Längst vergangen: Thriller (German Edition)
und trete ein.
Das Wohnzimmer ist leer und dunkel. Aus dem Flur dringt orangefarbenes Licht herein, und ich höre Dianes Stimme in der Ferne. Ich sehe mich zu Lisas Truck in der Auffahrt um, dann schließe ich die Haustür und gehe dem Licht entgegen.
Ich biege um die Ecke in eine holzvertäfelte Küche. Eine bernsteinfarbene Kugellampe steht auf dem Fußboden neben einem Haufen zerwühlter Decken und einem Stapel zerfledderter Taschen bücher. Diane lehnt an der Arbeitsplatte. Als sie mich sieht, legt sie den Hörer auf und sagt: »Es ist weg.«
»Was denn?«
Sie wedelt mit dem Handy. »Mein Gepäck, das Geld, alles. Es ist weg.«
Die Küche ist durch eine gläserne Schiebetür mit einer kleinen Essdiele verbunden, die auf eine hölzerne Veranda hinausgeht. Dahinter ist alles dunkel.
»Lisa?«
»Nein.« Diane schüttelt den Kopf. »Konnte sie gar nicht. Sie war heute Nachmittag hier, als ich weggefahren bin, und wir haben ihren Truck.«
»Wer wusste sonst noch, dass du hier warst?«
»Niemand.« Diane scheint darüber einen Augenblick nachzusinnen, dann schüttelt sie den Kopf und sagt: »Nein, niemand.«
»Wie viel Geld hattest du?«
»Etwas mehr als zwanzig Riesen. Ich weiß, das war nicht viel, aber immerhin ein Anfang, Jake. Unser Anfang.« Diane knallt das Telefon auf die Arbeitsplatte, lehnt sich zurück und stützt den Kopf in die Hände.
Ich gehe zu ihr und umarme sie. »Wir brauchen es nicht. Gabby kann uns was borgen ...«
»Du begreifst es nicht.«
Sie befreit sich aus meiner Umarmung. »Jemand war hier. Sie haben meine Sachen durchsucht und alles mitgenommen, was ich hatte.«
»Ich habe dir doch gesagt, dass wir ...«
»Sie wissen, dass ich hier bin, Jake.« Ihre Stimme ist laut. »Und wenn die wissen, dass ich hier bin, heißt das, sie beobachten das Haus.«
– 39 –
Ich nehme Dianes Hand und führe sie durch den Flur nach draußen bis zu Lisas Truck. Auf halbem Weg bleibt sie stehen und entzieht mir ihre Hand.
»Ich kann das nicht, Jake.«
»Was kannst du nicht?«
»So fliehen, ohne irgendwas.«
»Diane, ich ...«
»Ich will mich nicht für den Rest meines Lebens ständig umdrehen müssen. Das schaff ich nicht.«
»Dann tun wir es nicht«, sage ich. »Aber wenn du recht hast und Briggs dieses Haus beobachtet, müssen wir weg.«
Diane sieht zu mir hoch. »Ich erzähle denen, dass wir die Diamanten gefunden haben.«
»Das kannst du nicht. Es ist zu spät.«
»Zu spät?«
»Ich habe Gabby angerufen und ihm erzählt, was in den Figuren ist.«
»Du hast
was
getan?«
»Er musste es wissen. Wenn sie ihn aufspüren, ist er wenigstens vorbereitet.«
»Was hat er gesagt? Hat er dir geglaubt?«
»Er hat eine zerbrochen und sich überzeugt.«
»O mein Gott.«
»Vergiss die Diamanten. Jetzt, wo er von ihnen weiß, sind sie so gut wie weg.«
»Ruf ihn an, erklär ihm die Situation. Wenn er weiß, dass du in der Klemme steckst, muss er dir helfen.«
»Wie denn? Du hast doch gesagt, dass diese Leute nie verzeihen.«
»Aber mit den Diamanten haben wir eine Chance.«
Ich sehe auf meine Uhr. »Unsere einzige Chance ist das Flugzeug. Den Rest überlegen wir uns, wenn wir hier weg sind.« Ich strecke meine Hand aus. »Du musst mir vertrauen.«
Diane starrt meine Hand an, dann sieht sie zu mir hoch und schüttelt den Kopf. »Es tut mir leid.«
Eine Lichtwelle schwenkt durch die Bäume und über den Boden. Ich wende mich um und sehe, wie drei schwarze Geländewagen von der Hauptstraße in die Auffahrt abbiegen und sich auf dem Rasen verteilen. Ihre Scheinwerfer blenden mich.
»Geh ins Haus.«
Diane rührt sich nicht.
Ich will es ihr noch mal sagen, doch dann ändere ich meine Meinung.
Zum Weglaufen ist es zu spät.
– – –
Die Geländewagen halten, und alle Türen gehen gleichzeitig auf. Mehrere Männer betreten den Rasen. Sie bewegen sich zwischen den Wagen und umringen uns von allen Seiten.
Diane ergreift meine Hand.
Die meisten Gesichter sind dunkel, nicht mehr als Silhouetten im Scheinwerferlicht. Ich schirme meine Augen gegen das grelle Licht ab und sehe Briggs und Hull durch den Garten auf uns zukommen. Briggs streckt die Hände aus und lächelt.
»Sie haben sich gefunden«, sagt er. »Wie wunderbar.«
Ich spüre, wie Diane sich an mich drückt.
Ich konzentriere mich weiter auf Briggs und versuche, nicht die Männer anzusehen, die uns umringen.
»Wir hatten einen Deal«, sage ich.
Briggs ignoriert mich und geht direkt auf Diane zu, ohne den Blick von ihr zu
Weitere Kostenlose Bücher