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Ladylike

Ladylike

Titel: Ladylike Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ingrid Noll
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Lösung«, sage ich, »aber eine Mikrowelle tut ebenfalls ganz gute Dienste.«
    »Ich will auch eine Kochkiste haben«, sagt Rikki, »baust du mir eine, Moritz?«
    »Klar, aber statt der Lumpen nehme ich Schaumstoff und Styropor«, verspricht der gehorsame Freund.
    »Na, sup! Haben Sie noch mehr solche Tricks auf Lager?« fragt Ricarda tief beeindruckt.
    Schon oft hat Anneliese ein Suppenhuhn mit Gewürzen und reichlich Wasser aufgesetzt, nach einmaligem Aufkochen den Herd ausgeschaltet, dem bleichen Tier einen silbernen Löffel in den Leib gerammt und den Deckel verschlossen. Zwölf Stunden später konnte sie das weiche Fleisch von den Knochen lösen und Hühnersuppe oder ein vorzügliches Frikassee daraus bereiten.
    Anneliese kennt sowieso mehr Küchengeheimnisse als ich, aber wie geht es ihr überhaupt? Ich lasse die jungen Leute ihr Frühstück genießen und suche meine kranke Freundin auf.
     
    Leise, um nicht zu stören, öffne ich die Tür. Mein erster Blick fällt auf ihr leeres Bett und das weitgeöffnete Fenster. Die Tür zum Bad steht auf, und ich sehe, wie Anneliese fleißig die Klospülung betätigt. Hat sie sich gerade übergeben?
    Mitleidig trete ich ein und erschrecke sie leider maßlos, denn durch das rauschende Wasser hat sie mich nicht kommen hören. Anneliese trägt keinen Bademantel über ihrem geblümten Nachthemd, die Füße sind bloß; in der Hand hält sie eine Blechdose mit der Aufschrift Kamille . Durch den Luftzug wirbeln getrocknete Blätter auf, die sicherlich nicht aus ihrem Magen stammen.
    »Aber, Schatz«, sage ich, »was machst du denn da! Ich kann dir doch auch einen Tee kochen!«
    Sie aber schüttet die restlichen Kamillenkrümel eilig in die Toilette und spült.
    Mir kommt dieses Treiben völlig unsinnig vor, die Gallenkolik hat sich wohl negativ auf ihre grauen Zellen ausgewirkt. Behutsam nehme ich meine kranke Freundin am Arm und führe sie wieder ins Bett.
    »Du mußt die leeren Dosen wegschaffen!« sagt sie hektisch. »Ich kann heute das Hotel leider nicht verlassen. Am besten siehst du dich nach einem öffentlichen Müllcontainer um.«
    Allmählich dämmert es mir. Die Blechdosen stammen gar nicht aus unserem Haushalt, sie gehören in Bernadettes Küche. Nun will ich es aber genau wissen, setze mich auf Annelieses Bettrand und lasse nicht mehr locker. Nach und nach kommt die Wahrheit ans Licht.
    »Stell dir doch mal vor, was passiert wäre, wenn Ewalds Kinder von diesem Tee getrunken hätten! Mir blieb nicht viel Zeit, ich konnte kein Risiko eingehen!«
    »Du hast mir aber in die Hand versprochen, daß du an Bernadettes Tod nicht schuld bist!« sage ich erregt.
    Ein bißchen Nachhilfe erteilt hatte sie sehr wohl: Anneliese hatte ihren Tanzstundenherrn über toxisch wirkende Pflanzen belehrt, hatte Ewald auf den hochgiftigen Eisenhut in unserem Garten aufmerksam gemacht und an einem kleinen Beispiel demonstriert, daß die getrockneten und zerbröselten Blätter in einer Dose Kräutertee kaum auffallen.
    »Bernadette trank doch am liebsten Pfefferminz oder Kamille«, sagt Anneliese, »was liegt da näher …! Ewald hat sehr aufmerksam zugehört und später alles mögliche aus unserem Garten für den Eigenbedarf geerntet und in Plastiktütchen verstaut und nicht direkt gesagt, ob er einen bestimmten Plan verfolgt. Es ist selten und äußerst wohltuend, wenn man sich ohne Worte mit einem Mann so gut versteht!«
    Einen Moment lang bin ich sprachlos. »Du wolltest doch grundsätzlich nicht für andere die Kastanien aus dem Feuer holen!« sage ich zornig. »Wieso rettest du diesen treulosen Kandidaten vor einer Katastrophe und klaust für ihn das Corpus delicti aus der Küche seiner Frau?«
    »Weil er es nicht verdient hat, daß seine Kinder dran glauben müssen«, murmelt Anneliese. »Mensch, mir ist immer noch ziemlich elend!«
    »Du bist wirklich ein außergewöhnlich edler Mensch, die reinste Samariterin«, sage ich und decke sie, die wieder ins Bett kriecht, gut zu. »Darf ich dir zum Lohn ein Kännchen Kamillentee aus der Hotelküche servieren lassen?«
     
    Bevor ich mit den jungen Leuten zu einer Stadtbesichtigung aufbreche, betrachte ich nachdenklich die Blechdosen. Warum soll ich sie überhaupt wegwerfen? Ich erkläre meiner Freundin, daß sie Ewald anhand der Dosen irgendwann beweisen kann, wie mutig sie seinen Kindern das Leben gerettet hat. Anneliese leuchtet das ein.
    »Ach, Lore, zu zweit sind wir unschlagbar. Und nun mach dir einen schönen Tag und laß mich noch

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