Lady Sunshine und Mister Moon
auf ihr dünnes weißes Top. „Wow. Jetzt siehst du wieder aus wie du selbst. Trägst du eigentlich einen BH unter diesem Ding? Du trägst keinen, oder?“
Sie antwortete nicht, sondern hob bloß kaum merklich die Brauen.
„Nein, du trägst tatsächlich keinen BH. Ist das die Art, wie du deine Mutter umgehst? Indem du unter den Sachen, die sie zu sehen bekommt, etwas trägst, was das genaue Gegenteil von konservativ ist?“
„Gefällt es dir?“
„Oh. Sehr.“ Er fürchtete, dass ihm vielleicht die Zunge aus dem Mund hing, so sehr mochte er ihren Anblick. Dann schüttelte er den Kopf, um ihn wieder klar zu bekommen, und konzentrierte sich auf ihr eigentliches Thema. „Was hattest du mich gefragt?“
„Warum du unbedingt wolltest, dass ich mich so anziehe?“
Aber er war immer noch unkonzentriert. „Was trägst du unter der Hose?“
„Im Gegensatz zu dir …“, antwortete sie ernsthaft, „… trage ich Unterwäsche. In diesem Fall einen kleinen roten Spitzentanga. Die Betonung liegt natürlich auf klein.“
„Heiliger Strohsack.“ Er schluckte. „Also, wo waren wir stehen geblieben?“
„Warum du wolltest, dass ich mich so anziehe?“
„Das hast du schon mal gefragt, oder?“
„Ja, habe ich.“ Ein zufriedener Glanz schimmerte in ihren Augen, und sie schenkte ihm ein Lächeln, das seine Sinne entflammte. „Aber für dich, Schätzchen, wiederhole ich mich natürlich gern.“
„Du machst dich über mich lustig. Okay.“ Wolfs Ehrgeiz war geweckt. Er straffte seinen Rücken. Ungefähr zwei Sekunden lang zog er in Betracht, es ihr mit gleicher Münze heimzuzahlen. Wenn er die Chemie zwischen ihnen in Betracht zog, zweifelte er keine Sekunde daran, dass er es schaffen würde, sie ebenso hochzunehmen, wie sie es mit ihm getan hatte. Doch dann besann er sich auf seine Professionalität – eine Eigenschaft, die ihm einmal sehr wichtig gewesen war – und ließ die Idee widerwillig fallen.
„Ich wollte, dass du etwas Konservatives trägst …“, antwortete er stattdessen kühl, „… weil ich vorhabe, dich im Blickfeld der drei infrage kommenden Männer zu platzieren. Ich will sehen, wie sie auf dich reagieren. In Anbetracht des Tonfalls dieser Karte könnte es hilfreich sein, dich in die Vorsitzende des Elternsprechtags zu verwandeln, um den Typen wieder ein wenig runterzukochen. Jemand, der mit Begriffen wie ‚geile Hure‘ und ‚Vertrauen wiedergewinnen‘ um sich wirft, hat offensichtlich ein Problem mit deiner Sexualität.“
„Ganz zu schweigen von dem Problem, das er mit der Realität hat.“
Wolf nickte beipflichtend. „Das sowieso.“
„Also geht es in deinem Plan darum, seine Aufmerksamkeit zu erregen, ohne ihn aufzuregen?“
„Genau. Unser Ziel ist es, ein Maximum an Information mit einem Minimum an Aufwand zu erreichen.“
„Ooh.“ Sie blickte ihm in die Augen und fuhr aufreizend mit der Zungenspitze über die Oberlippe. „Weißt du eigentlich, wie es mich anmacht, wenn du solche Dinge sagst?“
Er runzelte die Stirn. „Carly, es ist ernst.“
Ihre sexy Fassade kam prompt zum Einsturz. „Ich weiß.“ Seufzend schob sie ihr Rührei mit Schinken zur Seite und stützte sich mit den Ellbogen auf den Tisch. Dann beugte sie sich zu ihm. „Es tut mir leid. Ich weiß, wie ernst die Sache ist. Ich bin nur ein bisschen nervös, weil ich in den Fokus eines Perversen geraten soll. Und wenn ich nervös bin, tendiere ich dazu, flapsig zu werden. Frag mal meine Mutter.“
Er schnaubte. „Bitte entschuldige, wenn ich das sage, aber deine Mutter klingt wie die Königin aller Nervensägen. Ich glaube, dass ich sie nicht einmal dann um ein Glas Wasser bitten würde, wenn mein Haar brennen würde.“
Damit erntete er ein Lachen, das typisch für Carly war – spontan, warmherzig und aufrichtig. „Und das, obwohl du sie noch gar nicht kennst“, sagte sie trocken. „Du kannst dich glücklich schätzen, Schätzchen. Denn solange du weder reich noch einflussreich bist, wird sie deine Bekanntschaft nicht einmal in Erwägung ziehen.“
Wolfs Handy klingelte. Als er es aus seiner Brusttasche fingerte, sah er, dass es ein Anruf aus dem Büro war. Er entschuldigte sich und nahm den Anruf an. „Jones.“
„Wolf. Hier ist Fred. Ich habe gerade mit Evans gesprochen. Die gute Nachricht ist, dass ich einen Termin mit ihm vereinbaren konnte. Die schlechte: Er ist schon in zwanzig Minuten.“
„Wir sind gleich da.“ Wolf wollte das Gespräch abbrechen, zögerte jedoch kurz. „Danke,
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