Lady meines Herzens
ihm möglich sein sollte, ohne ihre schmale Hand in seiner aus London fortzugehen. Er wollte sie auf keinen Fall zurücklassen, doch er sah im Augenblick keine andere Möglichkeit.
Nun, es sei denn, er entführte sie. Aber so etwas wurde heutzutage nicht mehr gemacht. Doch wer weiß? Vielleicht würde er damit eine neue Mode hervorrufen.
Lord Hamilton and Brandon hatte seinen Standpunkt deutlich gemacht. Er würde nicht auf Clarissa verzichten, auch wenn er sich Hals über Kopf in eine andere Frau verliebt hatte. Das widersprach jeglicher Logik und dem gesunden Menschenverstand. Es war unmenschlich und eine grobe Beleidigung Fredericks romantischer Gefühle.
Ein guter Mann beschützte die, die er liebte. Brandon war ein guter Mann. Aber er liebte Clarissa offensichtlich nicht. Diese beiden Tatsachen konnte Frederick einfach nicht in Einklang bringen, egal wie oft er darüber nachdachte. Es muss einen anderen Grund geben, dachte er. Aber was es auch sein mochte, wie auch immer er es herausfinden sollte und was auch immer er tun würde, wenn er die ganze Wahrheit wusste … Nun, das alles kümmerte ihn augenblicklich nicht.
»Das ist alles so romantisch!«,seufzte Clarissa. Das stimmte. Das Mondlicht, der zauberhafte Garten und ihr Prinz.
»Romantik gehört zu Prinzen«, sagte er.
»Und was gehört sonst noch dazu?«
»Wir schlagen gerne Schlachten, herrschen am Hof und führen unser Land. Wir tanzen mit der Ballkönigin, retten eine holde Maid nach der anderen und sind der Stoff, aus dem die Fantasien zahlloser Frauen sind.«
Clarissa lachte. Frederick liebte ihr Lachen.
»Wir reisen in ferne Länder und finden ungeahnte Schätze. Und wir schreiben Unmengen Liebesbriefe an die Dame unseres Herzens.«
Bei diesen Worten lächelte Clarissa. In ihren Augen las er jedoch Traurigkeit. »Wirst du mir noch schreiben, wenn du fort bist?«, fragte sie. Ihre Worte trafen ihn wie ein Hieb in den Magen. Sie hatte nicht vor, mit ihm zu gehen.
Andererseits hatte er sie bisher auch nicht darum gebeten.
Frederick zögerte. Er verließ den Kiesweg und zog sie mit sich in eine abgeschiedene Nische, die von den hohen Hecken geformt wurde. Ein Ort, der wie geschaffen war für intime Momente zweier Liebender.
»Vielleicht«, antwortete er und nahm ihre Hand. Sein Daumen fuhr kreisend über ihre Handfläche.
»Vielleicht? Heißt das, du schreibst vielleicht nicht?«, fragte sie entsetzt. Sofort zog er sie näher an sich.
»Ich muss dir vielleicht nicht schreiben, wenn du mit mir kommst«, sagte Frederick. Er blickte auf ihr zartes Gesicht hinab. Clarissas große himmelblaue Augen wirkten jetzt dunkler und weiteten sich vor Überraschung.
»Ich … aber … Ich … Du weißt doch, dass … ich könnte einfach nicht …«
»Ich werde dir auch Briefe schreiben, wenn du mit mir kommst«, flüsterte Frederick ihr zu. Er stand dicht neben ihr. Er war ihr schon zu nah, aber er konnte sich nicht von ihr lösen. »Kleine Botschaften, die neben deinem Frühstücksteller warten. Den ganzen Tag über werde ich Lakaien losschicken, damit sie dir meine Nachrichten überbringen, nur um dir zu sagen, dass ich an dich denke, während ich regiere oder auf dem Schlachtfeld stehe …«
»Und während du eine holde Maid nach der anderen rettest«, fügte sie hinzu.
Frederick umschloss ihre Wangen mit beiden Händen.
»Du bist für diesen Prinzen die einzige holde Maid, Clarissa.« Er sprach ganz leise, flüsterte ihr die Worte ins Ohr. In diesem Moment schien es ihm ganz einfach und natürlich, dass seine Lippen ihre streiften.
Sie küssten einander. Winzige Küsse, die auf den Lippen landete wie Schmetterlingsflügel. Zärtlich und ganz langsam drängte er sie, ihre Lippen für ihn zu öffnen. Er hatte nicht gewusst, dass es so sein konnte. So süß und zugleich verzehrend, langsam und zärtlich und von einer unbeschreiblichen Leidenschaft erfüllt.
Er merkte, dass es ihr erster Kuss war, und es erfüllte ihn mit Stolz und Dankbarkeit, weil er der Mann sein durfte, der sie in die Geheimnisse der Liebe einweihte. Egal was jetzt noch geschah, ihm blieb der Gedanke, dass er der erste Mann gewesen war, der ihr so nahe sein durfte.
Im Stillen betete er, auch der einzige und letzte sein zu dürfen.
Kapitel 33
Sophie sah ihn sofort. Sie blieb abrupt stehen und hielt sich an Brandon fest. Dann sandte sie ein Dankgebet zum Himmel, dass sie nicht allein war und diese unangenehme und unerwartete Begegnung nicht ohne Brandon an ihrer Seite
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