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Laennaeus, Olle

Laennaeus, Olle

Titel: Laennaeus, Olle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das fremde Kind
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Boulevardpresse
Heldenreportagen über sie veröffentlichte. Sie haben die Leute misshandelt und
sich auch sonst wie Schweine benommen. Überall im Land tauchten diese Nazis neuer
Generation auf. Ende der Neunzigerjahre haben einige von ihnen hier in Tomelilla
gewohnt. Richtig unangenehme Rowdys, die den Kommunalrat mit Drohbriefen bombardiert
und zu Tode erschreckt haben. Ja, und damit sind wir schon fast in der Gegenwart
angelangt...»
    Sven bleibt mitten im Raum stehen.
Schaut sich rasch im Zimmer um, als suche er etwas. «Verdammt, hab ich einen Durst»,
ruft er schließlich aus und verschwindet durch die Tür. Kurz darauf ist er mit zwei
Dosen Carlsberg wieder zurück, von denen das Kondenswasser tropft.
    «Ich muss an diese Kundgebung auf dem
Marktplatz denken», sagt Konrad und nimmt eine Bierdose in Empfang. «Die Schwedendemokraten
haben gefordert, dass Tore Torstensson freigelassen werden soll. Reichen denn die
Fäden bis hin zu ihnen?»
    «Kommt darauf an, wie man es betrachtet.
Die Nazis der BSS und Nordiska rikspartiet haben 1988 die Schwedendemokraten ins
Leben gerufen. Aber seit Mitte der Neunziger haben sie mehrfach dafür gesorgt,
dass Skinheads und andere Raufbolde rausgeworfen wurden. Und jetzt wird die Partei
von einer Gruppe geleitet, die quasi der Traum aller Schwiegermütter ist.»
    «Wie dieser Mats Blomberg?»
    «Genau. Man kann sie einfach nicht
länger als Nazis und auch kaum mehr als Rassisten abstempeln. Wenn man ihr Parteiprogramm
genau liest, kann man sich sogar fragen, ob man sie überhaupt noch als fremdenfeindlich
bezeichnen kann. Sie sind ganz einfach Nationalisten. Und verwehren sich gegen jegliche
Kulturvielfalt.»
    «Und die Botschaft kommt an?»
    Sven seufzt tief und nimmt die Brille
ab. Erstmals fäll t Konrad auf, dass er tiefe dunkle Ringe unter den Augen hat.
    «Die letzte Wahl lief doch gut für
sie.»
    «Sind sie denn hier draußen stark?»
    «Kommt wieder drauf an, wie man es
sieht. Sie haben in der Kommunalwahl viele Stimmen bekommen und vier Sitze im Gemeinderat.
Es gibt 'ne Menge Menschen, die in einem heruntergekommenen Kaff wie diesem zu ihrer
potenziellen Wählerschaft zählen. Leute, die Angst vor der Globalisierung haben.
Die sich ins gute, alte, gemütliche schwedische Volksheim zurücksehnen, das es eigentlich
so nie gegeben hat.»
    «Das, was du da sagst ... erinnert
mich irgendwie an Klas.»
    Sie betrachten einander eine ganze
Weile.
    «Er war auch auf dieser Kundgebung»,
sagt Konrad schließlich. «Aber es schien, als wisse er nicht so genau, ob er dazugehören
will. Gibt es in deinem Material denn irgendwas über ihn?»
    Sven schüttelt langsam den Kopf.
    «Nein, nichts, woran ich mich erinnern
kann. Und das ist ziemlich viel, wie du siehst. Aber wenn ich seinen Namen irgendwo
gesehen hätte, wäre er mir sicher aufgefallen.»
    Sie schweigen wieder. Nippen nachdenklich
an ihrem Bier. Es scheint, als würde der Name, den sie gerade genannt haben, sie
beide sowohl zeitlich als auch gedanklich zurückversetzen. Alte Bilder kommen ihnen
in den Sinn. Und sie brauchen nur einen kurzen Blick auszutauschen, um festzustellen,
dass sie dieselbe Szene vor sich sehen: der aufgemotzte Amazon mit zusätzlichen
Scheinwerfern und einer Texasflagge über die Rückbank drapiert. Klas, wutschnaubend,
hinter dem Steuer. Und seine Kumpels, schadenfroh grinsend, irgendwo im Hintergrund.
    «Sie waren immer zu dritt...», sagt
Sven vorsichtig.
    «Immer zu dritt», nickt Konrad. «Jedenfalls
anfänglich.»
    «Klas lebt noch immer in Tomelilla
und säuft sich das Hirn weg. Benga ist im Knast in Malmö gestorben, nachdem er Lelle
gegenüber 'ne Menge Andeutungen gemacht hat. Aber wo ist eigentlich der Dritte geblieben?»
    «Gunnar ...»
    «Wenn es nun stimmt, was Lelle erzählt
hat...», beginnt Sven.
    «Kann man sich auf deinen Bruder verlassen?»,
unterbricht ihn Konrad schroff. «Ich meine ... er wirkte nicht gerade glasklar
in der Birne.»
    «Hast du denn irgendeine Wahl?»
    Erst macht Sven einen etwas gekränkten
Eindruck. Aber dann rutscht er auf dem Sofa näher zu Konrad heran und legt dem Freund
beide Hände auf die Schultern.
    «Es klingt möglicherweise etwas weit
hergeholt. Aber stell dir vor, Lelle hat recht. Stell dir weiter vor, Benga war
nicht im Delirium, sondern wusste tatsächlich etwas darüber, was Agnes zugestoßen
ist. Dann wissen es seine beiden besten Kumpels vielleicht auch. Klas scheint ja
nicht gerade derjenige zu sein, aus dem etwas herauszukriegen ist.

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