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Laennaeus, Olle

Laennaeus, Olle

Titel: Laennaeus, Olle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das fremde Kind
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bremsen. Es ist kurvig und ein wenig hügelig, und
hinterm Steuer sitzt ein Bauer mit Lärmschutz auf dem Kopf. Konrad schleicht hinter
ihm her und spürt, wie er vor Ungeduld ganz kribbelig wird.
    Was geschieht wohl da draußen auf Tore
Torstenssons Hof? Es muss etwas Wichtiges sein, ansonsten hätte Palander ihn nicht
angerufen und aufgescheucht. Etwas, das mit Konrad selbst zu tun hat.
    Sicher hat Eva Ström oder möglicherweise
auch diese giftige Eidechse von Kommissar erwähnt, dass die Polizei einen Zusammenhang
zwischen dem Schussdrama in Onslunda und den Morden an Herman und Signe sucht.
Es klang zwar hauptsächlich wie eine Routineangelegenheit, die sie zwangsläufig
durchführen müssen, wenn vier Mensehen innerhalb von einer Woche in ein und derselben
Gemeinde eines unnatürlichen Todes sterben. Aber man weiß ja nie, denkt Konrad,
während er langsam hinter dem Traktor hertuckert. Vielleicht haben sie ja etwas
gefunden.
    Palanders Auffassung zufolge war Torstensson
ein widerlicher Typ. Wenn er es war, der die beiden Albaner erschoss, hat er aus
irgendeinem Grund vielleicht auch Herman und Signe ums Leben gebracht. Konrad sieht
sie wieder vor sich, auf den Knien unmittelbar vor ihrer Hinrichtung. Hat Signe
sich darauf vorbereiten können, ihrem Gott zu begegnen? Hat Herman verstanden, was
sie beide erwartete? Konrad schämt sich dafür, dass gegenwärtig sein größter Wunsch
darin besteht, selbst von dem Verdacht befreit zu werden, sie ums Leben gebracht
zu haben.
    Es ist inzwischen eine ganze Woche
vergangen, seit er nach Tomelilla gekommen ist, und bisher hat er nicht mal einen
Teil dessen herausgefunden, was er sich vorgenommen hatte. Eigentlich weiß er noch
immer nicht, wo er anfangen soll zu suchen.
    Genau wie Palander gesagt hat, kann
man Torstenssons Haus schon von weitem sehen. Von der Landstraße führt eine schmale,
von Weidenbäumen gesäumte Schotterstraße zum Hof hinauf, auf dem drei Polizeiwagen
parken. Hinter ihnen steht ein roter Citroen, der Palander gehören muss.
    Konrad parkt ein Stück entfernt vom
Haus und geht das letzte Stück zu Fuß. Es riecht nach Gülle. Im Kräutergarten neben
dem Tor erblickt er eine Katze, die sich zwischen dem Wermutstrauch und dem wuchernden
Dill hindurch wegschleicht. Gehört sie Torstensson? Dann muss sie sich jetzt wohl
von Mäusen ernähren, wo ihr Herrchen hinter Gittern sitzt.
    Die Polizisten sind um den Brunnen
herum versammelt.
    Konrad zählt sechs Männer. Aber Örjan
Palander, der ein Stück abseits mit seiner Nikon vor dem Bauch steht, erblickt ihn
als Erstes. Er hält einen Finger vor den Mund, um ihm zu signalisieren, dass er
sich still verhalten soll. Zwei kräftige Polizisten halten ein Seil fest, das in
der Tiefe verschwindet.
    «Sie sind runter in den Brunnen. Wenn
Sie Glück haben, finden sie dort Ihren Freifahrtschein», flüstert er heiser.
    Konrad macht ein paar Schritte vor
und schaut in den Brunnen. Er sieht den Lichtkegel einer Taschenlampe aufleuchten
und einen Schatten, der sich da unten im Dunkeln bewegt.
    «Das ist ja unglaublich!»
    Auf der anderen Seite des Brunnens
steht Eva Ström in einem verschwitzten blaugrauen Polizeihemd. Sie muss drinnen
im Haus gewesen sein, als er ankam. Sie betrachtet ihn misstrauisch.
    «Was zum Teufel haben Sie denn hier
zu suchen? Konnte Palander mal wieder nicht die Klappe halten?»
    Konrad kommt nicht zum Antworten.
    «Zum Teufel auch, Ström!», knurrt Palander
und sieht aus wie ein streitlustiges Wildschwein. «Haben Sie schon mal etwas vom
Grundgesetz gehört? Sie sollten eigentlich wissen, dass es Sie nichts angeht, mit
wem sich Journalisten unterhalten.»
    Die Kriminalinspektorin seufzt tief.
    «Es widerspricht mit Sicherheit jeder
Bestimmung in der Prozessordnung, dass ein Verdächtiger während einer Beweissicherung
anwesend ist», entgegnet sie.
    «Nichtsdestotrotz werde ich Ihnen die
Hölle heißmachen, wenn Sie uns von hier fernhalten», entgegnet Palander und lächelt
entwaffnend.
    Genau in dem Moment hört man einen
Ausruf tief unten aus dem Brunnen.
    «Ich habe etwas gefunden!», hallt es
dumpf herauf.
    Alle Gespräche verstummen, und die
Blicke richten sich in die Tiefen des Brunnenschachts.
    «Ist es eine Waffe?», fragt Eva Ström
hinunter in die Unterwelt.
    Offensichtlich führt sie das Kommando.
Keine Antwort. Jemand stöhnt. Konrad spürt, wie sein Herz schneller zu schlagen
beginnt. Langsam geht ihm auf, worauf sie aus sind.
    Dann taucht ein Kopf über dem Brunnenrand
auf.

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