Lagrosiea - Die Silberhalle (German Edition)
erfüllten sein Bewusstsein. Er nahm Geräusche von Explosionen und Energieentladungen, das Schreien Verletzter und den Geruch von brennenden Häusern, von Staub und Blut wahr.
Doch nur ein Bild erreichte Lagons inneres Auge. Es erstrahlte vor ihm ein seltsames Sternenzelt, mit einem gewaltigen silbernen Licht, das näher und näher kam. Je näher es kam, desto mehr Einzelheiten konnte Lagon erkennen. Es schien aus einem einzigen Schweif zu bestehen, dessen Spitze glitzerte, wie ein Diamant.
´Der silberne Schweif `, dachte Lagon. Das war es, was ihm Sadija in ihrer Prophezeiung vorher gesagt hatte : „Du wirst dich ihm entgegen stellen, wenn der silberne Schweif über Lagrosiea schwebt.“
Natürlich, das ist etwas, was man als den Endkampf um Lagrosiea beschreiben könnte. Und Lagon spürte, dass sich mit dem Schweif etwas näherte, voller Zerstörung, voller Chaos, voller…
„Lagon!“ , rief jemand aus weiter Ferne , „was machst du da?“
Irgendjemand stieß Lagon den Stein aus der Hand und die Flut, die über seine Sinne herein gebrochen war, erstarb.
Lagon öffnete die Augen. Er lag, alle Viere von sich gestreckt, am Boden. Sein Kopf schmerzte und auf seiner Brust saß Bundun.
„Was ist denn hier los?“ , fragte er krächzend.
„Wieso? Was meinst du?“ , wollte Lagon wissen und seine Stimme brach bei jedem Wort.
„Na hör mal! Ich komme hier herein und finde dich zappelnd und röchelnd am Boden, mit diesem Stein in der Hand“, Bundun wies mit dem Schnabel auf eine Stelle neben Lagon, wo der Stein nun völlig friedlich lag.
„Der Stein hat mir etwas gezeigt“, erklärte Lagon, „du weißt schon, Dinge die er zeigt, damit man etwas tut, was man tun muss.“
„Ach so“, krächzte Bundun , „hätte ich mir denken können. Wenn du mit dem Ding verbunden bist, bist du immer etwas weggetreten. Irgendwann musstest du ja mal umfallen.“
„Diesmal war es anders . Bisher erschien das, was der Stein mir zeigen wollte, immer nur vor meinem geistigen Auge. Aber diesmal war es so, als wäre ich dabei, als wenn es sich in meiner Zukunft ab spielen wird.“
„Und was hast du gesehen?“
„Den silbernen Schweif“, versuchte Lagon zu erklären , „aber frag mich nicht, was das ist. Er wird Zerstörung über Lagrosiea bringen!“
„Wenn du diese Zerstörung nicht abwenden könntest, hätte der Stein dich nicht darauf aufmerksam gemacht. Außerdem kann ich mir nur sehr wenig vorstellen, mit dem wir im Ernstfall nicht fertig werden würden. Zum Beispiel Dorrok oder der Untergang einer unbekannten Welt.“
„An Selbstbewusstsein schein es dir ja nicht zu mangeln, Bundun!“
Bundun zuckte mit den Flügeln, sagte aber nichts mehr.
„Woher kommst du jetzt eigentlich? Ich dachte eigentlich, du kommst erst am Morgen zurüc k. Gibt es denn nichts mehr zu j agen, in der Umgebung der Stadt?“
„Doch schon“, meinte Bundun , „aber weil wir so lange in groß Sielak festgesessen haben, bin ich völlig aus der Form. Deshalb jage ich pro Tag nur noch einen Hasen oder ein bis zwei Feldmäuse. Aber heute Abend habe ich an unserem Vorhaben gearbeitet.“
„An unserem Vorhaben?“
„Jawohl!“ , rief Bundun begeistert , „w ir haben einem gewissen, ehrenwerten Sackgesicht von Prinzen Eins auszuwischen!“ Bundun sagte da s voller Heimtücke und Kampfeslust, sodass man meinen könnte, dass er persönlich Prinz Axsidus zur Strecke bringen wollte.
Lagon wusste, dass die Politi k des Prinzen Wesen wie Bundun besonders benachteiligte. Trotzdem war er der Meinung, dass sich Bundun da in etwas hinein steigerte.
„Was hast du denn nun heute Abend getrieben?“ , wollte Lagon wissen.
„Ich war bei der Botschaft von Kaldorien, wo Liendra die Position der obersten Verwalterin bekleidet.“
„Du warst wo…. ?“
Bundun überging die Frage. „Ich habe nach Schwächen in ihrem Sicherheitssystem gesucht. War nicht leicht, aber ich habe eine Lücke gefunden. Und von da aus war es nur noch ein kurzer Weg bis zu Liendra Schlafgemach!“
„Ich verstehe nicht! Was willst du mir damit sagen?“
„Na, was wohl“, krächzte Bundun , „g eh zu Liendra und mach ihr einen Antrag!“
„Was soll ich tun… ? “ , Lagon glaubte nicht richtig zu hören.
„Du sollst zu Liendra gehen, ihr deine Liebe gestehen und sie bitten, dich zu heiraten!“
„Bei dir ist wohl der Fuchs begraben! Wenn Liendra verlobt ist, kann ich ihr doch keinen Antrag machen. Und überhaupt , kann ich ihr doch nicht einfach
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