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Laennaeus, Olle

Laennaeus, Olle

Titel: Laennaeus, Olle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das fremde Kind
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oder später am Abend das Thema anschneiden würde.
Orjan Palander räuspert sich geräuschvoll und nutzt die Gelegenheit, seine Zigarillos
hervorzuholen.
    «Hab ich was Dummes gesagt?», fragt
Lena.
    Konrad spürt die Blicke der anderen.
    «Nein, das ist kein Problem», antwortet
er und meint es auch so.
    Diese beiden Menschen, die ja doch
in gewisser Weise seine Eltern waren. Zu der Zeit, als er jung war, hat er sie nie
richtig verstanden. Und jetzt - ja, jetzt sind es seine eigenen Gefühle, die er
nicht versteht.
    Als benötige er Hilfe, sie zu deuten.
    «Mir ist da ein Gedanke gekommen»,
sagt Sven nachdenklich. «Es war komisch, aber als ich gehört habe, dass Herman
und Signe ermordet worden sind, war ich kein bisschen überrascht. Entschuldigt,
wenn das etwas verrückt klingt. Aber schon damals, als wir Kinder waren, haben sie
irgendwie Unglück ausgestrahlt. Signe war halt, wie sie war, und Herman hat manchmal
zwar so seine Scherze mit uns gemacht. Aber es lag immer eine gewisse Melancholie
über dem Haus, in dem du gewohnt hast, Konrad. Damals konnte ich es irgendwie nicht
in Worte fassen, aber irgendwann hab ich gedacht, dass es schien, als wüssten sie,
dass sie früher oder später ... geopfert werden würden.»
    «Geopfert?», wiederholt Gertrud. «Von
wem?»
    «Ja, und wem denn geopfert?», fragt
Lena mit großen Augen.
    Sven zuckt mit den Achseln.
    «Das ist nur so ein Gefühl...»
    Er wirft Konrad einen unruhigen Blick
zu.
    «Ich nehme an ... ich gehe davon aus,
dass du nichts dagegen hast, wenn wir darüber sprechen, oder?»
    Konrad schüttelt den Kopf. Geopfert
werden wie Lämmer, denkt er. Ja, vielleicht ist da etwas dran.
    «Du, der du hier wohnst, siehst du
Klas eigentlich manchmal?», fragt er.
    «Nicht oft. Wir bewegen uns nicht in
denselben Kreisen. Das heißt, ich beweg mich eigentlich gar nicht in irgendwelchen
Kreisen. Jedenfalls nicht mehr als nötig. Und er, dein Stiefbruder, oder wie es
heißt, war ja einer der Schlimmsten. Ich war nicht gerade scharf darauf, ihm zu
begegnen.»
    Palander sieht aus, als wolle er etwas
sagen, hält jedoch inne und bläst stattdessen eine wohlriechende Rauchwolke in Richtung
einer Mücke aus.
    «Es stört doch keinen, hoffe ich?»
    «Das mit diesen Morden ist aber schon
verdammt spannend», sagt Lena mit weit aufgerissenen Kajalaugen. «Irgendwer muss
sie ja schließlich erschossen haben. Und zwar ganz real. Und das warst doch hoffentlich
nicht du, Konrad, oder?»
    «Ganz bestimmt nicht!»
    Konrad macht eine wegwerfende Geste
und lacht ausdruckslos. Tut so, als hätte er ihre Frage als Scherz aufgefasst.
Aber er ist sich nicht sicher. Er betrachtet die Frau, die die Liebe seines Jugendfreundes
geworden ist. Es ist schwer abzuschätzen, ob sie nur durchgeknallt ist oder ob sie
ihn provozieren will. Oder allen Ernstes glaubt, dass er seine Adoptiveltern einen
nach dem anderen mit je einem Schuss in den Nacken hingerichtet hat, um an ihren
Lottogewinn zu kommen.
    Wie dem auch sei, in Svens Blick liegt
große Zärtlichkeit.
    «Ich glaube schon, dass wir davon ausgehen
können, dass Konrad unschuldig ist», sagt Palander. «Die Polizei hat heute gewisse
Beweismittel sichergestellt, die ... ja, über die ihr mehr in der Online-Ausgabe
der Ystads Allehanda nachlesen könnt. Leider geht sie erst nach dem Wochenende in
Druck.»
    «Eine Pistole», erklärt Gertrud. «In
dem Brunnen dieses verrückten Torstensson in Onslunda.»
    «Jetzt steh ich aber gerade völlig
auf dem Schlauch», meint Sven mit verwirrter Miene.
    Palander erläutert: die Pistole im
Brunnen. Die albanischen Jungs, die bewaffnet waren. Höchstwahrscheinlich mit derselben
Pistole, die sie auch Herman und Signe in den Nacken gedrückt haben. Also muss die
Polizei jeglichen Verdacht gegen Konrad fallenlassen.
    «Ahaaa!», platzt es erleichtert aus
Sven heraus.
    Und dann sagt Lena treuherzig: «Aber
das muss doch ein wunderbares Gefühl für dich sein, Konrad!»
    Tja, was für ein Gefühl ist es? Er
lacht mit den anderen und lächelt über Lila-Lenas Naivität, von der er immer noch
nicht weiß, ob sie echt ist. Wieder dieses irreale Gefühl. Wie bin ich eigentlich
hier gelandet, in einem völlig anderen Leben?, fragt er sich. Sonjas Gesicht flimmert
vorbei, verschwindet aber sofort wieder, sodass erst gar keine Sehnsucht aufkommen
kann. Auf der anderen Seite des Tisches sieht er Gertrud mit leicht geröteten Wangen
sitzen. Die Sonne ist inzwischen untergegangen, aber die Dämmerung zeichnet

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