Laennaeus, Olle
nichts.
Sie ist weg.
Konrad öffnet die Augen und blickt
sich um. Er weiß genau, wo er sich befindet, und alles ist genauso wie erwartet.
Außer, dass Gertrud nicht da ist. Er vermisst sie sofort, sodass es in seiner Brust
schmerzt.
Sie ist wahrscheinlich nur Brötchen
holen gegangen.
Aber Konrad wird von etwas ergriffen,
das einer Art ... Panik gleicht.
Das ist doch lächerlich, redet er sich
ein.
Aber die Vernunft ist noch nicht erwacht.
Er drückt die Nase aufs Laken und saugt den Duft ihres Körpers ein.
Bleibt dann auf dem Rücken liegen,
nackt, und starrt an die Decke.
Dort krabbelt eine Spinne herum. Eine
große, grauschwarze Spinne mit einem Kreuz auf dem Rücken verlässt ihren Unterschlupf
in einem Spalt über dem Fenster und begibt sich auf ihr Netz, das sie in einer
Ecke unter der Decke gesponnen hat.
Es ist Ewigkeiten her, dass ich zuletzt
eine Kreuzspinne gesehen habe, denkt Konrad.
In der Mitte des Spinnennetzes hängt
eine Fliege fest. Sie scheint noch nicht tot zu sein, denn der eine Flügel bewegt
sich, oder ist es nur der Zug vom Fenster, der ihn flattern lässt? Jetzt ist die
Spinne da. Sie hockt sich über ihre Beute und bleibt reglos dort sitzen.
Dann klingelt das Handy.
Konrad stürzt aus dem Bett, wühlt in
seinen Kleidern und findet es schließlich in der Hosentasche seiner Jeans, die auf
dem Boden liegt. Er drückt rasch die grüne Taste.
«Palander hier!»
Konrad ist enttäuscht und zugleich
erleichtert. Er sinkt wieder auf die Bettkante zurück. Was hatte er sich erhofft
- dass Gertrud anriefe?
Er wirft einen Blick auf die billige
Ikea-Uhr an der Wand. Viertel nach neun. Nicht gerade viele Stunden Schlaf. Wie
kann Orjan Palander es überhaupt schaffen, um diese Zeit schon wieder nüchtern zu
sein?
«War nett gestern, oder?»
Er klingt unverschämt munter.
«Ja wirklich, sehr nett...»
«Und Gertrud hat dafür gesorgt, dass
Sie wieder heil in Ihrem neuen Zuhause gelandet sind?», fragt Palander unschuldig.
Die Frage irritiert Konrad. Schnüffelt
er in seinem Leben herum? Oder hat er nur eine stark ausgeprägte Intuition? Palanders
Reporterinstinkt scheint offensichtlich hoch entwickelt zu sein. Vielleicht ist
er auch nur neugierig, so wie man es auf Menschen ist, die einem etwas bedeuten.
Nichts jedenfalls, worüber man sauer sein müsste.
«Das Letzte, was ich von Ihnen gesehen
habe, war jedenfalls, wie Sie mit einer Flasche Cognac im Arm auf Svens Bank lagen.
Sah aus, als hätten Sie süße Träume gehabt», kontert Konrad und lacht kurz auf.
Er hört Palander am anderen Ende glucksen.
«Na ja, einen besseren Bettgefährten
kann man wohl nicht bekommen. Aber wie dem auch sei», fährt er fort, «der Grund
für meinen Anruf zu dieser unchristlichen Zeit ist, dass ich eine Neuigkeit habe.»
«Und die wäre?»
«Na ja, besser gesagt, zwei Neuigkeiten.
Eine gute und eine schlechte.»
«Und jetzt soll ich auswählen, welche
ich zuerst hören will?»
«Nein, ich sage Ihnen auf jeden Fall
zuerst die gute.»
«Okay?»
«Ich hab heute Morgen einen Anruf von
meiner Kontaktperson in der Polizeibehörde bekommen, die sich, ihrer belegten Stimme
nach zu urteilen, in genauso erbärmlichen Zustand befunden hat wie der Anrufende.
Nichtsdestotrotz schuldete mir der Mann einen Gefallen. Er hat mir also mitgeteilt,
dass die Polizeitechniker ausgerechnet gestern am Mittsommerabend Überstunden geschoben
haben, um die Pistole aus dem Brunnen zu untersuchen.»
«Und?», fragt Konrad ungeduldig.
«Der Optimismus, der uns nach dem Fund
in Onslunda beschlichen hat, scheint berechtigt. Die vorläufigen Ergebnisse zeigen,
dass die Luger dasselbe Kaliber besitzt wie die Waffe, die Hermans und Signes Mörder
benutzt hat. Eine alte Kanone, bestimmt noch aus dem Krieg. Aber gut erhalten,
wie mein Gewährsmann bestätigt. Und die Spuren an den Patronen scheinen mit dem
Lauf übereinzustimmen.»
«Das klingt ja ... gut», erwidert Konrad,
ohne sich besonders erleichtert zu fühlen.
Das Einzige, was ihm durch den Kopf
geht, ist, wo zum Teufel Gertrud steckt.
«Ich möchte allerdings betonen, dass
es sich um ein vorläufiges Ergebnis handelt. Sie werden sowohl die Pistole als
auch die Patronen mit Sicherheit nach Malmö schicken. Oder ins Staatliche Kriminaltechnische
Labor in Linköping zur genaueren Analyse. Dort sind sie technisch besser ausgestattet.»
«Ich bin echt froh, dass sie etwas
gefunden haben, das diesen Bernhardsson zwingt lockerzulassen», sagt Konrad.
«Mm,
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