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Lady Punk - Roman

Lady Punk - Roman

Titel: Lady Punk - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beltz & Gelberg
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an. »Das hätte ich mir ja denken können«, sagte sie. »Trägt man da so was?«
    »Ja«, sagte Terry. »So was und noch anderes.«
    Terry stieß nun ihre Tür auf. Sie drehte sich um und dachte, sie müsste nun noch etwas sehr Amerikanisches tun. Sie grinste die Frau an, klemmte sich die Blumen und den Proviant unter einen Arm und winkte mit der anderen Hand. »Bye, bye«, sagte sie.
    Auch die Frau lächelte jetzt. Sie winkte zurück. »Bye, bye«, sagte sie auch.
    Terry befand sich in ihrer eigenen Wohnung. Es war ein gutes Gefühl. Sie schaltete das Licht an, und als sie sah, dass es anging, war sie sehr befriedigt. Sie knipste es wieder aus.
    In der Küche und im Bad ließ sie die Wasserhähne laufen. Zunächst kam nur eine rote Soße heraus, dann klärte es sich und klares Wasser schoss in die Bassins.
    Im Badezimmer stand ein emaillierter Wasserboiler, der mit Kohle zu heizen war. Terry öffnete die etwas rostige Klappe unterhalb des Wasserbehälters. Da war noch eine Spur Asche zu sehen.
    Das Schlafzimmer war ziemlich ausgefüllt mit einem mächtigen Doppelbett und einem weißen Kleiderschrank. In der Ecke stand ein weißer Kachelofen. Er war fest an die Wand gemauert und reichte bis zur Decke.
    Mit den Möbeln im Wohnzimmer war nicht viel los. Ein schwarz glänzender Schrank war mit Sammeltassen voll gestopft. Zwischen zwei mit grauen Filzdecken bespannten Feldbetten stand ein quadratisches Holztischchen, auf dem sich ein Telefon befand. Es war schwarz und groß und sah vorsintflutlich aus. Terry hob den Hörer ab und hörte den Summton der Amtsleitung. Es war alles in der Wohnung, was man zum Leben haben musste.
    Terry öffnete die Tür zum Balkon, der auf der Straßenseite lag. Aus der Küche holte sie sich einen der beiden weiß lackierten Stühle, die vor einem mit geblümtem Wachstuch bedeckten Tisch standen. Sie stellte den Stuhl nah an die zementierte Brüstung des Balkons, setzte sich und legte die Füße auf die Balkonmauer. Sie packte ihren Proviant aus und aß durcheinander den Kuchen und die Beeren. Es ging ihr wirklich gut.
    Nebenan trat die Nachbarin auf den Balkon. Sie hatte ihren Mann mit rausgebracht. Der trug, wie Herr Adamski vorhin, obenrum auch nur ein weißes Unterhemd mit sehr tief ausgeschnittenen Achseln. Die Haut des Mannes auf den Oberarmen war von der Sonne rötlich verbrannt.
    Die Frau winkte Terry und Terry winkte zurück.
    »Amerika?«, rief der Mann rüber.
    Terry nickte. Sie hatte ihren Mund voll mit Kuchen und konnte nicht reden. Eigentlich hatte sie auch keine Lust dazu.
    »Very good«, sagte der Mann. »Amerika very good.«
    Terry schluckte, so dass sie ihren Mund frei bekam. Sie musste wohl oder übel etwas sagen. Ihr fiel nichts ein. So sagte sie: »Yes«, und nickte wieder.
    Der Mann grinste, nickte auch und sagte ebenfalls: »Yes.«
    Die Frau stieß ihren Mann an und sagte: »Sie spricht Deutsch.«
    »Ah«, sagte der Mann. »Deutsch?«, rief er herüber zu Terry. »Deutsch sprechen?«
    »Yes«, sagte Terry.
    »Oh«, sagte der Mann. »Very good. Deutsch sprechen very good.«
    Die Frau zog ihren Mann zurück zum Wohnzimmer. Von dort aus winkte sie Terry noch mal zu. »Bye, bye«, sagte sie.
    »Bye, bye«, sagte Terry und auch der Mann sagte: »Bye, bye.«
    Die beiden gingen Terry auf die Nerven. Sie stand auf und räumte den Stuhl zurück in die Küche. Dann schloss sie die Balkontür dicht. Sie öffnete alle Schubladen des Wohnzimmerschrankes und fand ein Telefonbuch, das schon elf Jahre alt war.
    Terry setzte sich mit dem Buch auf eines der beiden Feldbetten. Sie suchte eine bestimmte Nummer, und als sie sie hatte, hoffte sie, dass sie sich in den Jahren noch nicht geändert hatte. Sie wählte und die Nummer stimmte noch. Es meldete sich das Städtische Gesundheitsamt.
    Terry versuchte, ihre Stimme möglichst tief und sanft klingen zu lassen. Sie meldete dem Gesundheitsamt eine versuchte Vergewaltigung durch Dr. Karl-Heinz Gutbrod und zwei nachweislich nicht genehmigte Abtreibungen. Terry hatte durch das Fernsehen mitbekommen, dass für so was eine Erlaubnis vorliegen müsste, und sie wollte Dr. Gutbrod alles anhängen, was man nur anhängen konnte. Überhaupt, dachte sie, doppelt genäht hält besser, und hoffte, dass man durch ihren Anruf endlich die Schweinereien von Dr. Gutbrod aufdecken würde. Es hatte ja schon den anderen Anruf bei der Polizei gegeben. O ja, man würde sie schon ernst nehmen müssen.
    Als Terry nach ihrem Namen gefragt wurde, hängte sie den

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