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Ladylike

Ladylike

Titel: Ladylike Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ingrid Noll
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instruiert worden, denn vor uns baute sich ein Muskelpaket auf, das vor Anabolika kaum mehr laufen konnte.
    »Badewannenlift? Fahrbarer Klostuhl?« fragte er und musterte uns abschätzend.
    Anneliese und ich wechselten bloß einen Blick, bevor ich mit sanfter Stimme behauptete: »Die Stelle wurde leider vor fünf Minuten an Ihren Vorgänger vergeben. Es tut uns leid, daß wir Sie nicht mehr rechtzeitig benachrichtigen konnten.«
    Kaum war er draußen, meinte Anneliese: »Bravo, Lore! So schnell hätte ich nicht geschaltet. Auf einen Bodyguard mit Spatzenhirn können wir verzichten.«
    Der nächste war zwar eine Spur besser, aber auch nicht gerade hinreißend. Eher hielt ich ihn für einen langweiligen Streber, wie er sich siegesbewußt im gebügelten Hemd und mit einem Laptop unterm Arm bei uns vorstellte. Ich war nicht überrascht, daß er Informatik studierte. Zuerst inspizierte er meinen Wagen und fragte nach der Spitzengeschwindigkeit, dann wollte er auf der Stelle die Route berechnen, wofür er ein perfektes Programm gespeichert habe. Gut erzogen verbarg er seine Enttäuschung darüber, daß wir uns bis jetzt noch gar nicht über das Ziel abgesprochen hatten. Immerhin notierten wir seine Telefonnummer und versprachen, ihm am nächsten Tag Bescheid zu geben.
    »Auch nicht der Mann meiner Träume«, sagte Anneliese, »ziemlich konservativ und humorlos. Hoffentlich kommt mal einer mit ein bißchen Phantasie!«
    Nummer drei gefiel uns tatsächlich. Der schlaksige junge Mann trug ein buntes Hemd mit peruanischen Vogelmotiven, einen ledernen Schlapphut und an fast allen Fingern einen Silberring. Er studierte Kunstgeschichte und schrieb gerade seine Magisterarbeit. Bereitwillig und ausgiebig referierte er über Holzreliefs in barocken Wallfahrtskirchen und hätte uns am liebsten sofort ins Frankenland geschafft. Als er aber unseren Terminplan hörte, machte er einen Rückzieher.
    »Etwas ist mir immerhin geblieben«, sagte Anneliese, als wir wieder allein waren, »das schönste Kapuzinerkloster ist das Würzburger Käppele. Aber deswegen muß ich noch lange nicht hinpilgern.«
    »Du hast wieder einmal mehr behalten als ich«, sagte ich anerkennend. »Aber wohin soll unsere Reise gehen? Für zwei Wochen ist es vielleicht doch zu weit bis Portugal.«
    Anneliese zog es im Grunde gar nicht in ferne Länder. Einmal im Leben wollte sie den berühmten Blautopf sehen. Ewald, dessen Wohnort in der Nähe lag, hatte ihr so oft von Blaubeuren vorgeschwärmt, bis sie ein unstillbares Verlangen nach jenem überirdischen Blau verspürte. Nun, das war nicht besonders weit, das konnte ich auch ohne Fahrer schaffen.
    »Und du?« fragte Anneliese.
    Es war unendlich lange her, daß ich mit Udo ein paar heitere Sommertage auf Sylt verbracht hatte. Einmal im Leben wollte ich wieder hinfahren und sehen, ob es immer noch so schön dort war. Ich wußte, daß Anneliese nicht ganz so erpicht auf den Norden war wie ich. Jahrelang hatte sie mit ihrer Familie jeden Sommer auf einer dänischen Insel verbracht. Aber vielleicht konnten wir uns auf eine Tour quer durch Deutschland einigen.
     
    Viel weiter waren unsere Pläne noch nicht gediehen, als es zum vierten Mal klingelte. Zu unserer Überraschung waren es zwei, die vor der Haustür standen – ein sehr junger Mann mit seiner noch jüngeren Freundin an der Hand.
    Auf unserem Sofa bot das unzertrennliche Paar ein reizendes Bild. Gerührt betrachteten wir die beiden Jungvögel, die uns zugeflogen waren und wohl vorher ihre T-Shirts getauscht hatten. Auf seinem rosa Hemd, das er beinahe sprengte, war ein Gartenzwerg abgebildet, auf ihrem Sweatshirt, das wiederum viel zu weit war, prangte ein Affe und die Schrift MANILLA GORILLA .
    »Ricarda und ich machen alles gemeinsam«, sagte der junge Mann, »aber Sie brauchen nur eine Person zu bezahlen!«
    »Werden Sie beim Fahren aber auch die Hände am Steuer lassen?« fragte ich streng.
    »Ist doch eine Binse!« sagte sie vorlaut.
    Und er versicherte: »Hundertpro! Dienst ist Dienst, und Schnaps ist Schnaps – sagt mein Opa!«
     
    Heute haben wir dem Langweiler telefonisch abgesagt und mit dem Pärchen einen festen Termin für eine etwa zweiwöchige Reise vereinbart. Wer von den beiden denn den Lohn einstecke, fragte ich neugierig und bekam die Antwort: »Das ist doch völlig Sausage !«
    »Moritz ist ein hübscher Name!« sagt Anneliese. »Und zwei frisch Verliebte sind immer noch besser als ein einzelner Trauerkloß. Man kann ja trotzdem ein wenig mit

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