Lady meines Herzens
quittierten, auch nur annähernd als Gradmesser taugte, schien ihr Körper ähnlich zu denken.
»Sie gehören zu einer anderen Frau«, flüsterte sie erhitzt, weil sie nicht nur ihn, sondern auch sich selbst daran erinnern musste.
»Ich kann mich nicht von Ihnen fernhalten«, gab er zu. Sie schmiegte sich ein bisschen näher an ihn. Sie würde sich ihm innerhalb eines Herzschlags hingeben, wenn er nur dasselbe tat. Wenn es einen Weg gäbe, sich ehrenvoll einander hinzugeben …
»Das müssen Sie«, beharrte sie stattdessen. »Sonst …«
Sie spürte, wie er sich im Dunkeln neben ihr versteifte.
Lady Richmond hatte zweifellos ihr Opernglas auf Sophies leeren Sitz gerichtet. Es würde ihrer Aufmerksamkeit kaum entgangen sein, dass auch Brandon verschwunden war.
Es war eine Sache, ihr Herz zu verlieren. Etwas völlig anderes war es, wenn sie ihre Befürworterin verlor. Sie wollte keine Näherin oder Dienerin werden, keine Gouvernante oder Mätresse – auch nicht für Brandon. Sie hatte schon mit dem Gedanken gespielt und ihn wieder verworfen. Schließlich und endlich liebte sie es, ein Schreibendes Fräulein zu sein, auch wenn sie Hochzeiten verabscheute.
Aber sie liebte auch diesen Mann. Vom ersten Augenblick an hatte sie ihn geliebt.
Brandons Hand streichelte über ihren Rücken. Er rutschte näher und drückte sie an sich. Sie spürte seine Erregung, die sich durch ihre Röcke an sie presste. Ihre Lippen öffneten sich leicht, doch entschlüpfte ihr kein Laut.
Sie spürte seine heiße Berührung. Es war wunderbar und erfüllte sie mit einem völlig unbekannten Gefühl. Das also war Verlangen.
Sie kämpfte gegen ihre Instinkte und machte widerstrebend einen Schritt nach hinten. Er folgte ihr. Im Rücken spürte sie die Wand, während er vor ihr stand. Es gab kein Entkommen.
Und es war alles andere als unangenehm.
»Sonst …« Sie packte mit beiden Händen sein Hemd. Wie gerne sie ihr Gesicht seinem entgegenheben würde, damit er seine Lippen auf ihre presste! Seine Hände packten ihre Hüften. Quälend langsam glitten sie hinauf zu ihrer Taille und noch höher. Sie wurde von einer Reihe herrlicher Empfindungen überschwemmt.
»Es gibt nichts, was ich dagegen tun kann, Sophie.« Seine Worte taten ihr weh. Der Schmerz vermischte sich mit der Lust, die seine Hände ihr bereiteten.
»Ich glaube, das ist nicht wahr«, forderte sie ihn heraus. Er war ein Mann, mehr noch, er war ein doppelter Duke. Bestimmt gab es etwas, das er unternehmen konnte – wenn er wollte. Es sei denn, er wollte nicht. Aber wenn er nichts unternehmen wollte, was tat er dann hier? Warum hielt er sie umfasst und führte dieses Gespräch mit ihr?
Ihr wurde schwindelig von diesen Gedanken und seinen Berührungen.
Er wollte sie, so viel wusste sie. Aber was wurde daraus, wenn er trotzdem Clarissa heiratete? Ihr Atem stockte.
Er drückte ihr einen einzelnen, zarten Kuss auf die Schläfe.
Es gab nichts, was sie tun konnte. Zur Tatenlosigkeit verdammt zu sein war einfach schrecklich.
»Der Ehevertrag wurde bereits unterzeichnet.«
Seine Worte entfachten in ihr einen Widerstreit der Gefühle. Sie liebte sein Ehrgefühl. Wenn er Clarissa leichtfertig und ohne Wimpernzucken fortschickte, müsste sie immer mit der Angst leben, er könnte ihr irgendwann dasselbe antun. Also war sein innerer Kampf gut.
Sie verstand ihn. Aber was das für sie bedeutete, gefiel ihr nicht.
»Aber was tun Sie dann hier?«, fragte sie leise und versuchte, sich aus seiner Umarmung zu befreien. Brandon wollte sie nicht loslassen. Dass er so besitzergreifend war, hatte sie von ihm nicht erwartet. Seine Hände, die sie fest gepackt hielten, erinnerten sie wieder daran, dass er nicht nur ein Gentleman, sondern auch ein heißblütiger und starker Mann war.
»Ich weiß es nicht«, gab er zu. Sie konnte die Frustration in seiner Stimme hören, konnte sie geradezu spüren.
Er drängte sich wieder an sie. Sophie unterdrückte ein Schluchzen – oder war es ein Seufzen? Sie wusste es selbst nicht genau. Seine Lippen streiften die überraschend empfindsame Haut an ihrem Hals und verharrten direkt unterhalb ihres Ohrläppchens, ehe sie weiter nach unten wanderten. Brandon drückte einen heißen Kuss auf die Stelle, wo sich die Schulter zum Nacken aufschwang. Und dies war der Moment, als sie seufzend nachgab und sich an ihn schmiegte. Er stöhnte, und eine köstliche Qual nahm sie in Besitz.
Er hob den Kopf. Flüchtig strichen seine Lippen über ihre. In dem Moment, als
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