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Lady Marys romantisches Abenteuer

Lady Marys romantisches Abenteuer

Titel: Lady Marys romantisches Abenteuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: MIRANDA JARRETT
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schweigen.
    Erstaunt richtete er sich auf. „Nun, um die Kathedrale zu sehen, natürlich. Es ist Jahre her, dass ich das letzte Mal hier war, und …“
    „Das meine ich nicht“, sagte sie leise. Einmal angefangen, musste sie das jetzt wohl auch zu Ende bringen. „Ich möchte wissen, wieso Sie bei uns geblieben sind, diese lächerliche Rolle als unser Führer übernommen haben.“
    Er hob die Brauen. „Mache ich mich denn so schlecht?“
    „Nein“, antwortete sie, „das will ich damit auch nicht sagen. Sie sind doch nicht für uns verantwortlich. Sie selbst sagten mir, dass Ihre Geschäfte Sie nach London führen würden. Und doch sind Sie jetzt hier und bewundern Schnitzereien, als ob Sie nirgendwo anders sein müssten.“
    Er lächelte ungezwungen – vielleicht ein wenig zu ungezwungen, dachte Mary – und streckte ihr galant die Hand hin. „Das ist so, weil es wahr ist. Ich kann mir keinen anderen Ort vorstellen, wo ich lieber wäre als hier neben Ihnen.“
    „Das ist Unsinn“, entgegnete sie und schlug leicht nach seiner Hand. „In jener Nacht unter den Weiden sagte ich Ihnen Adieu …“
    „Sie sagten mir gar nichts“, meinte er. „Sie schickten mich einfach fort.“
    „Ich sagte Ihnen Adieu“, wiederholte Mary und zog es vor, so zu tun, als hätte er sie nicht unterbrochen. „Doch Sie bestehen einfach darauf, sich weiterhin hier aufzuhalten, als ob nichts geschehen wäre.“
    Er runzelte nachdenklich die Stirn. „Viel ist nicht passiert, wenn ich mich recht entsinne.“
    „Dann stimmt etwas mit Ihrer Erinnerung nicht, Mylord.“ Wieso war er so ekelhaft darum bemüht, es ihr schwer zu machen? „Sie … Sie küssten mich, Monsieur.“
    „In der Tat“, sagte er, „und Sie küssten mich ebenfalls. Dazu noch ziemlich gut. Doch ich hatte keine Ahnung, dass Küssen in Ihrem Leben ein so seltenes Ereignis ist, dass es einen solchen Fanfarenhall verdient.“
    Sie wurde rot vor Verlegenheit. Einzugestehen, dass ihr Kuss tatsächlich ein seltenes und wunderbares Ereignis gewesen war, würde sie entweder als bemitleidenswerte alte Jungfer erscheinen lassen oder als Zimperliese. Beides würde ihn wahrscheinlich zum Lachen bringen. Und was, wenn er sie an ihren Schwur erinnerte, verwegener sein zu wollen?
    „Bitte, vergessen Sie, was ich gesagt habe“, meinte sie und senkte den Blick. „Wenn es Ihnen nichts bedeutet, dann bedeutet es mir auch nichts.“
    Sie wandte sich ab, doch dieses Mal griff er nach ihrem Arm und hielt sie zurück.
    „Dann sagen Sie mir doch, welch anderen Weg ich hätte wählen sollen, Mary?“, fragte er. „Als ich Ihrer Schwester Beachtung schenkte, waren Sie verletzt und still. Aber als ich statt Ihrer Schwester dann Sie erwählte, schimpften Sie mich wegen meiner Grausamkeit aus.“
    „Und deswegen haben Sie sich dann mit Miss Wood unterhalten?“ Langsam hatte sie das Gefühl, sich wie die größte Närrin zu benehmen. „Um des lieben Friedens willen?“
    Einen Moment lang blickte er an ihr vorbei, bevor er den Blick wieder auf ihr Gesicht richtete.
    „Ihre Miss Wood ist eine recht nette kleine Frau“, sagte er, dieses Mal ein wenig sanfter. „Völlig unscheinbar, aber eine Unterhaltung mit ihr ist immer noch viel besser, als zwischen Sie und Ihre Schwester zu geraten. Sie ist wirklich …“
    Er brach plötzlich ab und blickte ihr wieder über die Schulter.
    Sie drehte sich um und folgte seinem Blick. „Was ist?“, fragte sie neugierig. „Was sehen Sie, das …“
    „Sehen Sie diesen Mann da im grünen Rock, nahe dem Lettner?“ Er senkte die Stimme zu einem Flüstern. „Ich könnte schwören, ich habe ihn schon einmal gesehen, in der Nähe der Ställe unseres Gasthofs.“
    Sie entdeckte den Mann sofort, der, mit dem Rücken zu ihnen, dicht beim Lettner stand, als würde er ihn eingehend betrachten. An ihm war wirklich nichts Besonderes – er war von mittlerer Größe, mittlerer Statur und seine abgetragene Kleidung ähnelte der von tausend anderen Franzosen –, und doch stimmte Mary mit John überein. Der Mann erschien ihr vertraut. Er war kein Bettler, sondern ein Nichtstuer, einer von der Sorte, die bei Tavernen herumlungerten in der Hoffnung, ein paar Münzen zu ergattern dafür, dass sie Betrunkene fortschleppten oder Pferde tränkten.
    „Sehen Sie mich jetzt wieder an“, befahl John, „und lassen Sie uns dieses Paneel betrachten, als wäre es das Faszinierendste, das Sie je in Ihrem Leben gesehen haben.“
    Mary gehorchte und beugte sich über

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