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Lady Marys romantisches Abenteuer

Lady Marys romantisches Abenteuer

Titel: Lady Marys romantisches Abenteuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: MIRANDA JARRETT
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gewöhnlich, und doch war in so kurzer Zeit so viel geschehen.
    Diana richtete sich in ihren Kissen etwas auf. „Keiner hat erwartet, dass du überhaupt ausgehst, jedenfalls nicht allein. Du weißt, was Vater gesagt hat.“
    „Das hat er auf dich bezogen, nicht auf mich“, erwiderte Mary. „Und außerdem war ich nicht allein. Ich hatte Winters bei mir.“
    „Oh, das ändert natürlich alles“, meinte Diana. „Winters, der halb verblödete Diener, Hüter unserer jungfräulichen Tugend!“
    „Um mich zu begleiten, genügte er sehr wohl“, sagte Mary und war dankbar, dass das Halbdunkel des Raums ihr Erröten verbarg.
    Sie hatte nur vorgehabt, außerhalb des Krankenzimmers etwas Luft zu schnappen. Doch dann entdeckte sie den interessanten kleinen Laden und erlaubte sich einen Moment, sein Inneres zu erkunden. Nur ein, zwei Minuten! Doch bevor sie merkte, was sie tat, hatte sie für eine beängstigend hohe Summe ein schönes altes Gemälde gekauft. Sie hatte alle Warnungen und guten Ratschläge ignoriert, die man ihr vor der Abreise gegeben hatte, und sich in ein Gespräch mit einem Fremden eingelassen. „Ich bin nicht du, musst du wissen.“
    „Schade für dich, dass du es nicht bist“, stichelte Diana. „Ein wenig von mir würde dir nicht schaden. Du hättest mehr Spaß.“
    „Ich habe genug Spaß.“ Mary nahm das Gemälde vom Tisch, wo sie es bei ihrer Ankunft hingelegt hatte. Schuldbewusst versuchte sie, nicht an den Fremden zu denken, der im Laden gegen sie geboten hatte. Sie konnte sich nur zu gut vorstellen, wie erfreut Diana wäre, wenn sie von ihm erführe. „Ich habe ein Bild von einem Engel gekauft.“
    Stolz hielt sie das Gemälde hoch, um es ihrer Schwester zu zeigen. Aber sie hätte es wissen müssen.
    „Wie grässlich“, sagte Diana und rümpfte die Nase. „Engel sollten Seligkeit ausstrahlen. Der da sieht aber aus, als würde er dir genauso schnell ein Bein abbeißen, wie er einen Psalm singt.“
    Mary drehte das Bild, dessen schweren, goldenen Rahmen sie auf der Hüfte abstützte, zu sich um. Es erschien ihr noch außergewöhnlicher als beim ersten Anschauen. Sie liebte den ernst blickenden Engel, der bereit war, mit dem Schwert seinen Glauben, oder was immer mit dem Rest des Bildes abgeschnitten worden war, zu verteidigen.
    Mehr zu dem Bild als zu ihrer Schwester meinte sie: „Du zeigst nur deine eigene Unwissenheit, Diana. Für jeden, der ein Auge dafür besitzt, ist das ein sehr seltenes und schönes Gemälde.“
    Der Fremde hatte sie nicht verspottet, als sie stammelnd die Anziehungskraft beschrieb, die das Bild für sie besaß. Er schien sie sogar verstanden zu haben, was für sie mehr als genügte, um ihn sofort zu mögen. Er hatte gesagt, sein Name sei Lord John Fitzgerald, und er sei in Irland geboren. Und dass er ein Weltbürger sei, was immer das bedeuten mochte. Doch es stand außer Frage, dass seine Augen sehr blau waren und voller Lachen, selbst wenn sein Mund schicklich ernst blieb. Und dass sein Kinn fest und männlich war, sein schwarzes Haar lockig und kurz geschnitten. Was seine Rede und seine Kleidung betraf, so schien er das zu sein, was er von sich behauptete: ein Gentleman. Doch dann hatte er versucht, das Gemälde zu kaufen, um es ihr zu schenken, etwas, das ein wahrer Gentleman niemals tun würde.
    Aber vielleicht war das nur ein weiterer Gegensatz zwischen England und Frankreich. Möglicherweise war es hier für einen Gentleman absolut schicklich, Damen teure Geschenke anzubieten. Möglicherweise gab es in Frankreich solche Unterhaltungen und solche Großzügigkeit jeden Tag, ohne den Hauch einer Unschicklichkeit.
    Und möglicherweise war der Gedankenaustausch mit so einem charmanten Herrn der eigentliche Grund, warum sie ins Ausland hatte gehen wollen – nur, dass sie leider viel zu befangen gewesen war, um die Unterhaltung zu genießen. Es war genau so, wie Diana sagte. Sie hatte vorsichtig sein wollen, zurückhaltend. Vernünftig, wie es eben ihre Art war. Deswegen hatte er sie zweifellos für eine Pedantin gehalten, die zu schüchtern und ungelenk war. Und sie würde keine zweite Chance bekommen, nicht bei Lord John. So bald wie möglich würden sie von Calais nach Paris fahren, und weil das Leben kein Roman oder Theaterstück war, würden sich ihre Wege nicht mehr kreuzen.
    „Ah, Mary, Sie sind von Ihrem Spaziergang zurück.“ Miss Wood gesellte sich zu ihnen. Sie war ebenso bleich wie Diana, aber ordentlich in ihr übliches graues Kleid mit Jacke und

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