Lady meines Herzens
deiner Hochzeit begleite. Aber wie ich es auch drehe und wende, ich bin dem Untergang geweiht. Ich glaube, es ist das Beste, wenn ich mit beiden breche, aber erst kurz vor der Trauung …«
»Deine Probleme möchte ich haben.«
»Mein Problem unterscheidet sich nicht so sehr von deinem. Ich muss mich zwischen zwei Frauen entscheiden«, sagte Roxbury. »Es könnte schlimmer sein.«
»Ich habe meine Entscheidung schon getroffen«, behauptete Brandon. »Der Ehevertrag ist unterschrieben.«
Diese Tatsache brannte in seinen Eingeweiden. Er kippte entschlossen den Rest Brandy hinunter. »Und jetzt gibt es Geschäftsbücher, die ich überprüfen muss.«
»Die Pflicht ruft. Wenigstens bist du betrunken genug dafür. Du wirst in null Komma nichts genauso verdorben sein wie wir alle!«, rief Roxbury hinter ihm her. Brandon verließ fluchtartig den Club und machte sich auf den Weg nach Hamilton House.
Kapitel 25
War es wirklich erst drei Wochen her, seit Sophie diese Strecke an Brandons Seite gegangen war? Seitdem hatte sich viel verändert … Das Wetter war inzwischen deutlich wärmer. Dann hatte sie Gefühle für Brandon entwickelt, die mit jedem neuen Tag intensiver wurden.
Sie beide waren sich im Laufe der Zeit der Anziehungskraft immer mehr bewusst geworden, die sie magisch zueinanderzog, und das war eine gefährliche Entwicklung. Lady Richmond hatte es jedenfalls bemerkt. Natürlich war sie damit nicht einverstanden und würde nicht untätig danebensitzen und hoffen, dass die Dinge sich so entwickelten, wie sie sich – wenn es nach ihr ging – entwickeln sollten.
Sophie erschauerte. Sie hatte Angst. Wenn sie diese Story verlor, könnte sie ihre Kolumne verlieren.
Wenn sie ihre Kolumne verlor, hätte sie kein Einkommen mehr.
Man könnte also ihren langsamen Abstieg folgendermaßen zusammenfassen: erst eine verlassene Braut, dann ein Schreibendes Fräulein, schließlich ein Dienstmädchen.
Diese Vorstellung bereitete ihr schlimme Bauchschmerzen. Als sie an einer Apotheke vorbeikam, verlangsamte Sophie ihre Schritte. Wrights Tonikum zur Heilung missliebiger Gefühle wurde im Schaufenster ausgestellt. Sie fragte sich, ob es wirklich so einfach war, all ihre Probleme zu lösen. Ein Schluck von diesem blauen Trank, und sie wäre geheilt …
»Miss Harlow!«
Sie blickte sich suchend nach demjenigen um, der sie rief. Sie entdeckte Brandon, der direkt auf sie zu eilte. Ihr Herz machte einen kleinen, aufgeregten Satz. Zugleich aber wurde sie von Panik erfasst.
Was war, wenn Lady Richmond sie so erwischte? Sie konnte immer noch in der Nähe sein.
Aber nein, bestimmt war sie längst unterwegs zu ihrer nächsten Verabredung. Sophie konnte Brandon jedenfalls unmöglich ignorieren. Und eine der letzten Gelegenheiten für ein Gespräch unter vier Augen konnte sie nicht ungenutzt verstreichen lassen.
»Hallo! Na, so etwas, da treffen wir uns wieder einmal hier«, sagte sie und beschattete mit ihrer behandschuhten Hand die Augen gegen das grelle Sonnenlicht. Sie konnte nur sein Gesicht erkennen, die Sonne stand direkt hinter ihm hoch am Himmel. Er sah aus wie ein Engel mit Heiligenschein. Was genau genommen ein wenig irreführend war.
Dann fiel ihr auf, dass etwas mit ihm nicht stimmte.
»Ist alles in Ordnung?«
»Alles in Ordnung, ja. Warum fragen Sie?«, fragte er verwirrt.
»Ihre Krawatte ist nicht perfekt gebunden«, stellte sie fest. Eigentlich war die Krawatte überhaupt nicht gebunden und hing schlaff um seinen Hals. Dennoch wirkte er absolut herzoglich. Er schmunzelte. Im Sonnenlicht strahlten seine grünen Augen.
»Rufen Sie sofort die Polizei«, bemerkte Brandon mit ausdruckslosem Gesicht. »Mir fehlten heute früh Zeit, Energie und Motivation, um mich perfekt anzukleiden.«
»Ach, da wäre ich gern dabei gewesen und hätte es mit eigenen Augen gesehen.«
»Jennings war entsetzt. Ich hoffe, er hat sich von dem Schock inzwischen erholt«, sagte Brandon. Er fügte hinzu: »Genug herumgestanden. Ich bringe Sie nach Hause.«
»Ach, tatsächlich?«, fragte sie keck.
»Tatsächlich«, sagte Brandon fest.
»Letztes Mal hat das einige Probleme heraufbeschworen«, erinnerte sie ihn sanft, obwohl sie »einige Probleme« ziemlich untertrieben fand.
»Da können ein paar Probleme mehr kaum schaden, oder?«, fragte er und hob eine Augenbraue.
Wenn du wüsstest, dachte Sophie.
»Drücken Sie sich wieder vor Ihren Geschäftsbüchern?«, fragte Sophie. Sie ging weiter, und Brandon blieb an ihrer Seite. Während
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