Lady meines Herzens
flattern. »Haben Sie den Mann geliebt, der Sie verlassen hat?«
Das war nicht die Frage, auf die sie insgeheim gehofft hatte. Eigentlich war dieser schreckliche Liebeskummer das Letzte, woran sie in diesem Moment denken wollte, angesichts des noch größeren Kummers, der ihr bald bevorstand.
Aber sie wollte Brandon nur ehrlich antworten. Und sie konnte ihm ohnehin nichts abschlagen.
»Ich habe ihn so geliebt, als gäbe es keinen Liebeskummer auf der Welt und als wäre unser glückliches Ende garantiert«, antwortete Sophie ehrlich. »Aber ich glaube, diese Art zu lieben, ist weit weniger tapfer, als um den Kummer zu wissen, und trotzdem zu lieben.«
Er dachte darüber nach. Sie wollte unbedingt wissen, wie er ihre Worte auffasste, denn ihre Worte wogen schwer. Auch wenn sie tief in ihrem Herzen und aus leidvoller Erfahrung wusste, wie schrecklich fehlgeleitet eine Liebe sein konnte, hatte sie es trotzdem gewagt, sich zu verlieben.
»Vielleicht ist das aber einfach dumm«, fügte sie kleinlaut hinzu.
»Aber wie erholt man sich von einer so großen Enttäuschung?«, wollte Brandon wissen.
»Ich bin nicht sicher, ob ich mich überhaupt schon vollständig davon erholt habe. Ich habe geliebt und alles verloren. Oh ja, es war schrecklich. Ich hatte Pläne, Brandon, und diese Pläne haben mich verändert. Ich weiß, Sie verstehen das«, meinte Sophie und lächelte herausfordernd. Es erschien ihr notwendig, das Gespräch mit einem kleinen Scherz aufzulockern. »Ein Teil von mir fragt sich noch immer, was hätte sein können.«
»Aber trotzdem lachen Sie und lächeln und schreiben und …« Brandon verstummte.
»Mein Herz schlägt noch, ja. Ich kann dem Leben etwas abgewinnen. In letzter Zeit sogar etwas mehr, ehrlich gesagt«, sagte Sophie. Sie wollte die Hand nach ihm ausstrecken, aber sie wusste, schon eine winzige Liebkosung würde in ihren Untergang führen.
Bei ihrem Glück würde ausgerechnet in diesem Moment einer von den Hunderten Ballgästen um die Ecke kommen und sie stören.
In dem Leben, das sie mit Matthew geplant hatte, war kein Platz gewesen für intensive Gespräche im Mondlicht auf einer Terrasse, während hinter den Fenstertüren ein rauschender Ball gefeiert wurde. Kein Platz für einen Mann wie Brandon. Und jetzt, in diesem Augenblick, würde sie ihr Leben um nichts in der Welt eintauschen wollen.
»Beeindruckend«, murmelte er.
»Haben Sie etwas Ähnliches erlebt?«, fragte Sophie ihn leise.
Er lehnte sich gegen die Hauswand und wandte sich ihr zu. Jetzt war er weniger als eine Armlänge von ihr entfernt. Trotzdem war er für Sophies Geschmack nicht nah genug.
»So etwas Ähnliches, ja«, antwortete er leise. Sie konnte das Flackern der Flamme über ihren Köpfen hören. Vom anderen Ende der Terrasse drang das leise Murmeln von Stimmen zu ihnen herüber.
»Eine Frau?«
»Nein, mein Vater.«
»Sie klingen, als wollten Sie lieber nicht darüber sprechen«, sagte Sophie.
»Vielleicht.«
»Möchten Sie über etwas anderes reden?«, fragte sie betont fröhlich.
»Ja. Reden wir einfach darüber, wie wunderbar Sie sind«, sagte Brandon. Er lächelte.
»Also, Euer Gnaden!«, neckte Sophie ihn und ließ ihre Wimpern flattern, um ihren scherzenden Tonfall zu unterstreichen. Sie schäkerte mit ihm, aber das war gut, weil sie so die Tränen zurückhalten konnte. Wieso führten sie diese ernsten Gespräche und flirteten geradezu schamlos miteinander, ohne ein Wort über die große Hochzeit zu verlieren, die in nur zehn Tagen stattfand?
»Was habe ich Ihnen gesagt? Sollen Sie mich so nennen?«, fragte er ernst. Etwas Belustigtes schwang in seiner Stimme mit.
»Also gut, Brandon. Dann sagen Sie mir eben, wie wunderbar ich bin«, seufzte Sophie übertrieben. Gerade so, als sei es eine schwer zu bewältigende Aufgabe, von dem Mann ihrer Träume Komplimente hören zu müssen. In ihrer Situation war es tatsächlich gewissermaßen eine bittersüße Qual.
»Für mich sind Sie so verflucht wunderbar. Sie sind so schön, und ich möchte gar nicht aufhören, Sie anzusehen. Und …«
»Und?«, fragte Sophie atemlos.
Er gehört zu mir, dachte sie. Dass es sich vollkommen anders verhielt, konnte sie kaum ertragen.
»Hier.« Brandon fuhr mit dem Finger an ihrem Hals hinab bis zur Schulter. »Ich habe davon geträumt, Sie genau hier zu küssen. Seit dem Abend, an dem Ihr Ärmel herunterrutschte, ungefähr so«, fügte er leise hinzu und schob das bisschen Stoff, aus dem der Ärmel gefertigt war, ein
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