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Lady Marys romantisches Abenteuer

Lady Marys romantisches Abenteuer

Titel: Lady Marys romantisches Abenteuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: MIRANDA JARRETT
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Kontrolle sein.
    „Mir … mir geht’s gut“, krächzte er. „Dumont … wo …“
    „Es tut mir leid, Monsieur. Monsieur Dumont ist tot“, sagte der Offizier. „Er war es schon, als Sie ihn aus der Tür zogen. Da haben Sie so ein großes Risiko für nichts und wieder nichts auf sich genommen, was?“
    „Der Rauch?“, fragte John. „Oder das … das Feuer?“ Seine Augen brannten immer noch. Erschöpft drehte er sich zu dem Körper des alten Mannes um, der ausgestreckt neben ihm im Schmutz lag. Wieder rieb er sich die Augen und versuchte zu verstehen, was er da sah.
    Dumonts Gesicht war rußverschmiert, sein Rock angekohlt und sein weißes Haar an einer Seite bis zur mit Brandblasen bedeckten Schläfe hinauf versengt. Die Hände waren ihm mit einer Kordel auf den Rücken gefesselt und man hatte ihn mit einem Lumpen geknebelt. Die Vorderseite seines Hemdes war rußgeschwärzt und rot vom Blut der Schusswunde, die wie eine Blüte auf seiner Brust aussah. Sie hatte Rock und Hosenbund durchtränkt und war selbst auf seine einstmals weißen Strümpfe gespritzt.
    „Mord, Monsieur“, sagte der Offizier und gab dem Körper mit der Stiefelspitze einen respektlosen Stoß. „Nichts weniger als ein Mord.“
    Leise fluchend las der Comte d’Archambault den Brief ein letztes Mal, knüllte ihn in der kraftlosen Hand zusammen und warf ihn in die Flammen des Kamins. Sein Auftrag schien einfach genug, und doch waren die Männer, die er dazu angeheuert hatte, der Aufgabe nicht gewachsen.
    Es war klar, dass der alte Mann in Calais behaupten würde, nichts von dem gemalten Engel zu wissen. Wenn dieser Dumont auch nur das Geringste von seinem Gewerbe verstand, hatte er sofort den Wert des Bildes erkannt, vielleicht sogar seine Bedeutung. Er musste auch den Verdacht hegen, dass es gestohlen war.
    Sicher hatte Dumont dann das Bild für einen bevorzugten Kunden aufgehoben, oder zumindest für einen, der bereit war, sehr viel dafür zu bezahlen.
    Er hätte es sicher nicht zwei Schlägern angeboten, die in seinen Laden eingebrochen waren und ihn bedrohten. Kein Wunder also, dass der alte Mann einen Hirnschlag erlitt, bevor er noch mit einer vernünftigen Information herausrücken konnte, und so diese hilflosen, unfähigen Narren dazu brachte, einen bereits toten Mann zu erschießen und dann auch noch Feuer in seinem Laden zu legen.
    D’Archambault stöhnte und hieb voller Wut mit seinem Stock gegen den Kaminrost. Glaubten diese Dummköpfe etwa, er würde ihre jämmerlichen Erklärungen akzeptieren? Nahmen sie wirklich an, er würde ihr Scheitern entschuldigen?
    Ungeduldig schob er den roten Porzellan-Papagei auf dem marmornen Kaminabsatz ein winziges Stückchen nach links. So, jetzt stand er wieder in der Mitte. Alles war wieder symmetrisch, wie es das ganze Leben sein sollte. Es lag jenseits seines Verständnisses, wieso die Diener seine Sachen nicht abstauben konnten, ohne sie derart in Unordnung zu bringen.
    Er verzog das Gesicht und strich sich mit der Hand über den mit Seide bekleideten Bauch, in der Hoffnung, so den quälenden Schmerz in seinem Innern beruhigen zu können. Noch eine Bedienstete, die er wegen der Unfähigkeit, einen Staubwedel zu führen, entlassen musste. Zwei weitere Gehilfen, die er anonym den Richtern in Calais wegen Mordes an dem alten Mann zu übergeben hatte. Ihre Schuld sollte nicht sein Gewissen beflecken, nicht, wo schon bald über seine Seele Gericht gehalten würde.
    Er wandte sich vom Feuer ab und lächelte, als sein Blick auf das Gemälde der Heiligen Jungfrau fiel, das neben seinem Bett hing. Seine Großmutter hatte ihm das Bild hinterlassen und mit ihm die Geschichten seiner Familie.
    Heitere Gelassenheit, dachte er. Heitere Gelassenheit. Die Heilige Jungfrau stand mit weit ausgebreitetem Mantel da, wie um die elende Welt, die sich um ihr Gewand drängte, zu behüten. Bettler aller Arten empfingen endlich Erleichterung und Hilfe von ihr, der Mutter der ganzen Welt.
    Warum konnte er keinen Frieden finden, fragte er sich bekümmert. Wieso gab es für ihn keinen Trost?
    Der Schmerz in seinem Leib wurde von Tag zu Tag schlimmer. Die Krankheit fraß ihn von innen heraus auf. Kein Aderlass der Ärzte, kein Erbrechen, Fasten, Einlauf oder Schröpfen hatten geholfen. In diesem Winter würde er sterben, wahrscheinlich noch vor seinem vierzigsten Geburtstag. In manchen Nächten, wenn er allein auf schweißgetränkten Laken in seinem Bett lag und die Qual seinen Körper zugrunde richtete, dann betete

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