich noch nichts sagen kann. Überlassen wir Major Greenaway die Nachforschungen. Ah, da sind Mama und der Duke …”, rief er erleichtert aus und machte es Lavinia unmöglich, Lord Wincote ein weiteres Mal in Schutz zu nehmen.
    Obgleich die Feierlichkeiten in Vauxhall Gardens noch lange nicht beendet waren,

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