Lady meines Herzens
beeinflusst.«
»Nicht besonders inspirierend, wenn Sie mich fragen«, bemerkte er trocken.
»Überhaupt nicht. Meine Mutter war bereits mit meinem Vater verheiratet, als es passierte, aber diese Ereignisse festigten ihre Abscheu gegenüber Lebemännern. Sie bevorzugt aufrichtige Gentlemen. Sie ist besessen von gesellschaftlichen Ereignissen, weil man ihre Schwester einst davon ausschloss. Und sie muss mich vor allem beschützen, weil ihre Schwester ihr Kind verlor … Sie sehen, wie das alles zusammenhängt, nehme ich an.«
»Ja«, sagte Brandon leise. »Das erklärt alles.«
»Sie sieht in Ihnen den Retter unserer Familie. Weil Sie wohlhabend sind. Sie sind gefasst, man kann auf Sie zählen. Und es ist nicht zu erwarten, dass Sie einen Skandal auslösen. Als Duke werden Sie in der Gesellschaft stets willkommen sein. Und Sie sind ein Mann, der immer an der Seite seiner Frau bleiben wird.«
Es klang in ihren Ohren logisch. Darum musste sie Brandon heiraten, und darum würde es ihre Mutter umbringen, wenn sie sich für einen anderen Mann entscheiden würde, vor allem, wenn dieser andere Mann ein verwegener Prinz aus dem Ausland war, der das Leben in vollen Zügen genoss.
Alles, was sie bisher gesagt hatte, entsprach absolut der Wahrheit, die Rolle, die Lord Brandons Reichtum für ihre Familie dabei spielte, ließ sie jedoch unerwähnt. Clarissa war dankbar für den warmen Sommer, denn ihre Eltern konnten sich nicht einmal Feuerholz leisten. Mit dem Geld, das ihnen noch geblieben war, mussten sie den gesellschaftlichen Schein wahren.
»Ich weiß nicht, was ich sagen soll, Lady Clarissa. Außer dass Sie mir eine Menge zu denken gegeben haben.«
»Ich weiß, wie viel Verantwortung ich mit dieser Geschichte auf Ihre Schultern lade«, sagte Clarissa.
»Ich kenne es nicht anders«, gab er zurück.
»Das bezweifle ich nicht. Aber bitte erzählen Sie niemandem, dass ich Ihnen die Geschichte anvertraut habe. Meine Mutter hört das nicht gerne«, sagte Clarissa.
»Das ist nur verständlich. Wir sollten das Thema wechseln, ich vermute, sie kommen jeden Augenblick zurück«, erwiderte Brandon. Er ist so rücksichtsvoll, dachte sie. Vielleicht war er doch nicht so einschüchternd, wie sie immer geglaubt hatte.
»Aber eins möchte ich noch anmerken, Lord Brandon. Ich weiß, sie …« Clarissa zögerte, sie wusste nicht genau, wie sie es ausdrücken sollte. »… sie ist eine Herausforderung, aber sie ist auch meine Mutter. Ich werde alles tun, um sie glücklich zu machen.«
»Auch wenn Sie etwas tun müssen, das Sie selbst unglücklich macht?«, fragte Brandon.
Mit anderen Worten: Warum verleugnete sie ihre Liebe zu Frederick, um einen Mann zu heiraten, für den sie keine Gefühle hegte?
Natürlich war ihm die Zuneigung nicht entgangen, die sich zwischen Frederick und ihr entwickelt hatte. Er war nicht blind, und sie gingen nicht besonders diskret vor. Sie hatte bisher angenommen, er sei so sehr mit seiner eigenen Affäre beschäftigt, dass ihr Flirt ihm nicht auffiel oder ihn nicht kümmerte. Aber jetzt war deutlich, dass er immer noch auf sie aufpasste. Ein angenehmes Gefühl, doch zugleich schämte sie sich. Er wusste, dass sie nicht den innigen Wunsch verspürte, ihn zu heiraten.
»Wenn es sie glücklicher macht als mich unglücklich. Ergibt das Sinn?« Clarissa hoffte es, weil sie es nicht ertragen würde, ihm zu erklären, warum sie ihn heiraten musste, obwohl ihr Herz dagegen rebellierte.
Es ging ums Geld. Um die Anerkennung ihrer Mutter. Weil diese Dinge für sie mehr zählten als ihr eigenes Glück.
Weil es sich so merkwürdig anfühlte, ihrer Mutter nicht zu gehorchen. Sie glaubte, dass sie dazu nicht fähig war.
»Das tut es«, antwortete er. Brandon legte seine Hand auf ihre. Es war eine beruhigende Geste. Zu spät aber fielen Clarissa die Tintenflecke an ihren Händen auf, die er besser nicht sehen sollte.
Sie hatte die Handschuhe ausgezogen, um Frederick ihre Finger zu zeigen. Im Gegenzug hatte er ihr seine Hände gezeigt. Ihr Prinz war mit den Fingerspitzen über ihre Handfläche gefahren, was ihre Haut zum Kribbeln gebracht hatte.
Oh, sie hätte ihm niemals solche Freiheiten erlauben dürfen, und sie sollte nicht daran denken, während sie die Hand ihres Verlobten hielt! Heimlich versuchte sie, ihm die Hand zu entziehen.
Lord Brandon bemerkte die Tintenflecke.
»Was haben Sie denn in letzter Zeit geschrieben?« Er wirkte in seiner Neugier ganz arglos, und sie fühlte sich nur noch
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