Lady meines Herzens
vorstoßen konnte.
Brandon hätte seine Augen verdreht, wenn das in der gegenwärtigen Situation nicht verdammt gefährlich gewesen wäre.
»Falls Sie es leid sein sollten, gewinnend und charmant zu sein, ist es mir bisher entgangen.«
»Wollen Sie nicht mehr über die Rettung einer holden Maid erfahren?«
»Nein«, sagte Brandon. Er hatte keine Lust, über schöne Jungfrauen, Prinzen oder irgendwelchen romantischen Unsinn zu reden. »Jetzt sind Sie an der Reihe, mir zu antworten. Handeln oder Ehre?«
»Handeln. Ich finde, letzten Endes ist das ehrenvoller«, antwortete von Vennigan.
»Das müssen Sie erklären«, sagte Brandon. Er war neugierig.
»Es ist oft schwieriger zu handeln, statt tatenlos zu bleiben. Handeln verlangt Nachdenken. Man muss abschätzen, welcher Weg der beste ist, dann muss man seine Trägheit überwinden und die Kraft finden, den Gedanken in die Tat umzusetzen«, meinte von Vennigan beiläufig.
Mit einer Geschwindigkeit, die die Trägheit seiner Stimme Lügen strafte, schnellte er vor. Brandon konnte nur knapp ausweichen, und von Vennigans Klinge traf geräuschvoll auf den Handschutz von Brandons Degen. »Handeln ist letztlich viel komplizierter«, sagte von Vennigan lapidar. Er wusste, wenn schon sein Treffer nicht platziert war, dann zumindest seine Worte.
»In der Tat.«
»Ich glaube, die Schwachen und Unwissenden handeln nicht. Ehrgefühl verleitet oft zur Tatenlosigkeit«, fuhr von Vennigan fort.
»Und wenn nicht?«
»Dann ist es Handeln.«
»Ich finde Ihre Argumentation fehlerhaft und unlogisch«, sagte Brandon.
»Das bleibt Ihnen unbenommen. Aber mein Ehrgefühl drängt mich zum Handeln. Ihres verleitet Sie zum Stillhalten. Vielleicht hätte ich fragen sollen, welche Form edler ist, das Handeln oder das Verharren. Aber vermutlich wäre unsere Unterhaltung ähnlich verlaufen, denken Sie nicht?«, fragte von Vennigan.
Danach war eine Zeit lang nur das Krachen von Stahl auf Stahl zu hören, während die beiden Männer im Übungsraum verbissen kämpften.
Von Vennigans indirekte Andeutung, er könnte ein Feigling sein, gefiel Brandon nicht. Wenn sie nicht bereits gegeneinander kämpfen würden, hätte Brandon ihn spätestens jetzt herausgefordert, um ihm etwas zu beweisen.
»Haben Sie nichts dazu zu sagen?«, fragte von Vennigan.
»Wenn mein Ehrgefühl mich nicht zum Nichtstun verdammen würde, wie Sie behauptet, hätte ich Sie längst zum Teufel geschickt.«
Von Vennigan lachte auf. Brandon verdoppelte seine Anstrengungen. Sein Gegner wurde von seinem Angriff sichtlich überrascht.
Inzwischen war Brandon schweißgebadet. Das Gespräch, das dieser Bayernprinz ihm aufdrängte, irritierte ihn. Er war wütend auf den ausgeklügelten Vertrag, den er selbst aufgesetzt und unterzeichnet hatte, und zugleich war er beseelt von dem Verlangen nach einer Frau, die er vielleicht nie wieder berühren durfte.
Sogar hier, während des Kampfs, bekam er sie nicht aus dem Kopf.
Brandon holte ungeschickt aus. Von Vennigan schlug Brandons Degen mit so viel Schwung auf den Boden nieder, dass die Schneide von dem Schlag barst. Brandon stand mit einem kürzeren, aber dafür umso gefährlicheren Degen in der Hand da. Er knallte seinen Fuß auf den Degen seines Gegners und zwang so den Prinzen in die Knie.
Brandon stand über ihm. Er hatte den scharf gezackten Degenstahl auf die Brust des jungen Prinzen gerichtet. Sein Leben lag nun in Brandons Hand.
»Es ist nur meine Ehre, die mich davon abhält, die Sache hier und jetzt zu beenden.«
Kapitel 31
Im Arbeitszimmer des Dukes
Hamilton House
Seine Ehre, seine verdammte Ehre! Letztlich ging es immer nur darum, oder? Brandon war nach seinem Kampf gegen von Vennigan nicht zufrieden. Er lief unruhig wie ein wildes Tier in Gefangenschaft in seinem Arbeitszimmer auf und ab. Er war wütend und frustriert!
Sophie … Er wollte sie. Er sehnte sich nach ihr, seinen guten Absichten und seinem gesunden Menschenverstand zum Trotz. Er konnte und durfte sie nicht sehen – wegen seiner Ehre. Seiner verdammten Ehre!
Zum Teufel mit seiner Ehre.
Er musste Sophie sehen. Morgen Abend fand in Vauxhall eine Opernpremiere statt. Das war die perfekte Gelegenheit, um sich heimlich mit ihr zu treffen. Schließlich schickte er ihr eine Nachricht.
Triff mich morgen Abend um acht Uhr im Wäldchen in Vauxhall.
Brandon
In Clarissas Schlafzimmer
Richmond House
Sie drückte die neue Botschaft von ihm kurz an ihr Herz, ehe sie seine Worte ein zweites Mal las.
Meine
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