Lady meines Herzens
nicht. Sagen Sie es mir.«
»Meinen Sie dieses katastrophale Nichts von einer Hochzeit? Oder sprechen Sie von einer zukünftigen Vermählung?«
»Wie schlimm war es?«, fragte er und verzog leicht das Gesicht.
»Das Gesicht meines ehemaligen Verlobten war danach dank der Faust meines Bruders nicht wiederzuerkennen. Meine Mutter ärgerte sich hauptsächlich über den ruinierten Harlow-Schleier, den mein ehemaliger Zukünftiger bei seinem Fall zerrissen hat. Mrs Beaverbrookes Hut war restlos verdorben, weil die Kirchenkatze ihr auf den Kopf sprang, als Matthew auf ihre Pfote trat. Dann ist er gestolpert und hingefallen. Ich glaube, da hat auch ein Baby geweint. Und das alles nur für eine Witwe namens Lavinia, der Matthew in einem Gasthaus begegnet ist.«
»Es tut mir so leid«, sagte Brandon. Seine Stimme klang seltsam. Sophie blickte ihn neugierig an. Er presste die Lippen zusammen und starrte geradeaus.
»Lachen Sie etwa?«, fragte sie entsetzt.
»Ich versuche, nicht zu lachen«, stieß er hervor.
»Die Gäste standen auf den Kirchbänken, um einen besseren Blick auf das Handgemenge zu haben«, fügte Sophie hinzu, um ihn absichtlich zu quälen.
Brandon brach in schallendes Gelächter aus. Er blieb stehen, legte die Hände auf die Knie und beugte sich vor. Fußgänger, die sich an ihnen vorbeischoben, knurrten und fluchten, weil er ihren Weg blockierte.
»Tut mir leid, aber ich sehe nicht, was daran so lustig sein soll. Ich würde gerne eine Erklärung hören, wenn Sie sich von Ihrem Heiterkeitsausbruch erholt haben«, verlangte Sophie.
»Es ist nur …«
»Lassen Sie sich ruhig Zeit. Wirklich, es besteht kein Grund zur Eile«, behauptete sie, während die Leute um sie herumgingen.
»Also gut. Sophie, was Sie mir da soeben beschrieben haben, ist schrecklich.«
»Ich weiß. Ich war dabei.«
»Es ist schrecklich, entsetzlich und der Stoff, aus dem Tragödien und Farcen gemacht werden. Es ist so verdammt schlimm, und Sie haben es überlebt. Jetzt kann man doch nur noch darüber lachen. Sie sind als eine starke, tapfere, hübsche, wunderbare und kluge Frau aus dieser Erfahrung hervorgegangen, die jede schwächere Persönlichkeit gebrochen und zerstört hätte.«
Einen Moment lang stand sie einfach da und schwieg. Auch sie wurde von murrenden und schimpfenden Fußgängern umrundet. In diesem Moment hatte sie eine Offenbarung.
»Das habe ich, nicht wahr?«, sagte Sophie erstaunt. Es stimmte, aber bisher war sie noch nie darauf gekommen, die Situation so zu betrachten. Die ganze Zeit hatte sie sich nur selbst bemitleidet, weil sie unter den Ereignissen gelitten hatte und auch jetzt als Hochzeitskolumnistin noch manches erleiden musste.
In Wahrheit hatte sie Glück gehabt. Nicht nur, dass sie knapp der Ehe mit einem Mann entkommen war, der ihr gegenüber nicht ehrlich gewesen war. Sie führte inzwischen ein spannendes Leben. Sie war so mutig gewesen, in London einen Neuanfang zu wagen, statt sich in Chesham zu verstecken. Sie hatte tapfer einen skandalösen Beruf ergriffen und sogar den Mut aufgebracht, wie sie sich mit einem Seitenblick auf Brandon eingestand, wieder zu lieben.
Aber konnte sie auch jetzt einen zweiten Neuanfang wagen? Wenn sie ihn verlor und ihre Anstellung bei der Zeitung gleich dazu? Wohin ging eine Frau, nachdem sie bereits Geschichte geschrieben und das Herz eines Dukes gestohlen hatte?
»Sehen Sie sich doch nur an! Sie sind eine schöne Frau, die London im Sturm erobert hat«, fuhr er fort. »Sie schreiben für die beliebteste Zeitung der Stadt. Eine junge Frau aus einem kleinen Kaff ist nun der Liebling der besseren Gesellschaft. Sie schreiben Geschichte. Verführen Dukes …«
»Oh ja, der Duke of Radley ist meinem Zauber erlegen«, erwiderte sie.
Vom Duke of Radley erzählte man sich, er bevorzuge das eigene Geschlecht.
Brandon lachte. Sie brachte ihn immer zum Lachen, und sein Lachen war wie Musik in ihren Ohren. Im Übrigen hatte sie seiner Ansprache dringend mit einem Scherz Einhalt gebieten müssen, denn wenn er weiter darüber redete, wie wunderbar sie war, fürchtete Sophie, irgendwann in Tränen auszubrechen und ihm selbst einen Antrag zu machen.
Wie konnte er so etwas zu ihr sagen und trotzdem Clarissa heiraten?
Diese Vorstellung ging nicht in ihren Kopf und quälte ihr Herz.
»Dann werden Sie sich in Zukunft häufiger liederlich, ausschweifend und skandalös verhalten?«, fragte Sophie und wechselte das Thema. Jetzt war kaum der richtige Zeitpunkt, um ihn zu
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